Nach den Tagen in der puren Natur war es schon auch
schön, wieder die Zivilisation zu genießen. In Santa Rosa konnten wir Küche
& Keller auffüllen, jede Menge Wäsche waschen, die mobile Einraumwohnung
etwas säubern und hatten ansonsten Spaß mit Tom & Gabi.
Nach ein paar Tagen sind wir Richtung Osten mit Ziel
Yosemite NP aufgebrochen. Zwar hatten wir schon zuvor in der Zeitung gelesen,
dass es in der Nähe einen Brand gibt, aber das Ausmaß war noch nicht klar.
Unterwegs hörten wir im Radio, dass die Strasse, die wir eigentlich fahren
wollten, gesperrt ist. Also Routenänderung: in einem großen Bogen nördlich um
den Yosemite herum, um von Osten in den Park zu gelangen.
Das ist eigentlich eine landschaftlich viel schönere
Strecke, aber allzu sehr konnten wir sie nicht genießen, denn es wurde immer
rauchiger, so dass man nicht mehr viel von der Gegend sehen konnte. Da wir
nicht unbedingt in
diesem Qualm übernachten wollten, sind wir bis über den
Sonora-Pass gefahren, in der Hoffnung, dass es dahinter weniger verqualmt sei.
War aber nicht, eher war es noch ärger. So haben wir uns
halt ein Plätzchen im Wald gesucht und uns tapfer räuchern lassen. Aber am
nächsten Morgen war der Himmel strahlend blau, die Luft war klar und der ganze
Rauch verschwunden – wohin auch immer. Jedenfalls nicht in die Richtung, in die
wir weiter wollten, nach Osten zum Mono Lake.
Da haben wir erst mal die „Tufa“ besichtigt. Jede Menge
Quellen sprudelten im See nach oben und haben so was wie umgekehrte Tropfsteine
gebildet. Der See selbst ist sehr salzhaltig (ca. 10%) und entsprechend
unbelebt.
Am Südufer haben wir einen wunderschönen Platz in einem
lichten Wald gefunden, an dem wir es uns für ein paar Tage gemütlich gemacht
haben. Es war warm, sonnig und jede Menge kleiner Chipmunks hüpften um uns
herum. Aber immer wieder konnte man über den Bergen den Rauch des Waldbrandes
sehen.
Als wir dachten, das Ärgste sei vorbei, sind wir
Richtung Yosemite aufgebrochen, mussten dann aber feststellen, dass die Straße,
die quer durch geht, ab ca. der Hälfte gesperrt ist. Also haben wir uns auf dem
ersten Campingplatz installiert, weil man uns sagte, dass in ein paar Tagen die
Straße wohl wieder frei sein würde. Das Wetter war schön, kein Rauch weit und
breit, so haben wir mit dem kostenlosen Bus einen schönen Ausflug zum Tenaya
Lake gemacht, sind entlang des Ufers durch die Botanik gewandert.
Inzwischen
hatte offensichtlich der Wind gedreht, bei der Rückfahrt wurde es mehr und mehr
verqualmt, auch der Campingplatz war betroffen. Hust, hust - nicht schön!
Aber voller Optimismus sind wir geblieben und haben
abends das Ranger-Programm beim Campfire mitgemacht. Da kriegt man einen prima
Eindruck der amerikanischen Pädagogik und kommt sich vor wie im Kindergarten.
Ist ja nett, wenn die Ranger den Besuchern den Umgang mit der Natur erklären,
aber ein wenig über
Kasperl-Theater-Niveau könnte es für meinen Geschmack schon
hinausgehen. Erst mal müssen alle gaaaanz ganz laut „Campfire“ brüllen, es
werden alberne Liedchen gesungen und dann erklärt der liebe Onkel Ranger (oder
die Tante) mit heftigem Körpereinsatz, wie man sich in der Wildnis zu verhalten
hat. Na ja, ich will nicht überkritisch sein: der erste junge Mann hat dann
recht interessante Sachen über Bäume und ihre Aussaat durch Vögel erzählt, die
junge Frau am nächsten Tag hat lustige Bären-Geschichten zum Besten gegeben.
Man soll ja seine Lebensmittel Bären-sicher aufbewahren,
wenn man zeltet; sie zusammenpacken und mittels eines Seils hoch oben in einen
Baum hängen. Bären aber sind ziemlich schlau und angeblich hat man welche
gesichtet, die zusammengearbeitet haben, um an das begehrte Futter zu kommen.
Ein Bär soll auf die Schultern eines Anderen geklettert sein, so dass sie sich
das Essen mopsen und die Beute teilen konnten.
Ein anderes Mal soll ein Bär auf den Baum geklettert
sein und mit dem Hinterfuß den Ast, an dem die Beute hing, derart zum Wippen
gebracht haben, das der andere Kumpel unten den Futtersack erreichen und
abreißen konnte.
Mittlerweile hatten wir erfahren, es ist der größte
Brand überhaupt in der Gegend, 300 Quadratmeilen sind betroffen, 5.000
Feuerwehrleute im Einsatz und noch gar nichts ist unter Kontrolle.
Während der Warterei haben wir auch noch Bekanntschaft
mit unseren Camping-Nachbarn geschlossen. Chris & Mary, ein britisches
Lehrer-Paar im Ruhestand.
Sonntags kam ein Ranger hoch zu Roß über den Campground,
der berichtete, das Feuer sei noch immer nicht unter Kontrolle, die Straße
sicher nicht vor Mitte der Woche wieder freigegeben. Da auch die Briten nicht
länger abwarten wollten, sind wir gemeinsam Montag morgen zurück zu unserem
alten Platz am Mono Lake gefahren. Da hatten wir einen schönen Tag mit viel
Plauderei und gemeinsamen Abendessen – rauchfrei und mit schöner Aussicht auf
den See.
Da wir uns nun die Zeit bis zum Heimflug vertreiben müssen, trödeln wir
ein wenig herum und haben gar kein bestimmtes Ziel mehr. Um so schöner, wenn
man dann unvermutet auf tolle Sachen stößt. Ein Hinweis auf „ancient
bristlecones“ (=eine Art Koniferen) ließ uns neugierig werden und weiter
fahren, als wir eigentlich wollten. Und das hat sich tatsächlich gelohnt, denn
da gibt es tatsächlich Bäume, die mehr als 4.000 Jahre alt sind und zum Teil
noch leben. Wenngleich es in der Höhe (fast 3.000 Meter) ein wenig mühsam war -
schnauf, schnauf – sind wir
tapfer dem Rundweg, der 1 Meile rauf und runter
führt, gefolgt und waren völlig fasziniert von diesen tollen, bizarren Bäumen.