So richtig toll war das Wetter auch am anderen Tag nicht, so haben wir uns den Weg zum Toubkal geschenkt, sind Richtung Marrakech weitergefahren, um Küche, Keller und Tank wieder aufzufüllen. Aber auf dem Weg dahin konnten wir doch noch einige Ausblicke auf Toubkal & Nachbarn erhaschen.
In Marrakech überkam uns nicht gerade die große Lust auf das Touristenprogramm angesichts der angebotenen Attraktionen. Man mag uns Banausen heißen, aber viel mehr vom Land kriegt man doch abseits der großen Städte mit ihrer musealen, potemkinschen Kultur mit, finde ich. Immerhin haben wir bei unserer Versorgungs-Tour ein ähnliches Programm absolviert wie die Leute im Sightseeing-Doppeldeckerbus.
Und so machten wir uns auf den Weg zum nächsten Pass über den Atlas, den Tizi-n-Tichka. Der uns dann doch von der Schönheit des Hohen Atlas überzeugen konnte. Das Wetter war auch perfekt – was will man mehr?
Natürlich fehlte auch Rotel-Tours nicht, wie kann es anders sein an schönen Stellen auf der Welt. An einem Aussichtspunkt war natürlich ein ausgiebiger Plausch mit Sepp, dem Fahrer, angesagt. Klaus war neidisch auf seine vielen, vielen PS und er vermutlich auf unsere Unabhängigkeit. Tja… Wir sind halt im Einfamilienhaus unterwegs, die Rotel-Leute in einer Mietskaserne.
Mittlerweile war mal wieder ein wenig Wäsche waschen angesagt und da es hier an Campingplätzen, vor allem mit Waschmaschine, mangelt, hatten wir unsere eigene in Betrieb genommen. Eine Plastiktonne mit Deckel, in die man Wasser, Waschpulver und die Wäsche einfüllt, ca. einen Tag lang im Auto durch die Gegend rumpelt und schon ist alles sauber. An einem Bergbach fanden wir eine ideale Stelle zum Spülen, was einige Frauen, die dort auch gerade wuschen veranlasste, ihre Arbeit umgehend einzustellen, sich die besten Plätze zu sichern und den bekloppten Europäern zuzugucken.
Wenn die dann mal nicht daheim ihren Männern erklärt haben, dass Wäsche waschen in Europa durchaus auch Männerarbeit ist.
Denn gerade als wir fertig waren, kamen Männer, die eine große Ziegenherde über die Straße einen Hang hinauf trieben. Ich weiß ja nicht, was die einfachere Arbeit ist.
Frisch gewaschen, gut gelaunt und sonnenbeschienen konnten wir den Rest des Hohen Atlas genießen.
Um uns dann auf die Straße der Kasbahs zu begeben. Die Kasbahs sind größere Gebäude, in denen Familien/Stammesverbände wehrhaft zusammen lebten. Tolle Sache, die aber wohl auch hier nicht mehr so richtig funktioniert, da sie meist verfallen sind.
In Ait-Ben Haddou ist eine zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt worden. Sieht auch wirklich toll aus. Aber sie ist nur deshalb so spektakulär und ein Touristenmagnet, weil Orson Wells sie als Kulisse für einen Film hat herrichten lassen.
Das ist so eine Schnittstelle zwischen Schein und Realität – die Hollywoodisierung des
Lebens….??
Am nächsten Tag gondelten wir weiter die Straße entlang, die im Übrigen auch noch durch ein Rosen-Anbaugebiet führt. Überall wird Eau de Rose angeboten, wobei die Marketingstrategie noch ein wenig ausgefeilt werden sollte. Ein Laden hatte ein Gestell mit jeder Menge Gaskartuschen vor der Tür und darüber ein großes Schild „Eau de Rose“. Mit der Verpackung täte ich das ja nicht so gerne kaufen….
Da wir noch mal eine Ladung Wäsche zu spülen hatten, haben wir einen Abstecher in die Gorge du Todra gemacht. Nee, nicht nur deswegen, die Schlucht ist schon wirklich sehr schön und den Weg allemal wert. Vor allem aber, wenn man beim Touristenbusse-Umkehrpunkt weiterfährt. Hinter den Souvenierständen tummeln sich noch ein paar Verwegene, die Klettern üben und dann ist man alleine mit der grandiosen Geologie des Gebirges.
Und wir hatten das Glück, zwei Steinböcke zu beobachten. Die waren unten im trockenen Flussbett, sprangen in den Hang, als wir näher kamen, spazierten dann aber einige Meter im Berg gemütlich vor sich hin. Die sind perfekt getarnt, wir konnten sie im Hang nur entdecken, weil wir sie zuvor nach oben haben laufen sehen.
Ausgerechnet da fuhr ein britisches Auto an uns vorbei, dessen Insassen vermutlich dachten: Die spinnen, die Deutschen. Hocken da und glotzen eine Felswand an. Wenn die gewusst hätten, was wir da angucken! Und das wir nur 50 % Deutsche sind, haben sie auch nicht gesehen.
Vielleicht sind wir ja wirklich ein wenig schräg, denn eigentlich hat uns dennoch der Anti-Atlas einen Tick besser gefallen. Der ist karger, unzugänglicher und viel weniger erschlossen. Wir hatten nichts erwartet und fanden uns unversehens in einer grandiosen Landschaft. Das sind so die Freuden des Reisens.
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