Donnerstag, 27. Dezember 2012

Tikal



Und schon sind wir in Guatemala. Das erste Ziel war natürlich Tikal, die große Maya-Stadt im Norden. Sie liegt in einem Naturpark, in dem es praktischerweise auch so was wie einen Campingplatz gibt. Wir kamen am Nachmittag an und dann bekommt man die Eintrittskarte für den nächsten Tag ausgestellt. Sehr freundlich! So konnten wir am anderen Morgen recht früh aufbrechen und uns wirklich Zeit lassen. Die man auch braucht, denn das Gelände ist sehr weitläufig und es gibt Unmengen von Gebäuden zu sehen.
Sind die Vorzeige-Pyramiden in Mexiko, wie Uxmal oder Chichén Iztá, besser restauriert und dadurch recht beeindruckend, so ist in Tikal die Größe der Bauten und der Anlage an sich beinahe atemberaubend. Gerade weil noch nicht alles so perfekt und museal hergerichtet ist, macht es sehr viel mehr Spaß, durch die Archäologie zu stapfen.
Man darf noch recht viel herumklettern, was zu ständig neuen Entdeckungen und Ausblicken führt. Glaubt man, es ginge nicht weiter, tut sich der Blick auf was Neues auf. Man wandert die Wege durch den Dschungel entlang und plötzlich taucht die Spitze eines Tempels zwischen dem Grün auf. Während über einem die Affen in den Bäumen herumturnen. Die sind nur so flink, man kann sie nicht fotografieren.
Man sieht hier nicht nur einzelne Tempel und Pyramiden, sondern komplexe Gruppen von Gebäuden, die eine viel bessere Vorstellung vom damaligen Leben geben. Wenn man sich die Topographie anguckt, kann man erahnen, wie viel noch unter den dem Dschungel verborgen liegt. Es gibt Wege durch die Anlage, bei denen ersichtlich ist, dass man gerade auf alten Steinen herumspaziert.
Nettes Tierleben gibt es auch, wie es sich für den Dschungel gehört. Die coati, freundliche kleine Pelztierchen, haben sich längst an die Menschen gewöhnt und keiner stört den anderen. Die bunten Truthähne gibt es nur hier, allerdings sind die dummen Hühner immer in den Schatten gelaufen, wenn man sie fotografieren wollte. Da aber kommt das schillernde Gefieder nicht so gut.
Und dann habe ich noch völlig begeistert im Gras auf dem Campingplatz meine Lieblings-Pflanzen entdeckt! Mimosa pudica, die schnellste Pflanze der Botanik. Bei Berührung klappt sie ihre Fiederblättchen zusammen und das innerhalb von ein paar Sekunden.
Bei einbrechender Dunkelheit legt sie sich auch zusammen, in der Früh klappt sie die Blättchen wieder auf. Was für Pu, der Bär die Klappzypressen, sind mir die Klapp-Mimosen!

Montag, 24. Dezember 2012

In Belize



Natürlich stimmte es nicht mit dem Visum für Österreicher, wir konnten problemlos nach Belize einreisen. Ein wenig Umstand machte nur das Auto, das aufwendig registriert und in Klaus’ Pass eingetragen werden musste.
An einer Straßenkreuzung haben wir angehalten, um uns zu orientieren, da sprach uns eine junge Frau an. Sie hat es zwar nicht direkt gesagt, aber es war klar, sie wollte gerne mitgenommen werden. Da sie ein kleines Mädchen bei sich hatte, haben wir natürlich unsere Koffer auf dem Rücksitz zusammengeräumt und die Beiden mitgenommen.
Eigentlich nur bis Orange Walk, der nächsten Stadt, aber dort am Busbahnhof kam die junge Frau auf die Idee, wir könnten sie doch bis Belize City zu ihrer Mutter bringen und da könnten wir problemlos vorm Haus im Camper nächtigen.
Gesagt – getan und das war nicht die schlechteste Idee, denn unterwegs wäre kaum ein Übernachtungsplatz für uns gewesen.
Es war das große Weihnachts-Familientreffen der Familie bei der Mutter, ein bunter, blinkender Weihnachtsbaum war schon aufgebaut, mit vielen Päckchen darunter.
Am nächsten Morgen sind wir Richtung guatemaltekische Grenze gefahren, bis San Ignacio, einem netten Städtchen. Weiträumig war diese Gegend hier wohl der Ursprung der Maya-Kultur und es gibt jede Menge Ausgrabungsstätten, wovon wir erst mal Cahal Pech angeguckt haben. Das ist erst zu einem Teil ausgebuddelt und sonst noch recht zugewachsen. Aber man kann vieles an der Form erkennen und sich vorstellen, wie es früher ausgesehen haben mag.
Am nächsten Tag sind wir 10 Meilen auf ziemlich schlechter Piste nach El Pilar gerumpelt, einer noch weniger ausgegrabenen Maya Stadt. Das war wirklich toll, denn man musste mitten durch den Dschungel stapfen, um die Stadt überhaupt zu finden und konnte sich dann anhand der verschiedenen  Hügel die Pyramiden und sonstigen Gebäude vorstellen. Na ja, vereinzelt standen auch erklärende Schilder und es guckten hie und da Steine aus der Botanik, die ansonsten alles im Griff hatte. Faszinierend, wie der Dschungel sich die Stadt zurückerobert und alles überwuchert hat.
Wir hatten kein genaues Bild von Belize, nur eine Idee im Kopf und sind jetzt ganz hingerissen von diesem kleinen, überaus freundlichen Land. Obwohl nur ein wenig mehr als 300.000 Einwohner, gibt es eine große ethnische Vielfalt und eine Menge verschiedener Sprachen. Da ehemals britische Kolonie, ist Englisch offizielle Sprache, was die Verständigung für uns erleichtert.
Und es sieht genau so aus, wie ich mir Zentralamerika vorgestellt habe.
Es war schon ein kurioses Gefühl, zu zweit alleine durch den Dschungel zu traben, während daheim um die Zeit die Leute unterm Weihnachtsbaum sitzen und sich am Festmenü delektieren.

Samstag, 22. Dezember 2012

Karibik für Arme



Dann waren wir in Tulum, an der Karibik-Küste, angekommen. Da wir erst mal genug von alten Steinen hatten, dachten wir an ein nettes Plätzchen am Strand, um die Zehen in den weißen Sand zu stecken und in das türkis-blaue Meer zu hüpfen.
Aber es war natürlich mal wieder eine größere Exkursion vonnöten, bis wir endlich etwas fanden, wo wir mit dem Camper bleiben konnten. Entweder war der Strand mit Hotels zugebaut oder es gab öffentliche Strände, wo wir nicht für die Nacht stehen bleiben durften. Endlich fanden wir einen Campingplatz, der uns gnädig bleiben ließ. Soweit ganz nett, aber es waren überwiegend Backpacker da, die in den kleinen Hütten oder in mitgebrachten Winz-Zelten logierten. Da wir Küche und Bad dabei haben, hat uns der minimale Komfort (und Hygienezustand !) nicht gestört.
Aber die Freaks fanden uns natürlich klasse, denn Papi und Mami haben alles, was man braucht, wenn man alleine, minimalistisch und lebenslustig unterwegs ist. Ein Italiener kam mit einem kleinen Blecheimerchen, in dem er seine Unterhosen waschen wollte, aber kein Waschmittel hatte.  Dem Manne konnte natürlich geholfen werden.
Ein Anderer kam mit einem uralten VW-Käfer, dem so einiges fehlte und nur noch durch den Rost zusammengehalten wurde, angetuckert und fragte nach Werkzeug. Wie sich bald herausstellte, war die Lenksäule gebrochen und er wollte die irgendwie wieder hinkriegen.
Ein Mexikaner, der begonnen hatte, Englisch zu studieren, quatschte uns an, weil er natürlich dachte, wir seien Amis. Aber Europäer fand er dann auch ganz prima und hat uns zugetextet.
Der Strand jedenfalls war recht passabel, das Meer blau und warm – was wollten wir also erst mal mehr?
Da die Maya-Ruinen von Tulum nicht weit weg waren, haben wir die auch noch angeguckt.
Ein prima Tag dafür, denn am 21.12.2012 endet der letzte Maya-Kalender und einige G’spinnerte schlossen daraus, an diesem Tag gehe die Welt unter. Etliche Leute hatten T-Shirts an, auf denen neben dem Datum und einer Maya-Pyramide stand: The End is near.  Eine Gruppe von Leuten stand um irgendetwas (kultisches?) herum, fasste sich an den Händen, später hockten sie im Gras, noch immer angefasst, und wir haben überlegt, ob sie rituellen Suizid begehen, falls die Welt doch nicht, wie prophezeit, untergeht.
Es war nur gut, daß wir recht früh am Morgen dort waren, denn als wir zurückgingen, kam uns ein ununterbrochener Strom von Touristengruppen aus aller Herren Länder entgegen. Und die Schlange am Eingang sah unendlich aus. Wir mussten zuvor gar nicht anstehen.
Bis Chetumal, an der Grenze zu Belize, haben wir es bis zum Nachmittag geschafft und ein tolles Resort gefunden, das auch Camper-Stellplätze bietet. Direkt am Meer, mit Stromanschluß etc. und es gibt sogar einen Swimming-Pool.
Blöd nur: ich habe heute was im amerikanischen Handbuch für Mittelamerika gefunden, das uns ein wenig verunsichert. Da wird behauptet, Österreicher bräuchten für Belize ein Visum. Das war uns neu, bisheriger Kenntnisstand war, EU-Bürger bräuchten für ganz Mittelamerika keinerlei Visa. Entweder wissen die Amis nicht, dass auch Österreich zur EU gehört oder das mit dem Visum stimmt wirklich. Das würde einen Riesenumweg bedeuten, um nach Guatemala zu kommen. Wir werden an der Grenze sehen, was stimmt.


Noch mehr Maya



Die nächste Attraktion ist Uxmal und die hat mich mal wirklich begeistert. Da hat einfach so viel gepasst, das war eine rechte Freude.
Die Gebäude sind ganz anders, als wir sie bisher gesehen haben. Die Pyramide gleich beim Eingang birgt ein interessantes Geheimnis, an dem wir noch herumrätseln. Es ist das Loch in dem Stufenaufgang. Ein Mexikaner stand davor, hat in die Hände geklatscht und es ertönte so etwas wie bizarres, tropisches Vogelgekreisch. Wir haben das eine Weile fasziniert beobachtet, belauscht und es war eindeutig ein Echo. Wie kann das sein? Unsere Literatur hatte nichts dazu zu bieten, es schienen auch die Touristenführer, die man für viel Geld anheuern kann, nicht darauf hinzuweisen.
Klaus hat es, allerdings nicht in direkter Linie davor stehend, versucht und es kam tatsächlich auch ein etwas abgeschwächtes Echo.
Die restlichen Gebäude der Anlage sind spannend wegen der noch gut erkennbaren Fassadendekorationen und man kann sich in den Details verlieren, wenn man genauer hinguckt.
Beinahe noch faszinierender als die alten Steine waren die Leguane, die herumtrabten. Diese archaischen Tiere passen genial in die Umgebung und scheinen sich dort auch sau(rier)wohl zu fühlen. Jedenfalls waren sie sehr zahlreich und in reicher Form- und Größenauswahl vorhanden und sie zu beobachten lenkte gelegentlich sehr von den alten Maya-Steinen ab.
In Mexiko gibt es keine Infrastruktur für Camper-Reisende wie uns, es ist oft recht mühsam, einen Übernachtungsplatz zu finden. In Uxmal hatten wir richtig Glück, wir durften auf dem Angestellten-Parkplatz gleich neben dem Eingang stehen bleiben, der sogar recht hübsch angelegt und vor allem schattig war.
Bisher konnte man wirklich nicht von Massentourismus und überlaufenen Sehenswürdigkeiten reden, wir paar Touristen sind uns nicht groß im Weg umgegangen, obwohl Monte Alban, Palenque und Uxmal zum Unesco-Weltkultur(resp. Natur)Erbe zählen. Genauso wie Chichén Itzá, wo wir am nächsten Tag aufschlugen. Aber da steppte der Bär.  Massenhaft Leute bevölkerten die Ruinen und zahllose Andenken-Stände säumten die Wege. Natürlich hatten wir mal wieder unser persönliches Reise-Pech, es begann alsbald zu regnen und Regen in den Tropen ist dann auch richtig Regen. Das Wesentlichste konnten wir zwar noch anschauen, aber so richtig Spaß hat es nicht mehr gemacht.
Fazit der Maya-Kultur-Tour bisher: es war sicher eine Hochkultur, die vor allem sehr darauf bedacht war, im Einklang mit der Natur zu leben. Dafür waren sie offensichtlich sehr blutrünstig, haben gemetzelt, was das Zeug hielt. Sklaven und Kinder in tiefe Brunnen geworfen, um den Regengott gnädig zu stimmen, Verlierer der Ballspiele geköpft. Usw…
Na ja, ich will nicht als Kulturbanause gelten, aber was ist jetzt besser? Ein Maya-Leben oder das 21. Jahrtausend?
Aber weil wir schon dabei sind, haben wir uns die nächste Maya-Stadt auch noch angesehen.
Coban liegt auf dem Weg nach Tulum und wir hatten die Hoffnung, auch da einen netten Übernachtungsplatz zu finden. Was auch funktionierte. Wir konnten problemlos auf den Parkplatz und haben sogar noch ein richtig schönes mexikanisches Abendessen in einem der kleinen Restaurants bekommen. Eigentlich wollten sie gerade schließen…
Am nächsten Morgen sind wir recht früh zur Besichtigungstour los und das war auch gut so. Als wir auf dem Rückweg waren, kamen uns Menschenmassen entgegen und der zuvor leere Parkplatz war quasi voll.
Coban ist aber wirklich sehenswert, es liegt sehr weitläufig verteilt im Wald und ist noch nicht so perfekt restauriert. Es war wohl eine der größten Maya-Städte, ca. 50.000 Einwohner und hatte ein sehr weitreichendes Straßennetz, das die Stadt mit anderen verband.
Damit man recht viel zu sehen kriegt, kann man Fahrräder mieten oder sich in Fahrrad-Rikschas herumfahren lassen. Was den Vorteil hat, daß der Fahrer weiß, wo es langgeht und noch ein wenig erzählt. Beschilderung, Beschriftung gibt es sehr wenig, da nimmt man das ganz gerne in Anspruch.
Apropos Schilder: dieses hier fand ich auf dem Parkplatz, inmitten der Ladenzeile.

Montag, 17. Dezember 2012

Vom Pazifik zum Atlantik



Nach ganz viel Natur ist nun Kultur angesagt – mit Oaxca und vor allem den Monte Alban als Beginn, bevor wir uns in Yucatan auf die Ruinen der Maya werfen.
Der Monte Alban wurde ca. 800 v. Chr. von den Olmeken ein Stück abgetragen, um auf dem so geschaffenen Plateau eine Siedlung anzulegen. Man kann noch recht viel erkennen und sich vorstellen, wie es dermaleinst – komplett -  ausgesehen haben mag.
Faszinierend ist ein Gebäude, das nicht in die Symmetrie der Anlage passt: es war eine Sternwarte. 
Spannend sind auch behauene Steine, deren Darstellungen man noch nicht wirklich erklären kann.
Bei den Treppen der pyramidenförmigen Gebäude habe ich mich gewundert, warum die Stufen so hoch sind. Waren die Menschen nicht früher sehr viel kleiner als wir heute?  Für mich waren sie viel zu hoch – wie mögen sie die früher erklommen haben?
In Oaxaca gibt es lustige Ampeln – die für Fußgänger sind animiert. Das grüne Männchen läuft, immer schneller, je länger die Grünphase dauert. Wenn es dann richtig rennt, springt die Ampel auf Rot. Und die Luxusversion hat gar noch einen Sekundenzähler oberhalb. Um ganz sicher zu gehen….
Putzig auch: es gibt in der ganzen Provinz diese Scooter, meist sehr liebevoll dekoriert und hergerichtet. Immer sauber geputzt und ständig im Einsatz.
Die Straße von Oaxaca nach Tuxtepec ist die schönste Strecke, die wir bisher gefahren sind. Es geht durchs Gebirge, das erst mal eher alpinen Charakter hat, die Vegetation war uns recht vertraut. Nach einem Pass in über 2.900 Metern ändert es sich in einen wunderschönen üppigen Nebelwald. Mit riesigen Farnen, Farnbäumen, Flechten, Ranken und erfreulicherweise wenig Nebel, so daß man ungehindert gucken konnte.
Eine Schlange auf der Straße haben wir noch rechtzeitig gesehen, um sie nicht zu überfahren. Recht groß, dreieckiger Kopf – könnte giftig gewesen sein.
In Palenque sind wir dann bei den Maya angekommen.  Diese Stadt war komplett vom Regenwald überwuchert, ehe sie im vorigen Jahrhundert – sicher sehr mühsam – freigelegt wurde. Natürlich ist einiges restauriert worden, dennoch ist erstaunlich viel vom Ursprung erhalten. Man kann noch immer auf den meisten Gebäuden herumklettern, was die Sache natürlich interessanter macht, als die nur aus respektvollem Abstand bestaunen zu können.  Allerdings muss man deutsche Sicherheitsvorschriften außer Acht lassen, es empfiehlt sich, sehr genau zu gucken, wohin man tritt.
Wenig ausländische Touristen, mehr Mexikaner und die meisten davon junge Leute - hätten wir so gar nicht erwartet.
Nach einem Abstecher zu einem Wasserfall ein Stückchen weiter südlich sind wir nun bei  Campeche, am Atlantik – am Golf von Mexiko – angekommen.

Down to Acapulco



Wir hatten uns entschieden, die Pazifik-Küstenstraße entlang zu fahren, um dann über Oaxaca nach Yucatan weiter zu reisen. Was eigentlich auch eine gute Entscheidung war, denn es ist landschaftlich eine wirklich schöne und reizvolle Strecke. Zwar hat es meist Steilküste und man erhascht nur gelegentlich einen Blick aufs Meer, der dann aber meist paradiesisch ist.
Dumm bei der Sache: die Straße ist äußerst kurvig, was eine recht geringe tägliche Fahrtstrecke bedeutet und wir trotz recht grober Zeitplanung ein wenig in Verzug geraten sind. Und die Suche nach geeigneten Übernachtungsplätzen ist ein wenig schwierig.
Tourismus gibt es so gut wie nicht – dachten wir. Wir sind von der Straße weg Richtung Ixtapa gefahren, weil wir hofften, am Strand ein ruhiges Plätzchen zu finden.
Und waren völlig geplättet, eine Ami-Hotel-Großstadt vorzufinden. Vom Straßenrand sprangen uns die Bettenverkäufer der Hotels vors Auto und nur ein Herr Hallmackenreuter hatte kapiert, daß wir unser eigenes Bett dabei haben, warf sich uns nicht vor die Stoßstange.  Endlich hatte ein junger Mann, der dazu auch noch englisch sprach, unsere Situation erfasst und erklärte uns den Weg zu einem Campingplatz.
Den hätten wir sonst nie gefunden, er lag er viele Kilometer weiter außerhalb und war natürlich nur sehr spärlich ausgeschildert.
Am nächsten Tag haben wir es bis Acapulco geschafft. Auch hier natürlich der Hotelklotz-Horror entlang der Bucht. Es ist schon ein traumhaft schönes Stück Küste, man versteht, warum es mal der angesagte Platz für die Reichen und Schönen dieser Welt war. Aber eben war: heute ist es eher ein Albtraum, der an sich selbst erstickt.
Soviel haben wir nun gesehen: Tourismus gibt es, aber völlig abgeschottet. Ein paar Kilometer abseits der Hotel-Städte spürt man rein gar nichts mehr davon, da ist das normale mexikanische Leben. Und das ist richtig freundlich, entspannt und sehr liebenswert.
In Acapulco fielen uns viele kleine Prozessionen auf, die mit argem Getöse durch die Straßen zogen. Es ist zu Ehren der Jungfrau von Guadaloupe, die im 16. Jahrhundert einem Bauern erschienen sein soll und noch immer Anlass für größere Festivitäten bietet, wie wir herausfanden. Als wir endlich einen Platz für die Nacht in einen Ort abseits der Stadt gefunden hatten, wurden wir auch da noch recht lange von dem eintönigen Trommel- und Blasinstrumentensound zu Ehren der Jungfrau beschallt. In den Pausen übernahmen die Hunde, Hähne und Esel den musikalischen Teil.
Ein paar Stunden Nachtruhe waren uns vergönnt, bis uns um ½ 6 morgens die Musikanlage der örtlichen Kneipe weckte. Das sahen wir mal positiv, weil wir so ein wenig unseres zeitlichen Defizits einholen konnten. Schon um 7 Uhr starten – das machen wir eher nur, wenn wir auf eine Fähre müssen - oder so ähnlich.
Bis 9 Uhr waren wir schon recht weit gekommen, bis wir auf einer Brücke vor Marquelia im Stau steckten. Warum? Erst mal abwarten. Dann mal gucken… Unfall?? So sah es erst aus, bis sich herausstellte, es ist eine Demo für bessere Bedingungen in den Schulen. Man hatte die Brücke kurzerhand abgesperrt und wartete auf eine Reaktion der Regierung. 


4 ½ Stunden standen wir dort und da wir in der privilegierten Lage waren, es uns im Schneckenhaus bequem und eine Brotzeit machen zu können, war es gar nicht so arg.

Aber auch die Mexikaner waren sehr entspannt, sie haben einfach das Beste draus gemacht. Taxi-Dienste für die Bus-Reisenden,  Getränke und Snacks für die Anderen organisiert.  Ein süßes älteres Paar hat sich  bei uns entschuldigt, weil wir als Touristen in diese missliche Lage geraten waren.
Da war wieder dieses angenehme Gefühl, als Gast gesehen zu werden. Und das, obwohl wir mit der US-Zulassung fürs Auto erst mal als Gringos gelten.
Wenn wir uns dann als Europäer zu erkennen geben – als Deutsche dazu – ist die Freundlichkeit eine Stufe höher geschaltet. (Die VW-Käfer fahren hier noch recht zahlreich herum.) Und da es mal einen Österreicher als mexikanischen Kaiser gab (1863-1867, Maximilian von Habsburg, von den Franzosen eingesetzt), sind natürlich die Leute, die im Geschichtsunterricht aufgepasst haben, ganz entzückt, wenn Klaus den Ösi gibt.
Blöd nur: der Maximilian wurde standrechtlich erschossen und seine Frau darauf hin wahnsinnig.


Mexiko – Festland



Keine Reise ohne Schiffspassage – das gehört wohl einfach dazu.  In La Paz, beinahe am Ende der Baja, gehen Fähren zum mexikanischen Festland, wir haben uns für die nach Mazatlán (weiter südlich) entschieden. Und waren erst mal etwas konsterniert ob der Preise – teurer als die Überfahrt von Barcelona nach Tanger, obwohl viel kürzer.
Auch ging das Schiff erst am nächsten Tag nachmittags, so dass wir uns einen Platz für die Nacht suchen mussten. Da hatten wir aber Glück, ein Stück nördlich des Hafens fanden wir eine schnuckelige Bucht, an der man es auch gut noch ein paar Tage länger hätte aushalten können.
Anderen Tags also nachmittags zur Fähre, die wenig komfortabel war. Das im Preis enthaltene Abendessen war nicht gerade eine kulinarische Offenbarung, auf das Frühstück habe ich aus reinem Selbsterhaltungstrieb verzichtet. Aber ganz lustige Leute waren mit an Bord. Eine kanadische, recht freakige Radlergruppe, ein deutsches Paar, das mit Motorrädern schon seit 2 Jahren auf Weltreise ist, einige kuriose Single-Amis – es gibt hier eher keinen (Pauschal)tourismus.
Auf dem Festland ist ein ganz anderes Klima und eine recht subtropische Vegetation.  Immer mehr Kokospalmen, Bananenstauden, Papaya-Bäume, je weiter wir südlich fuhren.
Ein wenig schwierig gestaltete sich die Suche nach einem Übernachtungsplatz. Neben der Straße war nix möglich, Zufahrt zum Meer gab es kaum, und wenn doch, war nach einigen Kilometern ein gesicherter Zaun. Sehr ärgerlich!
Endlich fanden wir eine richtig schöne Bucht, in der eine Hotel-Rohbau-Ruine stand. Ein Paar wuselte herum, offensichtlich waren sie dabei, sich dort häuslich nieder zu lassen. Wir haben gefragt, ob wir für die Nacht bleiben dürfen und die Frau war offensichtlich ganz froh, mal ein wenig Abwechslung zu haben. Sie hat uns erzählt, das die Ruine schon seit 30 Jahren da steht, hat uns am Strand die Schildkröten-Spuren gezeigt und die Einsiedler-Krebse in den Muscheln.  Es war eine nette Nacht im Palmenhain neben der Ruine.
Anderen Tags hatten wir ein wenig mit Besorgungen zu tun, vor allem war Gas tanken nötig. Warmes Wasser, Kühl- und Gefrierschrank und der Herd funktionieren mit Gas. Wir sind ja schon alte Leute und da ist ein wenig Komfort recht kommod. Haha…
Aber ein funktionierender Kühlschrank ist bei den Temperaturen einfach klasse! Das Gefrierfach ist natürlich der reinste Luxus, aber wahrlich nicht zu verachten.
Sehr lustig übrigens bei den Temperaturen: die Weihnachtsdekoration in den Städten.
Mexiko ist ein sehr angenehmes Land mit äußerst netten, freundlichen Leuten, man hat das Gefühl, ein gern gesehener Gast zu sein. Keine Bettelei, keine aufdringlichen Händler, die sich in Geschwaderstärke auf einen stürzen, sobald man anhält. Das hat in Marokko schon sehr genervt und einem das an sich schöne Land gelegentlich vermiest.
Dafür haben die Mexikaner eine sehr ausgeprägte Liebe zu Topes. Das sind Speedbreaker (gibt es ein deutsches Wort für die Wülste auf den Straßen?), die tatsächlich inflationär vorhanden sind. Nicht immer angekündigt, nicht immer gleich zu sehen. Wenn man dann zu schnell darüber rumpelt, segelt in der Wohnung alles, was eigentlich fest verstaut ist, durch die Hütte, denn es haut sogar die Schranktüren auf.
Aber angesichts der zahlreichen umgekippten LKWs, die wir schon haben liegen sehen und der unzähligen Kreuze mit Blumenschmuck entlang der Straßen scheinen diese Dinger notwendig zu sein.

Samstag, 1. Dezember 2012

Baja abwärts



Der nördliche Teil ist nicht sonderlich abwechslungsreich, es gibt nur ein Stück, das von der Küste bei El Rosario ins Innere der Halbinsel führt, das kakteenmäßig unglaublich vielfältig und damit richtig spannend ist. Unübersehbar natürlich die großen Jungs, wie man sie sich in Mexiko vorstellt. Guckt man genauer hin, ist dazwischen eine riesige Menge der unterschiedlichsten Stachelgewächse. Von bizarr verästelt bis einfach nur geradeaus.
Richtig schön und endlich mal wieder eine botanische Abwechslung zu der ansonsten recht eintönigen Wüstenlandschaft.
Mit Guerrero Negro hatten wir gehofft, eine etwas größere Stadt zu finden, bei der wir ein wenig die Vorräte auffüllen und vielleicht gar ein wenig bleiben können. Das ist die Grenze zwischen Baja Nord und Süd, auch eine weitere Zeitzone, und man soll an der Pazifik-Bucht Wale sehen können. Toll! Freu!
Was hat gestimmt? Außer das man tatsächlich die Uhr eine Stunde vorstellen musste, rein gar nix. Größere Stadt – na ja. Eigentlich schon, aber wir sind ewig herumgefahren, um ein Minimum an Futter zu bekommen. Keine Lebensmittelläden weit und breit, keine der ansonsten massenhaft vorhandenen Stände und 95 % der Taco-Buden war zu. Sehr merkwürdig. Keinerlei touristische Infrastruktur, obwohl das Whale-watching überall, auch in unseren Karten und Führern, groß angepriesen wurde.
Mittlerweile hatten wir herausbekommen, dass wir 1-2 Wochen zu früh für die Wale dran waren, aber das erklärt das alles auch nicht. Wir hatten mühsam ein wenig zu essen erstanden und wollten zu der Wal-Bucht, die auch großmächtig ausgeschildert war. Nur war die Straße noch im (Wiederauf)Bau und endete an einer Sperre. Mit Pförtnerhäuschen. Der nette Mann erklärte uns einen anderen Weg, der aber genauso ergebnislos endete. Schließlich landeten wir, einigermaßen entnervt, an einem nicht sehr hübschen Platz am Meer, wo wir die müden Knochen zur Ruhe betten konnten.
Inzwischen hatte mich eine Infektion ziemlich niedergestreckt und da ist einem dann alles mehr oder weniger egal, wenn man nur liegen darf.
Was ich am nächsten Tag auch gemacht habe, denn im Alkoven liegend durchgeschüttelt zu werden ist immer noch angenehmer als auf dem Vordersitz zusammengeringelt vor sich hin zu fiebern.

Nun sind wir ein paar Tage auf einem netten Platz und ich bin schon wieder halbwegs fit.