Mittwoch, 12. Januar 2011

Coral Coast


Wer die 7 Plagen erfunden hat, ist definitiv nicht in Australien gewesen. Geht ja auch nicht, der Kontinent war zu biblischen Zeiten noch gar nicht entdeckt. Wir haben mindestens die 8. Plage erlebt: Myriaden winzigster Fliegen, die uns nachts so zugerichtet haben.
Sch… Natur!!!
Das denken sich die Australier vermutlich auch gelegentlich, wie dieses Schild vermuten lässt. Tatsächlich haben wir auf der Weiterfahrt jede Menge platter Hopser am Straßenrand gesehen; die werfen sich bevorzugt in der Dämmerung vor die Autos, drum heißt der martialische Aufbau vorne an der Stoßstange hier auch „Känguru-Grill“.
Wir sind weiter Richtung Süden entlang der Küste, Coral Coast, unterwegs und das Meer wird immer schöner. Blau-grün, weißer Sandstrand mit Dünen, sanft plätschernde Wellen und meist haben wir eine ganze Bucht für uns alleine. Sehr oft kann man auf den Strand fahren und dort übernachten. Da merkt man, wie leer dieser Kontinent ist – nur ca. 20 Mio Einwohner, wovon mehr als 80 % in den größeren Städten lebt. Drum gibt es hier auch kaum Massentourismus, nur in Queensland beim Barrier-Reef soll es arg zugehen.
Wir haben uns stattdessen das Ningaloo-Riff angesehen, das Pendant hier an der Westküste. Vielleicht nicht so spektakulär, weil kleiner – nur ca. 300 Km lang – dafür ganz nah an der Küste, was eine Glasboden-Bootstour erschwinglich macht. Und nur 5 Leute an Bord , also kein Gedrängel um die besten PlätzeJ.
Die Tour am Vortag fiel aus, weil nur wir zwei Interesse hatten. Also haben wir uns auf dem Campingplatz installiert und auf mehr Glück am nächsten Morgen gehofft – mit Erfolg.
Auch auf den Campingplätzen gibt es wildlife. Dieser Waran spazierte gemütlich Richtung Toiletten Es war wohl eine Waranin, denn Ziel war die Damenabteilung.
Coral Bay, von wo aus wir das Riff sehen wollten, ist ein süßer, winzig kleiner Ort, der aus einer Straße und einem traumhaften Strand besteht – die Südsee kann kaum schöner sein. Man stapft 20 Meter durch seichtes, 30° warmes Wasser zum Boot und hat schon gleich die Korallen vor der Nase. Begleitet von Fisch-Schwärmen haben wir eine Stunde nur die wunderschön bizarren Formen angeguckt. Leider war`s nix mit Farbe, die Korallen absorbieren das ganze Sonnenlicht. Aber die Fischlein waren bunt – neongelb, smaragdgrün, bunt gestreift, wie im Aquarium.
Unser nächstes Ziel war die Shark-Bay, wo es etwas fast Einmaliges auf der Welt gibt (nur noch mal auf den Bahamas): noch lebende Stromatoliten. Das sind die ersten Lebewesen überhaupt, ca. 3,5 Mrd. Jahre alt, Einzeller, die den ersten Sauerstoff produziert haben. Kaum zu glauben – ein paar olle, gelegentlich vor sich hinblubbernde Steine haben dafür gesorgt, dass wir leben können. Der sehr hohe Salzgehalt des Wassers in der Bucht (2 x soviel wie im offenen Meer) hat die Stromatoliten vor ca. 3000 Jahren neu entstehen lassen.
Aber nicht nur für diese Lebewesen ist das salzige Wasser gut – wir haben es schon auch sehr genossen, uns einfach durchs Wasser treiben zu lassen, was ohne Luftmatratze möglich ist, es trägt auch so.
Als wir in einer unserer Privat-Buchten eines Nachmittags aufs Wasser guckten, entdeckte ich eine gelbe Schwimmflosse und wir haben uns gewundert, woher ein Schnorchler oder Taucher hätte kommen können. Auch waren die Bewegungen sehr eigenartig, so dass wir schon dachten, einem in Seenot geratenen Schwimmer zu Hilfe eilen zu müssen. Aber die gemeinsam erarbeitete Lösung des Rätsels war: eine sehr große Meeresschildkröte. Wie dann auch das Fernglas bewies. Toll! Und direkt vor unserer Nase, vielleicht 20 Meter vorm Strand.
Aber es sollte noch besser kommen. Trotz Klaus`großer Skepsis gegenüber Touristen-Events sind wir nach Monkey Mia gefahren, wo es freundliche Delphine geben sollte. Kaum waren wir am Strand, der zum Schwimmen freigegeben war, angekommen, als wir schon die Rückenflossen von Delphinen sahen. Stücker 6 sind friedlich durchs seichte Wasser gedümpelt, mitten durch die Schar der Badegäste. Das waren nicht sehr viele und alle hielten still und respektvollen Abstand. Kann man sich so was in Europa vorstellen?

1 Kommentar:

  1. Die Haut an Beinen und Armen in Deinem Bild ähnelt ja nun schon anderen australischen Artgenossen. Wie wir bewundert bemerken, habt ihr Euch also prächtig akklimatisiert! Hier ist weiter Winter, was auch sonst?!

    Euer Euch bewundernder Erhard - noch 140 Kalendertage am Schrei(B)-Tisch :-)

    AntwortenLöschen