Atar ist zwar ein nettes Städtchen, aber von maurischer Kultur haben wir nichts mehr entdecken können.
Weil die französische Regierung nach der letzten Entführung 2009 ganz verschärfte Reisewarnungen ausgesprochen hat – Reisen auf eigene Gefahr, keinerlei Hilfe zu erwarten, weder bei Krankheit noch bei Unfall, schon gar nicht bei Entführungen – gibt es hier kaum mehr Touristen. Das gerade aufgeblühte Tourismus-Geschäft liegt völlig am Boden, was bei uns den Eindruck erweckte, man will nun von den paar Unerschrockenen alles herausholen, was ihnen entgangen ist. Beim Einkaufen muss man höllisch aufpassen, will man nicht restlos über den Tisch gezogen werden und die ständigen Begleiter, die auch schon in Marokko nervten, sind hier eine rechte Plage. Vermutlich lernen die Kleinkinder als erstes Wort nicht etwa „Mama“ sondern „cadeau“.
Klappt es nicht mit dem Geschenke erbetteln, wird alles angeschleppt, was man eventuell an Touris verhökern könnte. Da muss man hartnäckig Verweigerungshaltung zeigen und zur Not auch mal ein wenig laut werden.
Mittlerweile sind wir in Chinguetti angekommen, die 7. wichtigste Stadt des Islam. Hier haben sich früher die Moslems von Nordafrika getroffen, um ihre Pilgerreise nach Mekka anzutreten. Leider konnte ich nicht mit auf die Besichtigungstour, weil ich es mir nicht verkneifen konnte, am Tag zuvor mit Andi einen Hang herunter zu klettern und zu einer malerischen Ruine zu laufen. Das ist ein Gebäude aus den 80er Jahren, das nur für eine Filmkulisse errichtet wurde. Kann man verstehen, denn die Landschaft um den Pass d’Amogjar ist wirklich unglaublich schön.
Das wieder raufklettern zwischen Steinen und Sanddünen ging ganz gut für eine alte Frau, nur musste ich Dödel bei den letzten Zentimetern über eine kleine Felsspalte stolpern und es hat mich ordentlich hingehauen. Ein Knie ist angeschlagen und tut ziemlich weh. So kann ich im Moment nur mehr oder weniger auf einem Bein herumhopsen. Und das, nachdem ich mir eine von Gerards eisernen (wir haben Alu) Sandleitern vors Schienbein gedonnert habe und mir dann noch unsere Küchentür gegen den Ellbogen geknallt ist.
Ha – aber dafür bin ich erst mal vom Bleche schleppen befreit! Hier in Chinguetti fängt es wieder heftig an mit Sanddünen, die Stadt ist schon halb zugeweht. Weiter nach Ouadane geht es durch ausgedehnte Dünen, da werden wieder Hilfsmittel zum Einsatz kommen müssen.
Martin hat den Wüsten-Blues, was ich ein wenig verstehen kann. Der Sand kommt einem buchstäblich zu den Ohren raus, der Wind nervt und das Kamel steppt nicht gerade in dieser moslemischen Ödnis. Andi ist anders drauf, der springt überall herum und tut sich leichter, weil er recht gut französisch spricht. So ist er unser offizieller Reise-Sprecher, der alles regelt, wo wir und die Niederländer uns mit den paar vorhandenen Sprachbrocken schwerer täten.
So eine zufällig entstandene, bunt gemischte Reisegesellschaft ist schon ein sehr interessantes Projekt. Mal sehen, wie lange es hält und was dabei herauskommt. Sicher auf allen Seiten jede Menge neuer Erfahrungen, aber erst mal macht es allen mehr Spaß zusammen, als alleine zu fahren.
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