Mittwoch, 22. Dezember 2010

Westwärts


Die Regenzeit hatte nun richtig begonnen, wohl tatsächlich, wie wir in Darwin lasen, ca. 14 Tage zu früh. So kriegten wir von den Kimberleys, auf die Klaus sehr gespitzt hatte, nicht mehr allzu viel zu sehen, am meisten noch das Schild „road closed“.
Die unbefestigten Pisten werden im Nu zu einer sehr rutschigen Angelegenhiet, in den Senken steht das Wasser, da geht gelegentlich nur noch „Augen zu und durch“.
Wenn es schon so auf den freigegebenen Strassen war, kann man sich vorstellen, warum die anderen geschlossen wurden.
Kommen wir also wieder zu der allseits beliebten Rubrik „Das Tier und wir“.
Auf einem netten, schattigen Rastplatz abseits der Straße flatterte uns, als wir gerade beim Morgenkaffee saßen, ein Kakadu auf die Plane am Auto. Hing dann kopfüber `runter, um zu gucken, was es bei uns zum Frühstück gibt. Man ist ja gastfreundlich und ich habe ihm ein Stück Keks angeboten. Das hat er weggeknabbert, aber die Lage war ihm doch wohl zu unbequem, er kam `runter, um die weiter dargebotenen Kekse mit uns bei – na ja, mehr unter dem – Tisch zu sich zu nehmen. Wobei er die Kekse grazil in einer Kralle hielt und knurpselnd davon abbiß. So wohlerzogene Tischgesellschaft hat man gerne im Busch. Auch wenn er uns fast die ganzen Kekse weggeputzt hat…
Ein paar Tage später war es mal wieder Zeit für große Wäsche und damit den Luxus eines Campingplatzes. Als wir abends in der offenen Küche werkelten, quakte gelegentlich recht lautstark ein Frosch herum, der aber nicht zu entdecken war. Als einzig denkbarer Wohnort  erschien uns ein Getränkeautomat, der außer Betrieb war.
Wenn wir da einen Dollar einwerfen und auf „Cola“ drücken – ob dann der Frosch `rauspurzelt?? Aber vielleicht war´s ja ein Sprite- oder ein Fanta-Frosch? Man kennt sich mit australischen Fröschen ja doch nicht so gut aus und das wäre vielleicht auch zu sehr ins Geld gegangen. Außerdem waren die Münzen eh schon fürs Waschen draufgegangen. Und dann fanden wir des Rätsels Lösung.  Der Frosch saß unter einem Fernseher. Es war ein Tagesschau-Frosch! Hätte man sich ja denken können bei dem Gequake!!

Nun sind wir wohl dem Regen entkommen und machen in Broome, an der Nord-Westküste, ein wenig Station. Broome liegt auf einer Halbinsel im Indischen Ozean und wir haben einen Campingplatz direkt am Meer gefunden. Als wir in die Stadt gefahren sind, haben wir erst mal sehr, sehr lachen müssen, denn endlich sahen wir das, was wir schon die ganze Zeit vermisst hatten: den großen, roten Rotel-Bus! Wohin man auch kommt auf der Welt – Rotel ist auch da.
Wie immer, wenn wir mal in einer Stadt sind, muß das Auto versorgt werden. Dieses Mal brauchte es einen neuen Auspuff und der Tacho hatte seinen Geist aufgegeben. Kein Wunder eigentlich bei ca. 576.000 Kilometern. Wovon gut 10.000 Kilometer wir bisher gefahren sind.
Nun müssen wir uns noch mit Vorräten eindecken, denn Weihnachten ist auch hier alles zu. Auch wollen wir weiter die Westküste `runterfahren und dann ist erst mal für viele, viele Kilometer kaum Zivilisation. Nur Meer auf der einen, Wüste auf der anderen Seite des highways.
Allseits also ein schönes Weihnachtsfest und ein gesundes, neues Jahr wünschen Euch die beiden aus down under!



Krokodile!


Jaaa, wie es immer so ist: kaum hat man die teuren Attraktionen verlassen und macht sich selbst auf den Weg, schmeißt sich das Abenteuer einem direkt vor die Füße. Inzwischen bin ich ganz sicher, dass das australische Tierleben recht clever ist. Sobald Schilder auftauchen, die darauf hinweisen, davor warnen, haben die Tiere das gemerkt und sich verzupft.
Wir haben den Kakadu Park verlassen und sind durch die Pampa weitergefahren, am Ufer des Mary River gelandet und schon lungerten die Krokodile nur so `rum. Es gucken tatsächlich nur die Augen und vielleicht die Nase aus dem Wasser, aber man hat schnell `raus, ob es nur ein Ast oder vielleicht doch ein Kroko ist. Ein richtig großes Salzwasserkrokodil, bestimmt 5 Meter lang, lag brettlbreit am Ufer und lauerte auf einen netten Känguru-Snack. Denn die hopsten auch in hellen Scharen herum, wollten gegen Abend einen Schluck an der Mary-River-Bar nehmen. Aber ganz, ganz vorsichtig – Kängu tastete sich ans Wasser vor, Kroko lag da und beobachtete. Und dann kam unser norddeutscher Reisebegleiter auf die Idee, das Krokodil mit Steinen zu beschmeißen. Worauf es erst gar nicht reagierte, dann aber sehr spurtschnell vorpreschte. Das Känguru war aber schneller und nix war’s mehr mit dem Abendessen für das Kroko.
Am nächsten Tag sind wir mal einer Werbung gefolgt und – Überraschung! – es war toll!!
Eine Bootsfahrt auf dem Adelaide-River versprach „jumping crocodiles“. Da keine Touristensaison mehr ist, fuhr uns „hi – my name is Mark“ mit einem kleinen offenen Motorboot statt mit den sonst üblichen 2-stöckigen, verglasten Booten auf den Fluß. Der kannte alle dort wohnenden Krokodile mit Namen und wusste ihre Adressen.
An einem langen, dicken Bambusstock band er Fleischstücke, mit denen er sie dann anlockte.
Und sie kamen, fassten nach den Brocken, die er immer höher hielt, bis er sie den Happen schnappen ließ. Ein imposantes Kroko, das wohl in einem Rivalenkampf einen Vorderfuß verloren hatte, kam mit einem derartigen Platsch ans Ufer, das der Matsch nur so spritzte. Ich stand vorne im Boot und kriegte den ganzen Modder ab – weißes T-Shirt, versteht sich. Aber Original-Krokodil-Matschflecken sind ja auch ein nettes Souvenir.
Das war schon beeindruckend, aber wir waren doch ganz stolz, die ersten Krokodile zuvor in freier Wildbahn selbst entdeckt zu haben.
Dann waren wir an Australiens „top end“, in Darwin, angekommen. Sehr heiß, sehr feucht, direkt am Meer. Wunderbare Strände, aber leider keine Chance auf einen Sprung ins Wasser wegen der Salties (Salzwasserkrodokodile) und – noch viel schlimmer – der Box Jelly Fishes. Würfelquallen, angeblich die giftigsten Tiere der Welt. Da war der Pool am Campingplatz doch die ungefährlichere Erfrischung.
Das nächste Ziel war der Litchfield Nationalpark, der, wie uns schon einige Leute sagten, viel schöner als Kakadu sein sollte. Kann man nur bestätigen! Tolle Wasserfälle, in deren Becken man baden konnte, idyllische, preiswerte Campgrounds und die sogar mit Privat-Kängurus. Bei den Florence Falls sind wir 3 Tage geblieben und jeden Morgen kamen 2 Hopser, um gemütlich ihr Frühstück mit uns einzunehmen.
Allerdings begann die Regenzeit, jeden Tag gab es einen mehr oder weniger heftigen Guß und wir hatten erst mal zu tun, das Auto tropenfest zu machen. Kaum zu glauben, wo überall Wasser eindringen kann, die ersten Nächte im „Wasserbett“ waren nicht sehr kommod. Inzwischen ist alles dicht und bei aufziehenden Gewittern haben wir durch Planen vor dem Auto eine schicke Veranda, die einigermaßen trockene Logenplätze bietet.
Es wurde allerdings Zeit, Richtung Westen zu fahren, ehe immer mehr Straßen unpassierbar, schöne Gegenden unerreichbar werden. So sind wir nun in Western Australia und sind eigentlich auch ganz froh, die Northern Territorys verlassen zu haben. Auf Dauer ist die Landschaft doch recht eintönig, die vielen Restriktionen, Verbote und Reglementierungen (wegen großer Probleme mit den Aborigines) sind nicht gerade Touristen-freundlich und alles ist absurd teuer. Selbst Obst und Gemüse, das vor der Tür wächst, kostet wesentlich mehr als bei uns Import-Ware, die eingeflogen wird. Das macht es nicht gerade einfach, aus dem grässlichen englischen Zeugs, das einem hier als Lebensmittel verkauft wird, eine halbwegs genießbare Mahlzeit zuzubereiten. Aber der Westen verspricht bessere Umstände – wir werden sehen…

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Nordwärts


Wenn die Steppe ruft, ist doch kein Halten mehr und wir sind einfach eine gesperrte Straße gefahren. Auf Asphalt kann schließlich jeder.
Alsbald kreuzte wieder ein Fluß unseren Weg, der – nach vorherigem Testlauf – souverän durchpflügt wurde. Die folgenden Wasserlöcher auf der Straße waren beinahe nur noch große Pfützen. Es ging eine Weile recht idyllisch entlang des Hugh River, bis wir uns unversehens im Flussbett selbst wiederfanden. Sehr breit, sehr viel Schotter und eine Fahrspur war bald nicht mehr erkennbar. Unverzagt sind wir immer wieder durchs Wasser gestapft (nein, Krokodile gibt es hier noch nicht), rübergefahren, wenn es aussichtsreich erschien, wobei Klaus und der Toyota an manch` recht steilem Ufer ihr Bestes gaben. Aber nur, um nach einigen Metern festzustellen, dass es doch wieder mal nicht weitergeht. Selbstredend fand sich, als wir uns zum Umkehren entschlossen hatten, eine prima Fahrspur aus dem Labyrinth.
Und recht flott gings weiter nach Alice Springs. Zwar hatten wir für etwa 50 Km 4 Stunden gebraucht, aber schließlich hätte es auch viel schlimmer kommen können. Das hätte gedauert, bis uns auf einer gesperrten Straße jemand aufgelesen hätte – einfach mal den ADAC rufen geht hier nicht, da muß man selbst sehen, wie man wieder rauskommt.
In Alice Springs angekommen, haben wir uns auf einen netten Campingplatz wieder ein wenig zivilisiert, eingekauft und das Auto versorgt, sind dann nach 2 Tagen in die Mac Donnell Ranges aufgebrochen.
Auf dem Weg ins Palm Valley fanden wir einen zauberhaften Übernachtungsplatz mit großartiger Kulisse bei Sonnenuntergang, sehr idyllisch an einem Flusslauf gelegen.     
Aber alles hat seinen Preis – zwar war die Gebühr für den Platz erlassen, da die Gaskocher und –Grills nicht funktionierten, aber wir wurden dafür von Mücken und Ameisen überfallen. Da blieb nur die frühe Flucht ins Auto.
Am nächsten Morgen gings über eine recht holprige Piste weiter und wir konnten die Red cabbage Palmen , die es nur hier gibt, bewundern. Wobei ich mich gewundert habe, warum hier der Rotkohl auf Palmen wächst.
Es wurde heißer und schwüler, da kamen uns die Billabongs (ständige Wasserlöcher) auf der Weiterfahrt sehr gelegen, in die man schnell mal hineinhupfen konnte. Sehr bemerkenswert: es hängt immer ein Rettungsring da.
Und schon waren wir wieder zurück in Alice Springs. Klaus hatte Teile fürs Auto bestellt, die zu montieren waren und zu erledigen ist immer mal was, wenn man in einer Stadt ist.
Sehr lustig ist es hier in den Einkaufszentren, die recht weihnachtlich geschmückt sind. Da gab es einen großen Weihnachtsmann-Schlitten, der nicht von Rentieren, sondern von Kängurus gezogen wurde. Ob dem Santa Claus bei der Hopserei nicht schlecht wird??
Weiter nach Norden gibt es nicht sehr viel zu sehen, so sind wir recht flott auf dem Stuart Highway dahingefahren. Der Highway hat zwar die Wichtigkeit unserer Autobahnen, aber die Frequenz einer Dorfstraße am Sonntag Nachmittag. Drum kann man getrost die Rastplätze daneben besuchen, der Autolärm hält sich sehr in Grenzen.
Allerdings hatten wir auf einem Platz eine Begegnung der anderen Art. Wir hörten Schritte hinterm Auto, was bei einem ansonsten leeren Platz ein wenig ungewöhnlich war. Klaus guckte tapfer nach und erwischte einen Esel, besser wohl Muli, der sich gerade unseren Tabak aus dem Auto gemopst hatte – selbst schuld, wir hatten die Fenster offen gelassen. Den Tabak gab er zwar wieder her, wich uns ansonsten aber kaum mehr von der Seite. Meist zwar in gebührendem Abstand, einmal allerdings schlich er sich von hinten an Klaus, der gerade gemütlich saß, und guckte ihm freundlich über die Schulter. Sehr komisch, natürlich hatte ich gerade die Kamera nicht griffbereit. Klaus verbat sich energisch weitere Vertraulichkeiten dieser Art und stellte die Zugehörigkeits-Verhältnisse klar, dann hielt das Grautier angemessenen Abstand. Später kam ein Auto mit sehr lauten, heiteren Insassen (wie viele Kartons waren die schon unterwegs?), die aber nur kurz die Aufmerksamkeit von uns ablenkten. Die Nacht verbrachte er neben unserem Auto, wir haben mal vorsichtshalber die Türen zugemacht, der machte durchaus den Eindruck, als wäre er gerne zu uns ins Bett gekommen.
Apropos Tiere & Rastplatz: noch in New South Wales, bei dem Platz mit dem Frosch im Klo, wich uns ein kleiner Hund nicht mehr von der Seite. Ganz naß und durchgefroren, aber mit Halsband und offensichtlich jemandem gehörend. Aber es war außer uns niemand da. Nach über 2 Stunden bestätigte sich unsere Vermutung: der arme Kerl war einfach vergessen worden. War das eine Freude, als seine Familie, ganz aufgelöst, zurückkam!
Weitere Tiergeschichten gefällig?   
Diese Spinne saß auf meinem Stuhl. Eine sehr große schwarze war im Auto an der Decke und eine blau-graue hatte sich im Rahmen der hinteren Tür zusammengequetscht, war aber noch sehr lebendig. Das ist definitiv kein Land für Spinnen-Phobiker, zumal viele von den Viechern auch noch giftig sind.
Da war das UFO-Center Australien, unterwegs an einem Roadhouse, doch lustiger.  
Jetzt sind wir im Norden, es ist tropisch, die Regenzeit beginnt. Der Kakadu-Nationalpark allerdings hat uns bisher recht enttäuscht. Man zahlt den vollen Eintrittspreis, alles weitere ist sauteuer, nur unternehmen kann man so gut wie nichts. Alle ungeteerten Nebenstrecken, die zu den Attraktionen wie Wasserfälle, Billabongs, Aborigine-Plätze, führen, sind gesperrt. Nicht wegen Überflutung, wie wir zuerst dachten. Nein, einfach so, weil „wet saison“, egal, ob überschwemmt oder nicht. Das hätten sie uns auch vorher sagen können!
Einziger Trost ist ein angenehmer Campingplatz mit großem Pool und einem „Merry christmas“ Leuchtschild an der Pool-Bar.

Na ja, 2 Kängurus haben wir gesehen, vielleicht klappt es morgen noch mit ein paar Krokodilen, die es hier reichlich geben soll.