Eigentlich
wollten wir in Mazatlán noch mal ins Meer hupfen, aber das Wetter war nicht
ganz so einladend, da haben wir es einfach vergessen. Viel wichtiger war ja eh,
sich mal wieder rundherum versorgen zu können. So sind wir erfrischt Richtung
Kupferschlucht gestartet. Man sagt, sie
sei mindestens genau so schön wie der Grand Canyon und eigentlich heißt es, man
könne nur per Eisenbahn fahren. Was aber ein sehr teures Vergnügen ist, denn
die einfache Tour kostet schon 110 US$, Übernachtung etc. kommt noch dazu.
Es
gibt aber auch Straßen. Nur sind Karte, Straßenatlas, Google earth und Aussagen
von Leuten nicht so recht konform. Was uns nicht abgeschreckt hat, wir sind mal
munter losgefahren.
Bis
Los Mochis war die Route klar, eigentlich auch bis El Fuerte. Da haben wir uns
erfolgreich durchgefragt, sind eine unerwartet gute Straße lang gefahren, bis
die plötzlich im Nichts endete. Nun gut, es war eh Zeit fürs Nachtquartier und
der Platz am Ende der Straße hatte eine schöne Aussicht auf einen Stausee. Die
wir nicht lange alleine genossen, alsbald tauchte ein Auto mit einem Paar auf,
das uns ein wenig Gesellschaft leistete. Die schienen sich gut in der Gegend
auszukennen, erzählten, wir seien gerade an der Grenze von Sinaloa zu Chihuahua
und deswegen ginge die Straße nicht weiter, weil die beiden Bundesstaaten
planungsmäßig sich nicht ganz einig seien.
Aber sie erzählten auch, es gäbe eine Straße zu der Barranca – ein Stück
zurück und dann nach links.
Das
haben wir am nächsten Tag gemacht, landeten in einem Dorf, wo uns ein
freundlicher Autofahrer anbot, ihm einfach zu folgen. Das taten wir freudig,
haben uns nur sehr gewundert, warum er immer weiter nach Süden fuhr, wo wir
hergekommen waren. Aber irgendwann bog er ab, lotste uns noch ein Stück und
meinte dann, wir sollten einfach immer nur der, inzwischen unbefestigten,
Straße folgen. Die Piste war gar nicht schlecht, es war ein wenig Verkehr – das
konnte nicht ganz falsch sein. Bis wir in einem Dorf mit mehreren
Wege-Möglichkeiten landeten. Alsbald kam ein LKW, der uns die Richtung wies,
nur standen wir bald vor einer T-Kreuzung, die uns Rätsel aufgab, denn beide
Möglichkeiten konnten richtig sein. Das Kartenmaterial gab schon lange nichts
mehr her, Schilder gibt es nicht, und wenn doch mal eins da ist, hilft es gar
nicht weiter. Das Navi bot auch nur noch ein wenig Topographie, aber keine
Straßen mehr. Freundlicherweise kam bald wieder ein Auto, dessen Fahrer uns
nach links schickte.
Die
Landschaft wurde immer grandioser, die Staubstraße war nicht all zu schlecht,
das Wetter war großartig, so sind wir munter weitergerumpelt und haben die
phantastischen Aussichten genossen. Nur mit einem Übernachtungsplatz sah es
nicht sehr gut aus – enge Straße, rechts ging’s steil rauf, links steil bergab.
Endlich hatten wir einen Platz gefunden, an dem die Piste recht breit war und
wir niemanden behindert hätten. Gerade als ich dabei war, das Abendessen zu
richten, hielt ein LKW, der Fahrer kam und meinte recht besorgt, wir könnten da
nicht stehen bleiben. Die Leute in der Gegend seien sehr eigen und kämen mit
Gewehren – es sei viel zu gefährlich für uns. Normalerweise geben wir nicht
allzu viel auf so etwas, aber zuvor hatte uns schon ein Autofahrer
gewarnt. Das gab uns dann doch ein wenig
zu denken, wir haben unser Abendessen verspeist und sind weitergefahren. Was im
Dunklen auf einer unbefestigten, engen, kurvigen Straße ohne jede Beleuchtung
nicht wirklich lustig ist.
Nach
ca. einer halben Stunde hatten wir ein Dorf erreicht, in dem wir einfach mitten
drin stehen geblieben sind. Und hatten, da auf ca. 2.200 Metern Höhe, die
bisher kälteste Nacht. Nur 4° in der Früh beim Aufstehen, da war ich schon froh um
meinen Zimmerservice - Klaus steht immer tapfer als Erster auf und macht den
Kaffee.
Recht
bald sind wir dann aufgebrochen und das war auch gut so, denn wir hatten noch
einiges vor uns; weniger an Weg, mehr an Zeit. Nachdem ein Dorfbewohner die
richtige Richtung gewiesen hatte, sind wir auf einer recht schlechten
Staubstraße Richtung Urique, einem Ort im Nationalpark der Barrancas,
geholpert. Erst ging es nur durch Wald, bald aber gab es grandiose Aussichten,
die immer phantastischer wurden. Da brauchte es schon einige Zeit, weil wir
immer wieder anhalten und gucken mussten. Auf der größten Höhe des Canyons del
Urique ist ein aufwendig angelegter Mirador – ein Aussichtspunkt – der einen
wirklich atemberaubenden Panorama-Blick auf die Landschaft bietet. Der
Vergleich mit dem Grand Canyon ist sicher gerechtfertigt, wenn sich hier die
Natur nicht gar noch ein wenig mehr angestrengt hat.
Und
wir waren völlig alleine, außer uns kein Mensch weit und breit.
Der
Mexiko-Straßenatlas zeigte eine Straße von Urique nordwärts Richtung Eisenbahn
zur Barranca del Cobre, so hätte man den Naturpark durchqueren können, was wir
uns ganz toll vorgestellt haben. Von oben waren einige Wege/Straßen/Pisten
erkennbar, die uns optimistisch stimmten. So haben wir uns also tapfer die
staubigen Serpentinen runter ins Tal nach Urique gequält, um dann da zu
erfahren, dass es eine solche, befahrbare, Straße nicht gibt. Dafür gibt es
Anfang März einen Marathonlauf durch die Berge mit ca. 120 Teilnehmern aus
aller Welt. Toll – aber das war nicht so ganz das, was wir wollten.
Also
haben wir uns wieder die ca. 1.700 Höhenmeter nach oben gearbeitet, um eine
andere Straße, weiter westlich, zur Barranca del Cobre zu versuchen, die auch
im Mexiko-Atlas verzeichnet ist. Das klappe relativ gut und in einem kleinen
Dorf fanden wir einen netten Übernachtungsplatz. Am nächsten Morgen ging es auf
einer recht guten Piste weiter, wir fanden die Eisenbahn-Trasse, waren nur ein
wenig irritiert, wie es im nächsten Ort am Bahnhof weiter gehen könnte. Vor dem Waggon die Gleise überqueren und dann
steil abwärts –darauf muss man erst mal kommen….
Durch
eine sehr schöne Berglandschaft ging es prima dahin, nach einigen
abenteuerlichen Baustellen tat sich eine schöne breite Asphaltstrasse auf,
deren Komfort wir nach zwei Tagen Gerumpel über Staub-Pisten sehr genossen
haben. Und wieder einmal stimmte nix: der Straßenverlauf nicht mit dem in den
Karten überein, die Hinweisschilder brachten nur zusätzliche Verwirrung und das
naseweise Navi-Fräulein hatte noch eine ganz andere Idee. Der wir, wagemutig
wie wir nun mal sind, spontan folgten. So sind wir – vermutlich – an dem
einzigen Punkt gelandet, von wo aus man eine tolle Aussicht in die Barranca del
Cobre hat. Jedenfalls kostete die Zufahrt 20 Pesos pro Nase (ca. 1,25 €) und
dafür gab es aufwendig angelegte Aussichtsbalkone. Schon sehr schön, aber man
kann nicht recht weit in den Canyon hineinsehen, da war Urique um einiges
spektakulärer. Da hatte man ein gigantisches Panorama vor sich, konnte bis ins
Tal hinab sehen und eben auch hinunterfahren.
Da
stimmt Klaus’ Lieblings-Spruch mal wieder: je schlechter die Straße, desto
schöner die Landschaft. Es ist halt um einiges mühsamer, dort hinzukommen. Zur
Barranca del Cobre kann man inzwischen von Chihuahua aus ganz komfortabel auf
einer breiten Teerstraße fahren, hat dafür aber auch weniger Aussicht. Für uns
jedenfalls hatte sich die Mühe gelohnt, die Strecke, die wir gefahren sind, ist
unglaublich schön und spektakulär. Vielleicht weiß man aber auch nur die
Schönheit der Landschaft zu schätzen, wenn es einem nicht gar so leicht gemacht
wird.
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