Samstag, 29. Juni 2013

Auf nach Alaska

Der Abend auf dem Platz vor den Ogilvie-Bergen war trotz – oder gerade wegen – des Wetters wunderschön.  Der Regen hörte bald auf und ständig veränderten sich die Berge im Licht der Sonne. Da braucht man kein TV, kein Buch, wenn man derart großartige Landschaft vor sich hat.
Der letzte Rest des Dempster Highway war auch der pure Genuss. Das Wetter war wieder sehr freundlich und die Landschaft in der anderen Richtung genauso schön. Oft ist es langweilig, dieselbe Strecke hin und zurück zu fahren, hier war es eine richtige Freude. Auch, weil man sehen konnte, wie viel Fortschritt die Natur in der knappen Woche gemacht hatte. Schnee und Eis waren erheblich abgeschmolzen und ganz andere Blumen begannen zu blühen.

Ja doch, es ist eine wunderschöne Strecke, die uns sehr positiv überrascht hat. So grandios und vor allem abwechslungsreich haben wir sie uns nicht vorgestellt, der Straßenzustand war viel besser als erwartet und keineswegs Reifen mordend.  Vermutlich werden wir uns alsbald ärgern, uns nicht viel mehr Zeit dafür genommen zu haben.
Wenigstens war das Ankommen in Dawson ein nicht ganz so großer „Zivilisationsschock“. Es ist ein wirklich putziges Städtchen, in dem man noch einen Hauch der alten Goldgräberzeit spürt.

Natürlich, weil es liebevoll gepflegt wird.
Mit einer Fähre geht es auf die andere Seite des Yukon und da ist dann gleich ein richtig schöner National Campground am Flussufer. Mit jeder Menge kostenlosem Feuerholz! Wenn das mal nicht romantisch ist – ein Lagerfeuer am Ufer des Yukon River J.

Nach Genuss dessen sind wir anderen Tags Richtung Alaska aufgebrochen, über den „Top of the world“ Highway. Warum der so heißt, wurde bald klar: die Straße führt weitgehend am oberen Ende der Berge entlang, man guckt von oben in die Weite der Landschaft. Und dann hat man irgendwann, inmitten der unendlich leer scheinenden Gegend Häuschen vor sich. Das ist die Grenze Kanada/USA. Die
nördlichste Grenze, die der Kontinent zu bieten hat. Und sicher die gemütlichste. Außer uns war weit und breit kein Auto zu sehen, dennoch mussten wir eine ganze Weile warten, bis die Ampel auf Grün schaltete. Ich bin sicher, der Grenzer musste erst mal sein Computerspiel gewinnen, ehe er sich uns zuwenden konnte.
Noch eine ganze Weile ging es durch menschenleere Gegend dahin, bis mit Chicken die erste Siedlung in Alaska erreicht war. Auch das seinerzeit eine
pulsierende Ortschaft während des Goldrauschs, heute nur ein nostalgischer Rastpunkt für Touristen, deren Hauptattraktion der riesige Bagger ist, mit dem man das Gestein des Flusses nach Gold durchsucht hat.
Tok ist die nächste Ortschaft mit Versorgungsmöglichkeiten und einem sehr unterhaltsamen Campingplatz. Die Konkurrenz scheint hier groß, da muss man sich was einfallen lassen. Der Sourdough-Campground hat in seinem
Restaurant ein nicht nur wirklich leckeres Rentier-Chili zu bieten, es gibt außerdem noch ein Frühstück zu gewinnen, wenn man am abendlichen Pfannkuchen-Werfen teilnimmt. 2 Versuche hat man, einen Pancake in einen Eimer zu befördern und was so simpel klingt, ist gar nicht so einfach. Der Campingplatz-Chef moderiert die Abendunterhaltung sehr spassig, das Publikum geizt nicht mit entsprechenden Kommentaren und alle haben Spaß.
Klaus hat es tatsächlich, eigentlich als einziger, geschafft und nachher sein Frühstück bei einem weiteren „wer-ist-der-eigentliche-Gewinner“-Spiel gegen einen Alaska-Kaffeebecher eingetauscht.
Recht hatter! So ein Becher ist doch eher von Dauer. Und wir frühstücken ja sowieso eigentlich nicht….
Natürlich habe ich unaufmerksames Weibi es versäumt, ihn bei seinem großen Wurf zu fotografieren. Dafür war er so freundlich, meinen kläglichen Versuch zu dokumentieren.



Montag, 24. Juni 2013

Arktischer Sommer

Inuvik ist nicht gerade reich an touristischen Attraktionen, es ist eine künstlich entstandene Stadt, um die Öl- und Gasbohrungen am Nordmeer versorgen zu können. Die große Herausforderung war, im Permafrost-Gebiet eine Siedlung zu bauen. Die Häuser stehen auf Pflöcken, um zu verhindern, das durch die Erwärmung durch das Haus der Frost taut, denn dann würden die Häuser im Matsch versinken. Die Wasserleitungen sind oberirdisch und auch auf Stützen gelagert – es scheint alles gut zu funktionieren.
Mit der Stadtbesichtigung waren wir ziemlich schnell durch, aber es war eh derart heiß, da hielt sich der Unternehmungsgeist in Grenzen. Es hat auch wenig Sinn, mit dem aktiven Programm bis zum Abend zu warten, denn es wird einfach nicht kühler. Nur ein klein wenig, wenn die Sonne ihren Tiefpunkt erreicht hat, aber das ist vielleicht für 2-3 Stunden. Natürlich ist das keine Beschwerde, ich hatte mir nur „arktische Temperaturen“ ein wenig anders vorgestellt, eher mit einem Minus vor den 30°. So wie es die Autonummern-Schilder suggerieren: Polarbär-Land!
Sind diese Schilder nicht allerliebst?

Am 21.6. war nationaler Aboriginal-Tag, der mit großem Programm begangen wurde.  Um 10 Uhr sollte es ein großes Frühstück geben, das allerdings wegen mangelnder Organisation erst gegen 11 Uhr allmählich begann, die angekündigte Parade danach fand gar nicht erst statt. Aber dann, ab Mittag, ging es richtig los. In einer Art Park waren die üblichen Volksfest-Belustigungen aufgebaut: Hüpfburgen, Losbuden, Fress-Stände, Bühne; von der die Honorationen ihre üblichen Begrüßungsfloskeln absonderten. Es folgte der musikalische Teil, 3
ältere Herren mit 2 Gitarren und einer Fidel spielten so was wie Countrymusic, wobei der Fiedler meist haarscharf daneben traf, in  etwa die Qualität von Florence Foster Jenkins. Die Jungs begleiteten dann eine putzige Kinder-Tanzgruppe, die auch tanzmäßig noch in den Kinderschuhen steckte. Aber Spaß hatten sie offensichtlich und das ist ja das Wichtigste.
Sehr lustig waren dann Kostproben der „Nordic Games“, einer Art Olympiade der bekloppten Sportarten. Am Boden sitzen, einen Fuß mit einer Hand festhalten, hochhüpfen und mit dem anderen
Fuß einen kleinen Ball treffen, der an einem Galgen hängt. Auf allen Vieren oder auf dem Hintern sitzend Seil springen. Davon gab es einige Varianten, die mit viel Spaß, Gelächter und  Anfeuern vom Publikum (am eifrigsten von den Kindern) vorgeführt wurden. Und dann kam „Blanket toss“, das
unzweifelhafte Highlight. Mittels eines Sprungtuchs - von ganz vielen Leuten,  die sich weitgehend aus dem Publikum rekrutieren – wird ein Freiwilliger so hoch wie möglich in die Luft geschleudert. Und natürlich wieder aufgefangen. Ein ganz großer Spaß für Jung und Alt! Danach wollten wir eigentlich das Fest für uns beschließen, aber die Inuvik Drummer & Dancer
mussten wir dann doch noch angucken.

Nach der Abfahrt aus Inuvik haben wir das Nachtlager wieder, wie bei der Hinfahrt, hoch über einem Fluss aufgeschlagen. War einige Tage zuvor kaum eine Mücke anwesend, waren nun geradezu Myriaden davon rund um uns. Die auch das winzigste Schlupfloch fanden, um uns innen im Camper zu belästigen, der eigentlich recht professionell mit Insektengittern ausgestattet ist. Den gesamten Abend haben wir damit zugebracht, alle winzigen Schlupfstellen dicht zu machen, von denen man einfach nicht annimmt, dass da noch ein winziges Insekt durchkommt. Und die halbe Nacht haben wir damit zugebracht, die Mistviecher zu erlegen, die
trotzdem noch ’reingekommen sind.
6 Tage zuvor hatten wir an dem Platz ein goldiges älteres Paar aus Oregon getroffen. Beide 90 Jahre und noch mit dem Camper unterwegs. In Inuvik waren wir Nachbarn auf dem „Happy Valley“ Campground und die Beiden wurden auf dem Fest als „Touristen des Jahres“ geehrt. Weil schon so alt und noch so einen weiten Weg gemacht… weil auch noch 71. Hochzeitstag… und sicher, weil die Beiden wirklich ganz liebenswert sind.
Waren wir nach der schrecklichen Mückennacht nicht wirklich ausgeschlafen und etwas entnervt, war es eine freudige Überraschung, die beiden kommen zu sehen. Ein netter Plausch und eine warme Verabschiedung rücken die Welt schnell wieder gerade.

Als  übernächstes „Nachtlager“ haben wir, wie auch schon bei der Hinfahrt, den Ogilvie-Aussichtspunkt angefahren. Kaum standen wir, kam ein deutsches LKW-WoMo vorbei. Wir saßen gerade gemütlich zu Viert beim Kaffee, kamen „unsere“ Holländer. Die wir unterwegs mal verloren hatten und eigentlich am nächsten Tag (möglicherweise….) in Dawson getroffen hätten.
Das Wetter wurde ungemütlich, es gab Regen und Gewitter. Die Deutsche fuhren ein Stück nach Süden, die Holländer weiter nach Norden. Wir blieben und ganz bald kam ein Camper mit einem Paar, das wir beim Aboriginal-Frühstück kennen gelernt hatten. Irgendwie und irgendwo trifft man sich immer wieder….


Mittwoch, 19. Juni 2013

Mücken und Mitternachtssonne

War das Bären-Aufkommen in British Columbia noch außerordentlich hoch, ließ es leider im Yukon Territory mächtig nach, nur noch 4 am nächsten Tag. Aber offensichtlich haben wir eine Menge Glück gehabt, die meisten Leute waren froh, wenn sie überhaupt einen Petz gesehen haben.
In Watson Lake haben wir Mittagsrast in einem netten Park am See gemacht und natürlich die Attraktion – den „Sign Post Forest“ angeguckt. Da hat mal ein heimwehkranker US-Bürger ein Schild seiner Heimatstadt angenagelt und seitdem sammeln sich hier Orts- und sonstige Schilder. Sollte also jemand hier her kommen und sich verewigen wollen: unbedingt ein Ortsschild einpacken ! Ein altes Auto-Nummernschild tut es auch.

Whitehorse ist die Hauptstadt von Yukon und beherbergt mit ca. 27.000 Einwohnern mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung.  Was bei uns ein kleines Städtchen ist, ist hier die Metropole. Am Ortseingang liegt – an Land – ein alter Schaufelraddampfer, sehr liebevoll hergerichtet, den man besichtigen kann. Man bekommt eine Broschüre, die alle Details erklärt und darf dann alleine (und kostenfrei!) das Schiff erkunden. Es bietet zwar nicht ganz den Luxus heutiger Kreuzfahrtschiffe, aber sicher ist es viel schöner, mit so einem Dampfer eine Reise zu machen.
Von hier aus fahren die meisten Leute weiter den
Highway nach Alaska, während wir, versehen mit Gas, Benzin und jeder Menge Futter, nach Norden zum Klondike Highway abgebogen sind.  Landschaftlich ist er ein wenig langweilig, die Fauna hält sich sehr bedeckt (keine Bären!) und der Zustand ist auch nicht mehr ganz so gut.  Da schon Permafrost-Gebiet, hat die Straße viele Frostbeulen und stellenweise gibt es ein rechtes Achterbahn-Gefühl.
Da nun schon sehr weit nördlich, wird es nicht mehr wirklich dunkel. Und es ist richtig warm, auch spät abends noch. Wir hatten schon 28° um Mitternacht, wobei es taghell ist, man braucht kein Licht mehr.
Aber auch die Mücken sind da, an denen wir uns nun sportlich abarbeiten. Schon in Australien gesehen und nun in Amiland gekauft, kommt der elektrische Tennisschläger zum Einsatz. Der verbruzzelt mittels Batterie und Drähten die Insektenbrut. Funktioniert prima! Aber so schlimm wie erwartet ist es mit den Mücken gar nicht, nicht wesentlich anders als bei uns im Sommer.
Eigentlich hätten wir gar nicht nach Dawson City müssen, wenn die Tankstelle vorher an der Abzweigung zum Dempster Highway noch in Betrieb gewesen wäre. Aber tanken war nötig, so haben wir uns einen RV-Platz gegönnt und haben ein wenig
Sightseeing in dem niedlichen Ort gemacht. Der eine Metropole – und die Hauptstadt von Yukon - zu Zeiten des Goldrauschs war, nun wie ein Freilichtmuseum wirkt, aber tatsächlich noch lebt. Vom Tourismus natürlich, aber mit durchaus viel Charme.

Mit dem Dempster Hwy beginnt die letzte Etappe der Reise, ca. 740 Km bis nach Inuvik, auf einer ungeteerten, aber gut befahrbaren Straße. In den Prospekten war vollmundig die Rede vom letzten Abenteuer in Kanada und einer wildromantischen Straße, das ist vielleicht etwas Touristen-Prosa, aber tatsächlich ist die Landschaft überraschend schön und sehr abwechslungsreich. Es ist viel bergiger als wir angenommen hatten und die Tundra ist nicht ganz baumlos, somit gar nicht eintönig.
Zwar hält sich auch hier die Fauna recht versteckt, aber ein paar niedliche Schneeschuh-Hasen (grau, mit weißen Pfoten) kreuzten unseren Weg, an einem Übernachtungsplatz hat uns ein „Arktisches Erdhörnchen“-Paar unterhalten. Und Bären standen wieder malerisch am Straßenrand. Einen haben wir wohl aufgeschreckt, wir haben ihn nur noch in einem Seitenweg recht hurtig davon traben gesehen.

Hinter dem Polarkreis wurde es dann doch ein wenig kühler, zumindest ging ein recht heftiger Wind, bei dem es im T-Shirt etwas zu schattig war. Es ist warm, wenn der Himmel klar und wolkenfrei ist, aber sobald es bedeckt, gar neblig ist, wird es gleich empfindlich kalt. Die Luft ist halt nicht aufgewärmt und hat auch wenig Chancen dafür, denn noch immer gibt es reichlich Schneefelder.

Ungefähr auf der Hälfte des Weges findet man mit dem Eagle Plains Hotel (+ Tankstelle und Werkstatt) zum ersten Mal wieder ein wenig „Zivilisation“ von der wir aber nur die Tankstelle in Anspruch genommen haben. Hotel und Restaurant brauchen wir nicht und der Campingplatz sah nicht sehr einladend aus. In der weiten, menschenleeren Landschaft findet man immer einen Platz, an dem man für die Nacht stehen bleiben kann.
Bis zur Grenze in die Northwest Territories hatten wir prima Wetter, kaum haben wir uns am Nachmittag auf einem netten Platz für die Nacht eingerichtet, kamen von allen Seiten dicke,
schwarze Wolken. Es begann ordentlich zu regnen und zu gewittern und wurde entsprechend kalt. Da waren doch noch mal Socken und warme Pullover angesagt. Aber am nächsten Morgen schien wieder die Sonne und es wurde bald auch wieder warm.
Weiter nach Norden sind zwei Flüsse zu
überqueren, der Peel River und der Mackenzie. Im Winter fährt man einfach über das Eis, im Sommer gibt es jeweils eine kostenlose Fähre. Brücken zu bauen ist wegen des Permafrosts extrem schwierig und damit auch extrem teuer, das lohnt sich bei dem geringen Verkehr nicht.


Iglu-Kirche in Inuvik
Am 4. Tag auf dem Dempster Hwy  sind wir in Inuvik angekommen, die nördlichste Stadt, die man im Sommer über die Straße erreichen kann. Hier geht zwischen Mitte Mai und Mitte Juli die Sonne definitiv nicht unter. So habe ich nun einen Geburtstag mit 24 Stunden Sonne. Und dann auch noch der 60.! Das ist doch mal eine ganz extravagante Variante für so einen Tag. 

Mittwoch, 12. Juni 2013

Bären-Land

War die Landschaft bislang noch so, wie man sich Kanada vorstellt – bergig, mit unendlichen Nadelwäldern – verändert sie sich mehr und mehr Richtung Norden.  Das Laubgehölz nimmt zu, viele Espen, dazwischen und hie und da auch Birken. Und die Rockies sind ein wenig weiter weg.
Für uns war erst mal Stadt angesagt, denn wir mussten Wäsche waschen, tanken und vor allem Küche und Keller auffüllen, bevor es in die Weiten der menschenleeren Tundra weitergehen konnte.  In Grande Prairie haben wir alles Wesentliche erledigt und konnten entspannt weiter Richtung Dawson Creek weiterfahren.  Hier beginnt der Alaska-Highway und das ist eigentlich auch schon alles, was diesen Ort auszeichnet. Nun gut – wir haben nicht das obligatorische Foto mit uns beiden vor dem Schild (hier beginnt der Alaska-Highway) und auch keines vor dem  „0-Mile-Post“ gemacht, womit die örtlichen
Attraktionen auch schon weitgehend  ausgeschöpft sind.  Aber wir haben ein nettes holländisches Paar getroffen, das mit ähnlichem Ziel und einem  niedlichen kleinen Volvo-LKW unterwegs ist. 
Für den nächsten Tag haben wir uns auf einem Campground weiter nördlich verabredet.  Ein paar Kilometer abseits des Highway, an einem hübschen kleinen See – Lake Inga -, liegt ein richtig schöner, idyllischer, kostenfreier Campingplatz. Direkt am Ufer haben wir uns breit gemacht und 2 Plätze okkupiert. Niemand da außer uns und einer Elchkuh, die mit ihrem frisch geschlüpften Nachwuchs  vorbeitrabte.
Später als erwartet kamen die Holländer, ihnen war ein Stein in die Windschutzscheibe geflogen, das musste erst mal repariert werden. Da reichlich Holz zur Verfügung stand, hatten wir einen gemütlichen Abend am
wärmenden Feuer.  Wobei die Männer allerdings erst zu tun hatten, das Holz zu spalten, denn die Bordwerkzeuge enthielten eher Küchenbeile denn ernsthaftes Spalt-Material. 
Am nächsten Tag war der Platz von ziemlich vielen Kindern bevölkert, die in Schulbussen herangekarrt wurden. Aber es war ein großes Vergnügen, dem Treiben zuzusehen, es gab jede Menge Spiel, Spaß, Spannung für die Kinder, wovon das Wenigste die Erwachsenen initiiert haben. Die Buben haben geangelt, die
Mädels gekreischt, wenn die zappelnden Fische an Land gezogen wurden. Alle waren irgendwie beschäftigt und schienen großen Spaß zu haben.
Mittags waren die Kinder wieder weg und als ich nachmittags auf den See guckte, war ich erst mal etwas irritiert. Denn auf dem See war plötzlich eine Insel. Die vorher nicht da war. Nachdem ich sie ein wenig beobachtet hatte, war klar: sie bewegt sich. Und dann kam noch eine zweite Insel, bald danach eine dritte.  Wann sieht man schon mal schwimmende Inseln?

Anderen Tages war leider lausiges Wetter - kalt, trüb und regnerisch. Die Holländer entschieden sich zur Weiterfahrt, wir sind geblieben, weil wir nicht an besseres Wetter weiter nördlich geglaubt haben. Für den Tag darauf haben wir uns an einem Platz bei Fort Nelson verabredet, was leider nicht funktioniert hat. Da waren riesige Mückenschwärme unterwegs, so dass – wer immer zuerst dort war – eiligst die Flucht ergriffen hat. Aber wenigstens war das Wetter wieder besser und hinter Fort Nelson wird sowieso der Alaska-Highway richtig schön.
Traumhaft ist der Muncho Lake, die türkis-blaue Meer-Farbe  hat er selbst bei trüber Witterung, sie entsteht durch ausgewaschene Mineralien.  Aber ob er wirklich der Welt schönster See ist, wie in einem der Führer behauptet wird….??  
Und dann die Tiere unterwegs! Jede Menge Schafe, Ziegen, Bisons, fast alle mit frischem Nachwuchs. Und es sollte der ganz große Bären-Tag werden!! Ein Schwarzbär nach dem anderen stand am Wegesrand herum,
darunter war gar eine Bärin mit drei Jungen. Beim 11. Bären  wollte Klaus schon vorbeifahren, aber ich konnte ihn gerade noch stoppen, denn ich war sicher, dass das ein Grizzly war. Und es war einer! Braunes Fell und der unverkennbare Höcker hinterm Kopf. Der lümmelte gemütlich im Löwenzahn auf der Wiese, warf sich herum, alle 4 Pfoten in die Luft gestreckt, und schien Sonne, Wärme und das Leben überhaupt recht zu genießen. So ein richtig knuddeliger Teddy-Bär, aber natürlich haben wir uns nicht näher heran getraut, es ist nun mal ein Raubtier.
In den USA wird stets und ständig vor Bären gewarnt, es gibt überall Verhaltensmaßregeln, Sicherheitsvorkehrungen etc., was mir gelegentlich ein wenig hysterisch vorkam. Und in der Tat haben wir nie auch nur das linke Ohr eines Bären gesehen. Und hier tummeln sie sich zuhauf, ohne dass groß darauf hingewiesen, davor gewarnt wird. Wir waren in der Früh schon ganz begeistert, unseren „“täglichen“ Bären gesehen zu haben - das es sich zum „stündlichen“ Bären auswachsen würde, hat überrascht und uns natürlich völlig begeistert.


Montag, 3. Juni 2013

Nordwärts

Montana ist recht alpin, ziemlich schön, nur leider war das Wetter nicht so toll. So sind wir recht zügig durchgerauscht und haben dann noch eine kleine Routen-Korrektur vorgenommen. So sind wir doch erst mal in British Columbia, bei Rooseville, in Kanada aufgeschlagen.
Und da war erst mal die Frage, was wir angucken wollen. Auf dem Weg lag ein Freilichtmuseum, das eine alte kanadische Stadt wieder belebt hat. Oder eine künstliche „bavarian town“, die zwar recht skurril sein muss, aber dann doch nix für uns war. Klar also: Fort Steele, eine alte Pionier-Siedlung. Die Ortschaften hatten diverse
Probleme mit dem Niedergang und haben sich ganz richtig entschieden, sich auf den Tourismus zu konzentrieren, um so eine Lebensgrundlage zu erhalten.
Dann war wieder Natur angesagt und die Kanadier haben es tiermäßig weitaus besser drauf als die Amis. Im Kootenay-Park lümmelten sich die Dickhorn-Schafe und eine Bergziege fraß gemütlich Löwenzahn. Kaum waren wir im Banff, sah ich den ersten Bären. Gut – nur mal die Ohren und ein Stück vom Rücken, aber genug, um zu wissen: es ist ein Schwarzbär, der gerade die Böschung an der Straße hinabtrabte. 

Und nur ein paar Kilometer weiter mampfte ein Bär gemütlich am Straßenrand, ließ sich nicht durch uns stören, die wir anhielten.  
Ein Stück weiter stand ein Wolf ganz exponiert an der Straße. Leider haben wir den zu spät gesehen, abrupt stoppen, um ein Foto zu machen, hätte ihn nur verjagt.
Die Straße, die durch den Baff- und anschließenden Jasper-Nationalpark führt, ist eine wirklich wunderschöne Panorama-Bergstraße, mitten durch die kanadischen Rocky Mountains. Und wir hatten halbwegs
Glück mit dem Wetter, meist schien die Sonne. Und so furchtbar kalt war es auch nicht, auch wenn der Bow-Lake noch ziemlich eingefroren war. Langsam wurde, wie man sieht, das Wetter etwas unfreundlicher und im Jasper-NP fing es an zu regnen, gerade als wir den Athabasca-Wasserfall angucken wollten.