Inuvik
ist nicht gerade reich an touristischen Attraktionen, es ist eine künstlich
entstandene Stadt, um die Öl- und Gasbohrungen am Nordmeer versorgen zu können.
Die große Herausforderung war, im Permafrost-Gebiet eine Siedlung zu bauen. Die
Häuser stehen auf Pflöcken, um zu verhindern, das durch die Erwärmung durch das
Haus der Frost taut, denn dann würden die Häuser im Matsch versinken. Die Wasserleitungen
sind oberirdisch und auch auf Stützen gelagert – es scheint alles gut zu
funktionieren.
Mit
der Stadtbesichtigung waren wir ziemlich schnell durch, aber es war eh derart
heiß, da hielt sich der Unternehmungsgeist in Grenzen. Es hat auch wenig Sinn,
mit dem aktiven Programm bis zum Abend zu warten, denn es wird einfach nicht
kühler. Nur ein klein wenig, wenn die Sonne ihren Tiefpunkt erreicht hat, aber
das ist vielleicht für 2-3 Stunden. Natürlich ist das keine Beschwerde, ich
hatte mir nur „arktische Temperaturen“ ein wenig anders vorgestellt, eher mit
einem Minus vor den 30°. So wie es die Autonummern-Schilder suggerieren:
Polarbär-Land!
Sind
diese Schilder nicht allerliebst?
Am
21.6. war nationaler Aboriginal-Tag, der mit großem Programm begangen wurde. Um 10 Uhr sollte es ein großes Frühstück
geben, das allerdings wegen mangelnder Organisation erst gegen 11 Uhr
allmählich begann, die angekündigte Parade danach fand gar nicht erst statt.
Aber dann, ab Mittag, ging es richtig los. In einer Art Park waren die üblichen
Volksfest-Belustigungen aufgebaut: Hüpfburgen, Losbuden, Fress-Stände, Bühne; von
der die Honorationen ihre üblichen Begrüßungsfloskeln absonderten. Es folgte
der musikalische Teil, 3
ältere Herren mit 2 Gitarren und einer Fidel spielten
so was wie Countrymusic, wobei der Fiedler meist haarscharf daneben traf, in etwa die Qualität von Florence Foster Jenkins.
Die Jungs begleiteten dann eine putzige Kinder-Tanzgruppe, die auch tanzmäßig
noch in den Kinderschuhen steckte. Aber Spaß hatten sie offensichtlich und das
ist ja das Wichtigste.
Sehr
lustig waren dann Kostproben der „Nordic Games“, einer Art Olympiade der
bekloppten Sportarten. Am Boden sitzen, einen Fuß mit einer Hand festhalten,
hochhüpfen und mit dem anderen
Fuß einen kleinen Ball treffen, der an einem
Galgen hängt. Auf allen Vieren oder auf dem Hintern sitzend Seil springen.
Davon gab es einige Varianten, die mit viel Spaß, Gelächter und Anfeuern vom Publikum (am eifrigsten von den
Kindern) vorgeführt wurden. Und dann kam „Blanket toss“, das
unzweifelhafte
Highlight. Mittels eines Sprungtuchs - von ganz vielen Leuten, die sich weitgehend aus dem Publikum
rekrutieren – wird ein Freiwilliger so hoch wie möglich in die Luft
geschleudert. Und natürlich wieder aufgefangen. Ein ganz großer Spaß für Jung
und Alt! Danach wollten wir eigentlich das Fest für uns beschließen, aber die
Inuvik Drummer & Dancer
mussten
wir dann doch noch angucken.
Nach
der Abfahrt aus Inuvik haben wir das Nachtlager wieder, wie bei der Hinfahrt, hoch
über einem Fluss aufgeschlagen. War einige Tage zuvor kaum eine Mücke anwesend,
waren nun geradezu Myriaden davon rund um uns. Die auch das winzigste
Schlupfloch fanden, um uns innen im Camper zu belästigen, der eigentlich recht
professionell mit Insektengittern ausgestattet ist. Den gesamten Abend haben
wir damit zugebracht, alle winzigen Schlupfstellen dicht zu machen, von denen
man einfach nicht annimmt, dass da noch ein winziges Insekt durchkommt. Und die
halbe Nacht haben wir damit zugebracht, die Mistviecher zu erlegen, die
trotzdem noch ’reingekommen sind.
6
Tage zuvor hatten wir an dem Platz ein goldiges älteres Paar aus Oregon
getroffen. Beide 90 Jahre und noch mit dem Camper unterwegs. In Inuvik waren
wir Nachbarn auf dem „Happy Valley“ Campground und die Beiden wurden auf dem
Fest als „Touristen des Jahres“ geehrt. Weil schon so alt und noch so einen
weiten Weg gemacht… weil auch noch 71. Hochzeitstag… und sicher, weil die
Beiden wirklich ganz liebenswert sind.
Waren
wir nach der schrecklichen Mückennacht nicht wirklich ausgeschlafen und etwas
entnervt, war es eine freudige Überraschung, die beiden kommen zu sehen. Ein
netter Plausch und eine warme Verabschiedung rücken die Welt schnell wieder
gerade.
Als übernächstes „Nachtlager“ haben wir, wie auch
schon bei der Hinfahrt, den Ogilvie-Aussichtspunkt angefahren. Kaum standen
wir, kam ein deutsches LKW-WoMo vorbei. Wir saßen gerade gemütlich zu Viert
beim Kaffee, kamen „unsere“ Holländer. Die wir unterwegs mal verloren hatten
und eigentlich am nächsten Tag (möglicherweise….) in Dawson getroffen hätten.
Das
Wetter wurde ungemütlich, es gab Regen und Gewitter. Die Deutsche fuhren ein
Stück nach Süden, die Holländer weiter nach Norden. Wir blieben und ganz bald
kam ein Camper mit einem Paar, das wir beim Aboriginal-Frühstück kennen gelernt
hatten. Irgendwie und irgendwo trifft man sich immer wieder….
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