War
die Landschaft bislang noch so, wie man sich Kanada vorstellt – bergig, mit
unendlichen Nadelwäldern – verändert sie sich mehr und mehr Richtung
Norden. Das Laubgehölz nimmt zu, viele
Espen, dazwischen und hie und da auch Birken. Und die Rockies sind ein wenig
weiter weg.
Für
uns war erst mal Stadt angesagt, denn wir mussten Wäsche waschen, tanken und
vor allem Küche und Keller auffüllen, bevor es in die Weiten der menschenleeren
Tundra weitergehen konnte. In Grande
Prairie haben wir alles Wesentliche erledigt und konnten entspannt weiter
Richtung Dawson Creek weiterfahren. Hier
beginnt der Alaska-Highway und das ist eigentlich auch schon alles, was diesen
Ort auszeichnet. Nun gut – wir haben nicht das obligatorische Foto mit uns
beiden vor dem Schild (hier beginnt der Alaska-Highway) und auch keines vor
dem „0-Mile-Post“ gemacht, womit die
örtlichen
Attraktionen auch schon weitgehend ausgeschöpft sind. Aber wir haben ein nettes holländisches Paar
getroffen, das mit ähnlichem Ziel und einem niedlichen kleinen Volvo-LKW unterwegs
ist.
Für
den nächsten Tag haben wir uns auf einem Campground weiter nördlich verabredet. Ein paar Kilometer abseits des Highway, an
einem hübschen kleinen See – Lake Inga -, liegt ein richtig schöner, idyllischer,
kostenfreier Campingplatz. Direkt am Ufer haben wir uns breit gemacht und 2
Plätze okkupiert. Niemand da außer uns und einer Elchkuh, die mit ihrem frisch
geschlüpften Nachwuchs vorbeitrabte.
Später
als erwartet kamen die Holländer, ihnen war ein Stein in die Windschutzscheibe
geflogen, das musste erst mal repariert werden. Da reichlich Holz zur Verfügung
stand, hatten wir einen gemütlichen Abend am
wärmenden Feuer. Wobei die Männer allerdings erst zu tun
hatten, das Holz zu spalten, denn die Bordwerkzeuge enthielten eher Küchenbeile
denn ernsthaftes Spalt-Material.
Am
nächsten Tag war der Platz von ziemlich vielen Kindern bevölkert, die in
Schulbussen herangekarrt wurden. Aber es war ein großes Vergnügen, dem Treiben
zuzusehen, es gab jede Menge Spiel, Spaß, Spannung für die Kinder, wovon das
Wenigste die Erwachsenen initiiert haben. Die Buben haben geangelt, die
Mädels
gekreischt, wenn die zappelnden Fische an Land gezogen wurden. Alle waren
irgendwie beschäftigt und schienen großen Spaß zu haben.
Mittags
waren die Kinder wieder weg und als ich nachmittags auf den See guckte, war ich
erst mal etwas irritiert. Denn auf dem See war plötzlich eine Insel. Die vorher
nicht da war. Nachdem ich sie ein wenig beobachtet hatte, war klar: sie bewegt
sich. Und dann kam noch eine zweite Insel, bald danach eine dritte. Wann sieht man schon mal schwimmende Inseln?
Anderen
Tages war leider lausiges Wetter - kalt, trüb und regnerisch. Die Holländer
entschieden sich zur Weiterfahrt, wir sind geblieben, weil wir nicht an
besseres Wetter weiter nördlich geglaubt haben. Für den Tag darauf haben wir
uns an einem Platz bei Fort Nelson verabredet, was leider nicht funktioniert
hat. Da waren riesige Mückenschwärme unterwegs, so dass – wer immer zuerst dort
war – eiligst die Flucht ergriffen hat. Aber wenigstens war das Wetter wieder
besser und hinter Fort Nelson wird sowieso der Alaska-Highway richtig schön.
Traumhaft
ist der Muncho Lake, die türkis-blaue Meer-Farbe hat er selbst bei trüber Witterung, sie
entsteht durch ausgewaschene Mineralien.
Aber ob er wirklich der Welt schönster See ist, wie in einem der Führer
behauptet wird….??
Und
dann die Tiere unterwegs! Jede Menge Schafe, Ziegen, Bisons, fast alle mit
frischem Nachwuchs. Und es sollte der ganz große Bären-Tag werden!! Ein
Schwarzbär nach dem anderen stand am Wegesrand herum,
darunter war gar eine Bärin
mit drei Jungen. Beim 11. Bären wollte
Klaus schon vorbeifahren, aber ich konnte ihn gerade noch stoppen, denn ich war
sicher, dass das ein Grizzly war. Und es war einer! Braunes Fell und der
unverkennbare Höcker hinterm Kopf. Der lümmelte gemütlich im Löwenzahn auf der
Wiese, warf sich herum, alle 4 Pfoten in die Luft gestreckt, und schien Sonne,
Wärme und das Leben überhaupt recht zu genießen. So ein richtig knuddeliger
Teddy-Bär, aber natürlich haben wir uns nicht näher heran getraut, es ist nun
mal ein Raubtier.
In
den USA wird stets und ständig vor Bären gewarnt, es gibt überall
Verhaltensmaßregeln, Sicherheitsvorkehrungen etc., was mir gelegentlich ein wenig
hysterisch vorkam. Und in der Tat haben wir nie auch nur das linke Ohr eines
Bären gesehen. Und hier tummeln sie sich zuhauf, ohne dass groß darauf
hingewiesen, davor gewarnt wird. Wir waren in der Früh schon ganz begeistert,
unseren „“täglichen“ Bären gesehen zu haben - das es sich zum „stündlichen“
Bären auswachsen würde, hat überrascht und uns natürlich völlig begeistert.
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