Sonntag, 3. Februar 2013

Pura Vida



Den letzten Ausflug in Panama haben wir zum Vulkan Barú gemacht, dem höchsten Berg.  Die Straße hinauf war dann doch ein wenig zu schlecht für dieses Auto und eine Rundfahrt durch den Naturpark scheiterte an einer Brücke, der wir in Haltbarkeit und vor allem Durchfahrtshöhe nicht ganz trauten. Aber nebenan war ein schöner Platz fürs Nachtlager, mit murmelndem Bächlein, hübscher Vegetation und interessanten Felsen.
Die Panamesen scheinen Besucher gern behalten zu wollen, die Ausreise jedenfalls war chaotisch wie kaum zuvor, aber die Leute – nicht gerade wenige - blieben allesamt gelassen. Und da Grenzübergange offensichtlich immer an den heißesten Plätzen der Länder angebracht sind, waren wir gut durchgebraten und sind in Costa Rica die Pazifik-Küste entlang gefahren, in der Hoffnung auf einen Sprung ins Meer. Aber so einfach ist das gar nicht, auch hier ist die Küste relativ zugebaut und erst am nächsten Tag hatten wir Glück mit einem netten Platz am Strand.
Die Ticos – wie die Costaricaner sich selbst nennen – sind sehr offene, freundliche, kommunikative Leute. „Pura Vida“ ist so etwas wie ein Motto des Landes, wird auch als Gruß verwendet und ist wohl ein Ausdruck der Lebensfreude. Ein junger Mann textete uns zu und schwärmte von einem wunderbaren Strand weiter nördlich, den wir unbedingt besuchen sollten.
Dem Tip sind wir gefolgt und das war eine gute Entscheidung. Auf dem Weg dahin sahen wir vor einer Brücke ein Schild mit dem Hinweis auf Krokodile. Ich bin seit Australien sehr skeptisch, denn nie gab es da die Tiere, die man auf den Schildern versprochen hatte. Aber Klaus hat angehalten, wir sind auf die Brücke getrabt und tatsächlich lagen jede Menge großer Spitzmaul-Krokodile im Fluss herum. Und die waren wirklich echt…!
Das Fräulein im Navi hat uns dann  über eine üble Holper-Strecke weitergeschickt, weil sie meinte, das sei eine Abkürzung. Meine Karte sagte was anderes, aber als gutes Weib widerspricht man nicht der Technik, an die der Mann glaubt und erträgt tapfer die Rumpelei.
Endlich in Samara angekommen waren wir gleich wieder frustriert, da war auch alles zugebaut. Aber bei der Sucherei stießen wir auf ein klitzekleines Touristenbüro, das tatsächlich einen Campingplatz am Meer aus dem Hut zauberte, den wir selbst beim besten Willen nie gefunden hätten.  Und der war richtig nett, so dass wir gleich ein paar Tage hängen geblieben sind. Das Meer war warm, blau und friedlich, in den Palmen über uns tobte ein puscheliger Nager herum, unseren Eichhörnchen nicht unähnlich, und knabberte sich täglich durch eine Kokosnuss. Tja, in Amerika ist alles größer, auch die Nüsslein der Hörnchen J.
Und am zweiten Tag kam auch noch ein österreichisches LKW-WoMo mit einem netten Paar. Was will man mehr?? Ja, doch – wir hatten auch noch Erdbeben. Einmal hat’s spürbar unter unseren Füßen gebebt und zwei Tage später, als wir mit den Österreichern beim Plausch zusammen saßen,
wackelten gar die Autos deutlich sichtbar.
Die beiden kamen von Norden und gaben uns eine Adresse von Schweizern, die nahe der nicaraguanischen Grenze eine Finca haben, wo man auch mit einem Camper stehen kann. Eine Infrastruktur für Leute wie uns gibt es so gut wie nicht, da ist so ein Austausch hilfreich. Wir konnten dafür den schönen Garten auf der Atlantik-Seite empfehlen.
Bei den Schweizern war’s in der Tat recht hübsch, das Anwesen liegt im Regenwald an einem Fluss und hat einiges an Fauna und Flora zu bieten. Die Flora haben wir bei einem Spaziergang erkundet, die Fauna hielt sich etwas bedeckt.  Wenigstens einige Affen sind über uns in den Bäumen herumgetobt und haben einen rechten Lärm gemacht, aber das Krokodil im Fluss ließ sich nicht blicken.
Am nächsten Tag waren wir schon wieder in Nicaragua. Managua erschien uns nicht sonderlich interessant, ich wollte gerne nach León, der alten Hauptstadt. Und schon wieder meinte das Navi-Fräulein, uns eine Abkürzung – um Managua herum – weisen zu müssen. Soweit, so gut. Aber das war eine Straße mit Schlaglöchern so groß, dass ein Kleinwagen darin versunken wäre. Es war eine heftige Slalom-Fahrt, die viel Zeit brauchte. Erst am Abend waren wir in León und fanden gerade noch einen Platz an einer Tankstelle, die offensichtlich ein Standort für gewisse Damen war. Wovon eine gleich mal hüftschwenkend kam, um Zigaretten zu schnorren. Wenn’s mehr nicht ist….
León ist die Hauptstadt der Revolution und recht stolz darauf.  Es gibt ein Denkmal (und ein Museum) für die Revolutionäre. Auf zwei Mauern ist in einer Art Fries die Geschichte Nicaraguas gemalt, offensichtlich von – oder zumindest in Kooperation mit – Deutschen, wie aus einer Art Copyright am Ende der Geschichte hervorgeht. Sandino ist in einem Ort in der Nähe geboren und die Farben der Sandinisten – schwarz + rot – sieht man noch überall.
Es ist eine richtig schöne alte spanische Kolonial-Stadt mit viel Charme. Nichts ist verfallen, aber auch nichts ist museal hergerichtet, es ist eine Stadt, die lebt. Selbst die Attraktion, die größte Kirche Zentralamerikas, ist ein Gebrauchsgegenstand, kein Museumsstück. Kirchen gibt es sonst auch noch reichlich, mehr als ein Dutzend.

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