War
das Bären-Aufkommen in British Columbia noch außerordentlich hoch, ließ es
leider im Yukon Territory mächtig nach, nur noch 4 am nächsten Tag. Aber
offensichtlich haben wir eine Menge Glück gehabt, die meisten Leute waren froh,
wenn sie überhaupt einen Petz gesehen haben.
In
Watson Lake haben wir Mittagsrast in einem netten Park am See gemacht und
natürlich die Attraktion – den „Sign Post Forest“ angeguckt. Da hat mal ein
heimwehkranker US-Bürger ein Schild seiner Heimatstadt angenagelt und seitdem
sammeln sich hier Orts- und sonstige Schilder. Sollte also jemand hier her
kommen und sich verewigen wollen: unbedingt ein Ortsschild einpacken ! Ein
altes Auto-Nummernschild tut es auch.
Whitehorse
ist die Hauptstadt von Yukon und beherbergt mit ca. 27.000 Einwohnern mehr als
ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Was
bei uns ein kleines Städtchen ist, ist hier die Metropole. Am Ortseingang liegt
– an Land – ein alter Schaufelraddampfer, sehr liebevoll hergerichtet, den man
besichtigen kann. Man bekommt eine Broschüre, die alle Details erklärt und darf
dann alleine (und kostenfrei!) das Schiff erkunden. Es bietet zwar nicht ganz
den Luxus heutiger Kreuzfahrtschiffe, aber sicher ist es viel schöner, mit so
einem Dampfer eine Reise zu machen.
Von
hier aus fahren die meisten Leute weiter den
Highway nach Alaska, während wir, versehen
mit Gas, Benzin und jeder Menge Futter, nach Norden zum Klondike Highway abgebogen
sind. Landschaftlich ist er ein wenig
langweilig, die Fauna hält sich sehr bedeckt (keine Bären!) und der Zustand ist
auch nicht mehr ganz so gut. Da schon
Permafrost-Gebiet, hat die Straße viele Frostbeulen und stellenweise gibt es
ein rechtes Achterbahn-Gefühl.
Da
nun schon sehr weit nördlich, wird es nicht mehr wirklich dunkel. Und es ist
richtig warm, auch spät abends noch. Wir hatten schon 28° um Mitternacht, wobei
es taghell ist, man braucht kein Licht mehr.
Aber auch die Mücken sind da, an
denen wir uns nun sportlich abarbeiten. Schon in Australien gesehen und nun in
Amiland gekauft, kommt der elektrische Tennisschläger zum Einsatz. Der
verbruzzelt mittels Batterie und Drähten die Insektenbrut. Funktioniert prima!
Aber so schlimm wie erwartet ist es mit den Mücken gar nicht, nicht wesentlich
anders als bei uns im Sommer.
Eigentlich
hätten wir gar nicht nach Dawson City müssen, wenn die Tankstelle vorher an der
Abzweigung zum Dempster Highway noch in Betrieb gewesen wäre. Aber tanken war
nötig, so haben wir uns einen RV-Platz gegönnt und haben ein wenig
Sightseeing
in dem niedlichen Ort gemacht. Der eine Metropole – und die Hauptstadt von
Yukon - zu Zeiten des Goldrauschs war, nun wie ein Freilichtmuseum wirkt, aber
tatsächlich noch lebt. Vom Tourismus natürlich, aber mit durchaus viel Charme.
Mit
dem Dempster Hwy beginnt die letzte Etappe der Reise, ca. 740 Km bis nach Inuvik,
auf einer ungeteerten, aber gut befahrbaren Straße. In den Prospekten war
vollmundig die Rede vom letzten Abenteuer in Kanada und einer wildromantischen
Straße, das ist vielleicht etwas Touristen-Prosa, aber tatsächlich ist die
Landschaft überraschend schön und sehr abwechslungsreich. Es ist viel bergiger
als wir angenommen hatten und die Tundra ist nicht ganz baumlos, somit gar
nicht eintönig.
Zwar hält sich auch hier die Fauna recht versteckt, aber ein
paar niedliche Schneeschuh-Hasen (grau, mit weißen Pfoten) kreuzten unseren
Weg, an einem Übernachtungsplatz hat uns ein „Arktisches Erdhörnchen“-Paar
unterhalten. Und Bären standen wieder malerisch am Straßenrand. Einen haben wir
wohl aufgeschreckt, wir haben ihn nur noch in einem Seitenweg recht hurtig
davon traben gesehen.
Hinter
dem Polarkreis wurde es dann doch ein wenig kühler, zumindest ging ein recht
heftiger Wind, bei dem es im T-Shirt etwas zu schattig war. Es ist warm, wenn
der Himmel klar und wolkenfrei ist, aber sobald es bedeckt, gar neblig ist,
wird es gleich empfindlich kalt. Die Luft ist halt nicht aufgewärmt und hat
auch wenig Chancen dafür, denn noch immer gibt es reichlich Schneefelder.
Ungefähr
auf der Hälfte des Weges findet man mit dem Eagle Plains Hotel (+ Tankstelle
und Werkstatt) zum ersten Mal wieder ein wenig „Zivilisation“ von der wir aber
nur die Tankstelle in Anspruch genommen haben. Hotel und Restaurant brauchen
wir nicht und der Campingplatz sah nicht sehr einladend aus. In der weiten,
menschenleeren Landschaft findet man immer einen Platz, an dem man für die
Nacht stehen bleiben kann.
Bis
zur Grenze in die Northwest Territories hatten wir prima Wetter, kaum haben wir
uns am Nachmittag auf einem netten Platz für die Nacht eingerichtet, kamen von
allen Seiten dicke,
schwarze Wolken. Es begann ordentlich zu regnen und zu
gewittern und wurde entsprechend kalt. Da waren doch noch mal Socken und warme
Pullover angesagt. Aber am nächsten Morgen schien wieder die Sonne und es wurde
bald auch wieder warm.
Weiter
nach Norden sind zwei Flüsse zu
überqueren, der Peel River und der Mackenzie. Im
Winter fährt man einfach über das Eis, im Sommer gibt es jeweils eine
kostenlose Fähre. Brücken zu bauen ist wegen des Permafrosts extrem schwierig
und damit auch extrem teuer, das lohnt sich bei dem geringen Verkehr nicht.
Iglu-Kirche in Inuvik |
Am
4. Tag auf dem Dempster Hwy sind wir in Inuvik
angekommen, die nördlichste Stadt, die man im Sommer über die Straße erreichen
kann. Hier geht zwischen Mitte Mai und Mitte Juli die Sonne definitiv nicht
unter. So habe ich nun einen Geburtstag mit 24 Stunden Sonne. Und dann auch
noch der 60.! Das ist doch mal eine ganz extravagante Variante für so einen
Tag.
Na, herzlichen Glückwunsch! Wir freuen uns, wenn ihr wieder heile Heim kommt. Dann feiern wir noch nach, wenn's gefällt.
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