In Sibiu (ehemals Hermannstadt) haben wir die Frau unseres Begleiters abgeholt, die von München mit dem Bus nachgekommen ist. Nach einer weiteren Übernachtung auf einem heimeligen Campingplatz südlich, in Michelsberg, brachen wir auf, um auf der „Transfagarasan“ die Karpaten zu überqueren. Das ist eine sehr schöne Straße zwischen den beiden höchsten Gipfeln. Nur war es wohl eine nicht ganz so gute Idee, das an einem Samstag zu tun, denn halb Rumänien hatte den selben Plan. Die ohnehin sehr schmale Straße war alsbald zugestaut, rechts und links wurde recht unorthodox geparkt, weil man gerne im Grünen nebenan picknickt, lustwandelt und zeltet. Wir sahen die absonderlichsten Manöver, ein Auto noch in irgend eine Lücke am Straßenrand zu bugsieren – da hingen schon mal die Hinterräder einfach in der Luft.
So hatte die Raufschleicherei zum Tunnel auf dem Paß wenigstens einige heitere Momente, die durchdrehende Nerven im Zaum hielten.
Doch, man kann sagen, die Rumänen haben ein durchaus heiteres Gemüt. Im Tunnel dann, vor dessen Einfahrt ein großes Hupverbotsschild prangte, schlich ein großes weißes Wohnmobil langsam vor uns her - vor ihm war alles frei. Was Klaus veranlaßte (gelegentlich verläßt auch ihn die Geduld) mal kurz das große Horn auf dem Dach zu bedienen. Woraufhin eine fröhliche Melodei ertönte – jeder hupte, was die Batterie hergab und keiner wußte eigentlich, warum. Aber jeder hatte Spaß dabei.
In Anbetracht des nicht gerade Vertrauen einflößenden Zustands des Tunnels kamen mir einige Bedenken wegen des an der Tunneleinfahrt explizit hervorgehobenen Hupverbotes und ich sah schon hinter uns das herunterkrachende Gestein, das sich ob der massiven Schallwellen gelockert hat.
Aber – uff – gerade noch mal gut gegangen....
Und der Verursacher fuhr fröhlich, sich keiner Schuld bewußt, weiter seiner Wege.
Auf dem Weg Richtung Osten wollte unsere Begleitung in Bran eine nette Burg anschauen, aber den Kapitalismus haben die Rumänen offenbar noch nicht ganz verinnerlicht. Die Stadt war voller Touristen, entsprechend gab es jede Menge Andenkenbuden mit grausigem Kitsch, die Parkgebühren waren durchaus gepfeffert. Wobei Klaus den Ticket-Verkäufer noch heruntergehandelt hatte – der wollte 21 Lei, die Gebühr für einen Reisebus, von uns. Das blaue Auto brauchte aber – quer – nur 3 PKW-Stellplätze, der je 3,50 kostete. Nach viel Gezeter war der Parkplatzwächter dann endlich mit 10,50 zufrieden.
Bei der Burg angekommen, fanden wir eine riesige Warteschlange in der prallen Sonne vor. Was mich sofort abschreckte, uns dann kopfschüttelnd umkehren ließ, als wir feststellten, daß das Kassenhäuschen gar nicht besetzt war. Einlaß erst ab 12 Uhr, es war ca. ½ 12 Uhr.
Wie blöd ist das denn, eine offensichtliche Touristenattraktion, an einem schönen Sommertag dazu, erst mittags aufzusperren??
Wir sind ohnehin nicht auf Touri-Belustigung aus, olle Burgen hat’s in der Fränkischen Schweiz mehr als genug, so sind wir weitergefahren, haben ein gemütliches Picknick außerhalb der Stadt gemacht und auf unsere „Verfolger“ gewartet, die tapfer das Burg-Programm durchgezogen haben.
Nachdem wir die Ostkarpaten, die sehr alpin und wirklich idyllisch sind, überquert hatten, war es dann auch genug mit Bergen und wir haben uns auf das Donau-Delta gefreut, das ein Nationalpark mit vielen Vögeln und artenreicher Vegetation ist. Touristisch ist es noch kaum erschlossen, dennoch waren wir so dumm, statt mit einem örtlichen Fischer durchzufahren, einem kommerziellen Angebot zu folgen. Mit einem kleinen klapprigen Motorboot schipperte man uns Vier ein wenig herum, was ganz nett, aber wenig aufschlußreich war. Wenn schon eine Tour angeboten wird, erwarten wir auch etwas Erläuterung, ein bißchen mehr Text als „Da – Pelikane“ oder „Haubentaucher“.
Wie gesagt, der Kapitalismus hat hier seine volle Blüte noch nicht erreicht, was zwar eigentlich kein Fehler ist, aber doch seltsame Erscheinungsweisen zeigt. Noch ist das Preisniveau sehr niedrig, aber das Mißverhältnis zwischen Preis und Leistung ist oftmals eklatant.
Inzwischen sind wir an der Schwarzmeerküste bei Constanta angelangt, machen auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Herrn in unserm Gefolge hier Station, was ansonsten nicht unserer Intention entspricht und hoffen, recht schnell weiterfahren zu können.