Wir
hatten uns entschieden, die Pazifik-Küstenstraße entlang zu fahren, um dann
über Oaxaca nach Yucatan weiter zu reisen. Was eigentlich auch eine gute
Entscheidung war, denn es ist landschaftlich eine wirklich schöne und reizvolle
Strecke. Zwar hat es meist Steilküste und man erhascht nur gelegentlich einen
Blick aufs Meer, der dann aber meist paradiesisch ist.
Dumm
bei der Sache: die Straße ist äußerst kurvig, was eine recht geringe tägliche
Fahrtstrecke bedeutet und wir trotz recht grober Zeitplanung ein wenig in
Verzug geraten sind. Und die Suche nach geeigneten Übernachtungsplätzen ist ein
wenig schwierig.
Tourismus
gibt es so gut wie nicht – dachten wir. Wir sind von der Straße weg Richtung
Ixtapa gefahren, weil wir hofften, am Strand ein ruhiges Plätzchen zu finden.
Und
waren völlig geplättet, eine Ami-Hotel-Großstadt vorzufinden. Vom Straßenrand
sprangen uns die Bettenverkäufer der Hotels vors Auto und nur ein Herr
Hallmackenreuter hatte kapiert, daß wir unser eigenes Bett dabei haben, warf
sich uns nicht vor die Stoßstange.
Endlich hatte ein junger Mann, der dazu auch noch englisch sprach,
unsere Situation erfasst und erklärte uns den Weg zu einem Campingplatz.
Den
hätten wir sonst nie gefunden, er lag er viele Kilometer weiter außerhalb und
war natürlich nur sehr spärlich ausgeschildert.
Am
nächsten Tag haben wir es bis Acapulco geschafft. Auch hier natürlich der
Hotelklotz-Horror entlang der Bucht. Es ist schon ein traumhaft schönes Stück
Küste, man versteht, warum es mal der angesagte Platz für die Reichen und
Schönen dieser Welt war. Aber eben war:
heute ist es eher ein Albtraum, der an sich selbst erstickt.
Soviel
haben wir nun gesehen: Tourismus gibt es, aber völlig abgeschottet. Ein paar
Kilometer abseits der Hotel-Städte spürt man rein gar nichts mehr davon, da ist
das normale mexikanische Leben. Und das ist richtig freundlich, entspannt und
sehr liebenswert.
In
Acapulco fielen uns viele kleine Prozessionen auf, die mit argem Getöse durch
die Straßen zogen. Es ist zu Ehren der Jungfrau von Guadaloupe, die im 16.
Jahrhundert einem Bauern erschienen sein soll und noch immer Anlass für größere
Festivitäten bietet, wie wir herausfanden. Als wir endlich einen Platz für die
Nacht in einen Ort abseits der Stadt gefunden hatten, wurden wir auch da noch
recht lange von dem eintönigen Trommel- und Blasinstrumentensound zu Ehren der
Jungfrau beschallt. In den Pausen übernahmen die Hunde, Hähne und Esel den
musikalischen Teil.
Ein
paar Stunden Nachtruhe waren uns vergönnt, bis uns um ½ 6 morgens die
Musikanlage der örtlichen Kneipe weckte. Das sahen wir mal positiv, weil wir so
ein wenig unseres zeitlichen Defizits einholen konnten. Schon um 7 Uhr starten
– das machen wir eher nur, wenn wir auf eine Fähre müssen - oder so ähnlich.
Bis
9 Uhr waren wir schon recht weit gekommen, bis wir auf einer Brücke vor
Marquelia im Stau steckten. Warum? Erst mal abwarten. Dann mal gucken… Unfall??
So sah es erst aus, bis sich herausstellte, es ist eine Demo für bessere
Bedingungen in den Schulen. Man hatte die Brücke kurzerhand abgesperrt und
wartete auf eine Reaktion der Regierung.
4
½ Stunden standen wir dort und da wir in der privilegierten Lage waren, es uns
im Schneckenhaus bequem und eine Brotzeit machen zu können, war es gar nicht so
arg.
Aber
auch die Mexikaner waren sehr entspannt, sie haben einfach das Beste draus
gemacht. Taxi-Dienste für die Bus-Reisenden,
Getränke und Snacks für die Anderen organisiert. Ein süßes älteres Paar hat sich bei uns entschuldigt, weil wir als Touristen
in diese missliche Lage geraten waren.
Da
war wieder dieses angenehme Gefühl, als Gast gesehen zu werden. Und das, obwohl
wir mit der US-Zulassung fürs Auto erst mal als Gringos gelten.
Wenn
wir uns dann als Europäer zu erkennen geben – als Deutsche dazu – ist die
Freundlichkeit eine Stufe höher geschaltet. (Die VW-Käfer fahren hier noch
recht zahlreich herum.) Und da es mal einen Österreicher als mexikanischen
Kaiser gab (1863-1867, Maximilian von Habsburg, von den Franzosen eingesetzt), sind
natürlich die Leute, die im Geschichtsunterricht aufgepasst haben, ganz
entzückt, wenn Klaus den Ösi gibt.
Blöd
nur: der Maximilian wurde standrechtlich erschossen und seine Frau darauf hin
wahnsinnig.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen