Donnerstag, 25. Juli 2013

Mückenterror

Mitten auf dem Denali-Highway haben wir das holländische Paar wieder getroffen. Sie kamen von Delta Junction, wohin wir gerade wollten. Eine Plauderei auf der Straße wurde uns aber durch heftige Mücken-Attacken schnell verleidet. So fuhren die Beiden weiter Richtung Denali, wir in die andere Richtung, zurück nach Tok.

Weil der Campingplatz dort zu und zu lustig ist, haben wir da wieder Station gemacht. Große Wäsche war wieder mal nötig und eine richtige Dusche genießt man ab und zu auch gerne. Zwar können wir auch im Camper duschen, aber das ist dann doch eher die Sparversion. Der Wassertank ist nicht allzu üppig bemessen und die Bewegungsfreiheit eher eingeschränkt.

Am Abend gab es wieder die Pancake-Show, bei der Klaus bei beiden Versuchen den Pfannkuchen im Eimer versenkte. Es gab allerdings dafür keine 2 Frühstücke, im Austausch diesmal eine praktische Alu-Wasserflasche.  Leider musste das anschließende Lagerfeuer ausfallen, wegen einiger Waldbrände war jegliches offene Feuer verboten.
Am nächsten Tag waren wir wieder auf dem Alaska-Hwy, zurück nach Süden. Das Wetter war nicht mehr wirklich toll, eher trüb, windig und wesentlich kühler als auf dem Hinweg, nach Passieren der kanadischen Grenze wurde es eher noch ein wenig grauer. Und windiger! Auf dem Rastplatz in einem Tal wurde man beinahe seekrank bei dem Geschaukel im Camper.

In Whitehorse haben wir wieder den Walmart angefahren, der ausdrücklich Wohnmobile auf seinem Parkplatz willkommen heißt. Er ist auch tatsächlich sehr frequentiert, mehr RVs als auf so manchem Campingplatz. Sehr zur Freude von Klaus tauchte ein grüner 911er mit deutschem Kennzeichen auf – da war der Abend schon gerettet! Aber es ist ja wirklich immer eine willkommene Abwechslung, wenn man unterwegs nette Leute trifft.

War auf dem Weg nach Norden nur wenig Mücken-Kontamination,  wurde es nun richtig übel. Fürs nächste Nachtquartier hatten wir einen netten Platz an einem Fluss angefahren, unseren Nachmittagskaffee gebraut und uns auf einen gemütlichen Abend eingerichtet, als wir bemerkten, dass Myriaden der kleinen Blutsauger über uns herfielen. Das fanden wir nicht so gemütlich, sind weitergefahren und haben uns einen anderen Platz
gesucht. Hoch oben über einem See, es war windig – da sahen wir wenig Gefahr. Zu früh gefreut. Es war noch schlimmer als am vorigen Platz. Wie diese Biester überhaupt in unsere Wohnung kommen konnten, war uns ein Rätsel, den wir glaubten, schon vorher alle Schlupflöcher dicht gemacht zu haben. Unfassbar, wie undicht so ein Wohnmobil sein kann! Tür, Fenster, Dachluken – alles professionell mit Insektengittern versehen. Und dennoch strömten die
Heerscharen von Moskitos herein. Da war nun viel zu tun: potentielle Einflugmöglichkeiten abdichten und gleichzeitig die eingedrungenen Quälgeister meucheln.  Klaus jagte sie mit dem elektronischen Tennisschläger, wobei er seine Vor- und Rückhand derart trainiert hat, dass er nun wohl in Wimbledon antreten kann. Derweil habe ich die Applaus-Methode perfektioniert, sie mit den bloßen Händen erlegt. Und jede Menge der Biester an den Fenstern zerquetscht, ins Fliegengitter gematscht.
Bear-Glacier

Weit nach Mitternacht waren wir völlig ermattet und dachten, diese Brut weitgehend erledigt zu haben. Sind müde ins Bett gefallen, nur um gleich wieder den Kampf aufzunehmen. Kein Mensch kann schlafen, wenn diese Viecher um einen herumsummen und sich dabei auch noch ständig vermehren. Es war eine Horror-Nacht! Entsprechend unausgeschlafen und genervt waren wir am nächsten Morgen.
Der nächste Abend, die nächste Nacht waren keinen Deut besser – so arg hatten wir uns das nun nicht vorgestellt. Aber die Hoffnung hat uns nicht
Salmon-Glacier
getrogen: weiter südlich wurde es kälter und vorbei war es mit dem geflügelten Horror. Wie angenehm ist das, am Abend ein Buch lesen zu können, ohne damit ständig nach Insekten schlagen zu müssen. Dabei habe ich übrigens den ersten Nachteil des e-book-readers entdeckt: man kann damit keine Mücken erschlagen.
Aber als eine Entschädigung für den Kleintier-Horror haben wir am Alaska-Hwy wieder zwei Bären gesehen. Weil wir noch viel mehr Bären sehen wollten, sind wir bei Watson Lake nach Süden abgebogen, auf den Stewart-Cassiar-Highway. Die Landschaft drum herum ist richtig schön – zumindest soweit wir das durch den Nebel, die Wolken erkennen konnten. Kalt war’s auch noch und es hat immer wieder geregnet. Dennoch haben wir den Abstecher nach Stewart und Hyder gemacht, der so viel versprechend klang. Trotz des unfreundlichen Wetters haben wir es nicht bereut. Bis Stewart gibt es einige Gletscher,
wovon der Bear-Glacier der Größte ist. Weiter entlang der Grenze von B.C. und Alaska führt eine Straße in die Berge zum Salmon-Glacier, von dem wir immerhin ein wenig gesehen haben. Meist war dichter Nebel, aber hie und da lichtete er sich soweit, dass man einen Eindruck von der großartigen, hochalpinen Landschaft bekommen konnte.
Leider waren wir noch zu früh für die Lachse, die am Salmon-River flussaufwärts zu ihren Laichplätzen schwimmen. Da gibt es am Ufer eine hölzerne Galerie, von der aus man dann die Bären beim Lachs-Fischen beobachten könnte. Aber: keine Lachse, keine Bären. Im Jahr zuvor hätten wir es genau getroffen.
Aber es gibt eine nette Entschädigung: bei Hyder ist eine kanadische Grenzstation, bei der man einen tollen Bären-Stempel in den Pass kriegt! Wenn es sich mal nicht nur dafür lohnt!!! Das schmückt doch einen Pass ungemein….



Freitag, 5. Juli 2013

Wale und Eisberge

Von Tok sind wir zum Wrangell-St.Elias-Nationalpark gefahren, zum Teil durch sehr dichten Oualm, denn in der Nähe tobte ein größerer Waldbrand.  Tags zuvor hatten wir schon unterwegs die Warnungen vor extrem hoher Brandgefahr und die Löschflugzeuge gesehen. Hier in der Gegend hatte es schon länger nicht mehr geregnet.
Im NP sahen wir aber schon die dicken Wolken, die sich an den Bergen stauten. Eigentlich wollten wir die nördliche Straße bis zum Ende in den Park
hineinfahren, aber der letzte Campingplatz war derart von Mücken überbevölkert, da wollten wir dann lieber nicht bleiben. Auch hatten wir angesichts der drohenden Regenwolken die Befürchtung, vielleicht nicht mehr zurückzukommen. Es gibt mehrere trockene und ein recht nasses Bachbett über die Straße, die eventuell bei starkem Regen unpassierbar werden. So sind wir zum ersten Campingplatz zurückgekehrt und hätten uns die Mühe sparen können, Feuerholz zu sammeln, denn es fing bald an zu gewittern und recht heftig zu regnen.
Zwar hatte der Regen am anderen Tag aufgehört, es war aber immer noch recht neblig und kühl.

In Valdez, an der Südküste angekommen, haben wir erst mal Informationen und Preise über die diversen Schiffs-Möglichkeiten eingeholt. Und uns dann für eine Tour durch den Prince-William-Sound entschieden. Klaus hat das schon mal vor 15 Jahren mit einem netten Schiff gemacht und
dafür haben wir uns wieder entschieden, sehr zur Freude der Betreiber. Dafür durften wir dann auch ganz umsonst auf dem kleinen RV-Platz vor dem Büro bleiben, hatten gar Strom und Internet.
Leider war das Wetter nicht ganz so toll, man
konnte recht wenig von der schönen Fjord-Landschaft sehen. Und erst hielt sich auch das Meeresgetier recht zurück. Bis wir dann doch einige der putzigen Seeottern herumdümpeln sahen. Die treiben, auf den Rücken liegend, im Wasser herum und gucken nett. Die gehören zu den wenigen Tieren, die Werkzeuge benutzen. Sie suchen sich Steine, mit denen sie dann Schalentiere auf ihrem Bauch aufklopfen.
Und dann gab es bald auch die ersten Wale. Sehr viel davon sieht mal allerdings nicht. Erst blubbert das Wasser, dann kommt die Fontäne, man sieht die
Rückenflosse und dann schwappt der Schwanz aus dem Wasser. Einige Seelöwen-Plätze hat das Schiff angefahren, wobei der Wind relativ günstig stand, man hat nicht allzu viel von deren recht üblen Geruch mitgekriegt.

Natürlich gehört auch ein Gletscher ins Programm, vor dem die Eisberge – na besser Eishügelchen – malerisch herumschwimmen. Das ansonsten ganz ruhige Meer im Fjord kommt schon ordentlich in Bewegung, wenn Stücke vom Gletscher abbröseln und ins Wasser rutschen.

Aus den angesetzten 5 Stunden waren 8 geworden und der Tag somit ziemlich ausgefüllt.
Wieder Richtung Norden auf dem Richardson-Highway war zwar das Wetter immer noch nicht viel besser, aber die grandiose Landschaft haben wir dennoch genossen. Und bald wurde es sogar sonnig und damit wärmer.
Bei Glennallen sind wir nach Westen auf den Glenn-Hwy abgebogen und haben in Palmer erst mal dem Auto neue Reifen gegönnt und dann Küche und Keller wieder aufgefüllt. Die Versorgungslage ist natürlich nicht so grandios, da muss man schon einigermaßen Vorratshaltung betreiben. Was Dank Kühl-und Gefrierschrank dann ganz gut geht.
Das nächste Ziel war der Denali-Park, zumindest die Nähe davon. Der Park selbst ist das touristische Highlight Alaskas, wegen des Denali – Mt. McKinley – dem höchsten Berg Nordamerikas.
Beim hellen Fleck unten sollte der Denali sein
Leider ist der Park wegen der Attraktivität auch absurd teuer, was es uns nicht wert erschien. Ist es auch wohl nicht, denn den Berg sieht man äußerst selten, vom Park aus wohl noch weniger gut. So haben wir uns mit einer Übernachtung im benachbarten State Park begnügt, wo wir auf ein Paar trafen, dass schon 4 Tage dort zugebracht hatte, weil sie endlich den Denali sehen wollten. Aber keine Chance, Wolken über Wolken.
Nur um einen hohen Berg zu sehen, wollten wir nicht tagelang dort herumhängen, sind auf dem Denali-Hwy wieder Richtung Osten gefahren. Da kriegt man auch viele schöne Berge zu sehen.
Der Highway ist zwar eine Schotterstraße, aber einigermaßen gut befahrbar und die Landschaft daneben ist wirklich schön – so, wie man sich Alaska vorstellt. Das Nachtlager haben wir an einem der zahllosen kleinen Seen aufgeschlagen, die durch Abbrüche von Gletschern vor ca. 10.000 Jahren entstanden sind. Es gab sogar ein wenig des versprochen „wildlife“. Neben Enten und Trompeterschwänen schwammen auch einige Biber im See herum. Und zwei Bald Eagle – Wappenvogel der USA – flogen über den See, ließen sich dann in einem Baum am Ufer nieder.
Wir haben gerätselt, ob die am Vorabend des 4. Juli wohl auf dem Weg zu einem Job Rast gemacht haben – haha.

Und am nächsten Tag ging es gleich weiter mit dem Tierleben. Eine Elchkuh stand am Straßenrand, wollte erst in den Wald, kehrte dann aber blitzschnell um und rannte über die Straße, uns direkt vors Auto. Klaus hatte aber derart abgebremst, dass sie gerade noch vorbeikam. Puhhh, das war knapp! Wenigstens waren die andern Elche, die wir sonst noch so entlang der Strasse gesehen hatten, nicht ganz so verplant.


 
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche !