Samstag, 5. Januar 2013

Bananen-Republiken



Auf dem Weg nach Honduras sind wir am größten See Guatemalas, dem Lago de Izabel, hängen geblieben, in einem wuseligen, sehr lauten Ort namens Rio Dulce, am gleichnamigen Fluß gelegen.  Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz haben uns zwei Polizisten unter die große Brücke geschickt. Au fein – unter der Brücke zu schlafen fehlte uns noch im Programm. Aber wir trafen auf ein älteres amerikanisches Paar, das uns dringend davon abriet. Zu unsicher – believe us, we live here!
Sie empfahlen uns ein kleines Hotel und der freundliche Ami griff gleich zu seinem Mobiltelefon, rief dort an und fragte, ob wir mit dem Camper kommen können.
Es war eine etwas abenteuerliche, millimeterknappe Fahrerei durch enge Straßen und Kurven, bis wir bei „Vista Rio“ ankamen. Dort konnten wir tatsächlich vor dem Hotel – kostenlos – stehen bleiben, mitbewacht vom hauseigenen Sicherheitsmenschen.
Es war allerdings ratsam, den Abend im Restaurant zu verbringen, denn gleich neben unserem Auto fand ein Basketball-Spiel statt, begleitet von unglaublichem Getöse. Geschrei, Treffer-Jubel und Böller-Knallerei. Was man übrigens hier generell zu lieben scheint – ständig knallt es irgendwo und an den Ständen in den Straßen wird massenhaft das Zeugs verkauft.
Am nächsten Morgen haben wir uns spontan entschlossen, eine Bootstour flussabwärts zum Meer zu machen, weil es durch eine tolle Schlucht gehen sollte. Und wir hatten Glück, haben gerade noch das Linienboot nach Livingston erwischt. Der Bootsführer zeigte einem freundlicherweise unterwegs auch noch die Sehenswürdigkeiten, wie das niedliche spanische Fort Castillo de San Felipe aus dem 17. Jahrhundert, mit dem man sich gegen Piraten verteidigt hatte.
Der Abfluss aus dem See Izabel ist erst noch recht breit, wird dann immer enger, die Ufer immer steiler, dschungelig bewachsen – sehr hübsch, wenngleich nicht ganz so spektakulär,  wie im Central America Handbook beschrieben.
Livingston, das nur per Boot erreichbar ist, ist ganz nett, aber natürlich sehr auf Tourismus eingestellt. Wir sind ein wenig herumgebummelt und haben eine Mittagsrast am Meer gemacht, bis das Boot am frühen Nachmittag wieder zurückfuhr.  Es war ein schöner Ausflug und eine willkommene Abwechslung nach den vielen alten Maya-Steinen.

Leider wurde das Wetter recht schlecht - regnerisch, neblig und teilweise sehr kühl, so sind wir recht zügig durch Honduras und Nicaragua gefahren. Auch, weil das, was wir uns ansehen wollen, mehr auf der Route der Rückfahrt liegt.
Jetzt haben wir die 5. Grenze hinter uns und nie gab es irgendein Problem. Nur das Auto hält immer ein wenig auf, das will genau registriert, eingetragen und überprüft werden.
Allerdings habe ich den Verdacht, die Grenzer gucken sich das aus reiner Neugier immer gerne auch von innen an. Ein Nicaraguaner jedenfalls ließ sich häuslich im Wohnzimmer nieder und von seinem Kollegen fotografieren. Die Jungs sind immer so nett und begeistert, da kann man nicht mal böse sein, wenn sie mit ihren dreckigen Schuhen reintrapsen.  Überhaupt sind die Leute allesamt richtig freundlich, witzig und – angemessen – neugierig.  
Und sie lieben Musik. Je lauter, desto besser. Kein Übernachtungsplatz, bei dem wir nicht ordentlich beschallt wurden. Irgendeine Kneipe, Bar oder sonst was ist immer in der Nähe und wenn es gar mehrere sind, gibt es den „Wessen-Anlage-gibt-mehr-her“-Wettbewerb. Wobei dann gerne auch noch Karaoke-Einlagen geboten werden. Da braucht es Hornhaut auf dem Trommelfell !
In Ermangelung von Camping- oder sonstigen schönen Stellplätzen haben wir Silvester bei einer Tankstelle in Nicaragua verbracht. Da war das mit der Beschallung mal ganz lustig und es gab sogar ein üppiges Feuerwerk. Was will man mehr??
Auf das es ein wunderbares, glückliches und spannendes 2013 für alle Freunde, Anverwandte und den Rest der Welt wird !



In Ermangelung von Fotos (wegen des unfotogenen Wetters) hier eins vom Burgfräulein.


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