Mittwoch, 29. Mai 2013

Wieder auf der Straße

Nachdem die Bauerei doch ein wenig länger als erwartet gedauert hatte, war erst mal Versorgung angesagt. Küche und Keller auffüllen, tanken und Gas nachfassen. Dann konnten wir entspannt das durchaus hübsche Nordkalifornien durchfahren und einen – wenngleich schattigen – Aufenthalt bei den Redwoods genießen. Die höchsten Bäume überhaupt, bis zu 120 Meter hoch und im Rudel auftretend.
In Oregon angekommen, sind wir zum Crater Lake hinaufgefahren und fanden den vielen Schnee dort zwar als Kulisse bezaubernd, aber die Temperaturen nach der warmen kalifornischen Sonne nicht sonderlich erfreulich. Aber es hat schon was, so ein Mar, wie wir es in Deutschland von der Eifel kennen. Natürlich nur, wie in Amerika üblich: viel größer, tiefer und höher gelegen.
Danach wurde es landschaftlich ein wenig langweilig. Oregons „high desert“ ist nicht wirklich Wüste und das östlich angrenzende Idaho ist ein reiner Agrar-Staat. Unendliche Meilen nur Felder, wobei wir die verschiedenen Systeme der künstlichen Bewässerung studieren konnten. Erst als wir auf die Rocky Mountains trafen, gab es wieder Landschaft, wurde es optisch reizvoll.

Und als wir dann in Wyoming im Grand Teton aufschlugen, hatten wir gleich mal die Freude, zwei Elche am Flussufer zu sehen.
Mit den Tieren hier ist es nicht ganz so wie in Australien, wo sie einem ständig vor die Füße laufen, aber mit ein wenig Glück kriegt man sie auch zu sehen.  Dieser völlig ungerührte Bison z.B. zupfte sein Gras direkt neben der Straße. Und damit wären wir im Yellowstone Park, dem ersten National Park  weltweit.

Und der ist wirklich unglaublich. Überall dampft, qualmt und sprudelt es aus der Erde. Geysire spucken und man bekommt eine ungefähre Ahnung von dem, was sich im Inneren der guten, alten Erde abspielt. Der „old faithful“ Geysir ist pünktlich, dessen Spuck-Zeiten kriegt man im Visitor-Center mitgeteilt, aber das fand ich ein wenig befremdlich. Ist die Erde wirklich so berechenbar?
Die Erdkruste ist hier stellenweise sehr dünn, man sollte tunlichst auf den Wegen bleiben, sonst läuft man Gefahr, einzubrechen und ins kochendheiße Wasser zu stürzen. Neben den imposanten Geysiren gibt es kleine, vor sich hinblubbernde Löcher,

manchmal dampft es nur, oft stinkt es heftig nach Schwefel, stellenweise sieht es wegen der Formen und Farben sehr bizarr aus.
Schade nur um die tollen Sinter-Terrassen. Es hat immer weniger Wasser und sie vertrocknen wohl allmählich.
Einen Bären haben wir bisher noch nicht gesehen, sind dafür beinahe in eine Bison-Herde gerauscht, die über die Straße tobte. Das Wetter war nicht
berauschend, aber wir hatten doch noch Glück, denn als wir mit den Attraktionen weitgehend durch waren, wurde es regnerisch, neblig und ziemlich kühl.
Nun sind wir in Montana, auf dem Weg nach Alberta/Kanada.




Samstag, 25. Mai 2013

Kaliforniern aufs Dach gestiegen

Tom und Gabi (eine Deutsche aus Fürth) haben ein großes Waldgrundstück in den Bergen weiter nördlich und das Haus dort benötigt dringend eine Dach-Erneuerung. Das machen zu lassen, ist exorbitant teuer und so haben wir beschlossen, das mit Tom in Eigenregie zu richten. Allerdings hatte er erst noch einige Arbeitstermine – er ist Musiker – und so mussten wir uns eine gute Woche in Santa Rosa vertreiben. Zu meinem großen Entzücken habe ich das Schulz-Haus entdeckt! Charles M. Schulz, der Schöpfer der großartigen „Peanuts“, hat hier gelebt und 2 Jahre nach seinem Tod ist das Museum entstanden.

Da gibt es eine von Christo verpackte Snoopy-Hütte! Weil Mr Schulz einen Cartoon gezeichnet hatte, in dem Snoopy seine Kunst bewundert, hat Christo die Hütte fürs Museum verpackt.

Aber auch sonst gab es nette Sachen zu gucken, das ganze Haus ist sehr liebevoll gestaltet und überall findet man Peanuts-Figuren. Auch der Drachen-fressende Baum steht im Garten.
Ansonsten war Material-Einkauf fürs Dach-Projekt angesagt, für uns große Wäsche und so Zeugs, das man macht, wenn man Zivilisation zur Verfügung hat.
Abends saßen wir dann meist ein wenig mit Tom und Gabi zum Plaudern beieinander, wobei draußen Emily, der Familienhund, sich immer aufregte. Ein Opossum turnte auf dem Zaun herum und das konnte sie gar nicht leiden! Dabei ist es doch ganz putzig, oder??

Dann aber ging es in die Berge. Es ist schon ein traumhaft schöner Platz, den sie sich da ausgesucht haben. Auch das Häuschen ist putzig, aber da war dann schon klar, warum Dachdecker viel Geld für den Job nehmen. Völlig unebenes Gelände und dann dieses Türmchen! Da ein professionelles Gerüst aufzubauen ist teuer.
Tom und Klaus sind zuvor an einem Tag hinausgefahren, um zu sehen, wie was zu machen ist und was man an Material dafür braucht. Dann hat Klaus geniale Konstruktionen entwickelt, wie man das Türmchen erreichen und auf den steileren Dachflächen arbeiten kann, ohne ein aufwendiges und kostenintensives Gerüst.

Und wir haben losgelegt, erst mal war die alte Teerpappe zu entfernen. Dann mussten neue Holzplatten aufgenagelt werden, der Untergrund war schon gefährlich marode. Erst bin ich noch mit auf dem Dach herumgeturnt, bei den großen Holzplatten habe ich eher unten das abstürzende Werkzeug (gottseidank keine Männer!) aufgesammelt und wieder nach oben geworfen, ansonsten Balken für die Dachkanten gestrichen. Nach erfolgreicher Erneuerung des Holz-Untergrundes konnten wir anfangen, die hier sehr verbreiteten Teerpappen-Schindeln aufzunageln.
Was für mich bedeutete: auf Zuruf von oben diverse Maße zuzuschneiden und nach oben zu befördern. Eigentlich war das ein einfacher Job, aber nach ca. 100 x am Tag die Leitern rauf und runter zu klettern, miaute dann doch bald ein veritabler Muskelkater. Dazu kamen beneidenswerte Tagestemperaturen von ca. 30°.
Natürlich dauerte die ganze Geschichte länger als gedacht, vor allem, weil diese Hütte ursprünglich offensichtlich völlig bekiffte Leute gebaut haben. Kein einziger rechter Winkel, alles schief + krumm, was immer wieder Improvisationstalent erfordert, soll es einigermaßen ordentlich werden. Und Tom hatte nur begrenzt Zeit, er musste nach einer knappen Woche wieder heim zum arbeiten. So haben
Klaus und ich den Rest alleine gemacht. Manchmal wären ein paar helfende Hände prima gewesen, aber wir sind ja mittlerweile ein ganz gut eingespieltes Arbeits-Team und haben es auch alleine hingekriegt.
Wobei: in einer so tollen Umgebung – ohne Zeitdruck dazu – ist das Arbeiten nicht wirklich stressig. Es war immer Zeit, die Natur zu beobachten. Kolibris brummten um uns, über dem Tal segelten Adler, Schmetterlinge besuchten uns und war man zu Fuß am Boden unterwegs, traf man ständig niedliche Lurchis. Gut – es soll auch Klapperschlangen geben, aber die haben wir offensichtlich mit unserem Bau-Getöse auf Abstand gehalten. Und auch kein Bär ließ sich blicken.
An Komfort mangelte es auch nicht. Es gibt eine solar-gewärmte Dusche unterhalb des Hauses, mitten in der Botanik, ein Bio-Klo-Häusl mit grandiosem Ausblick (man lässt die Tür offen während der Benutzung) und eine Quelle mit ganz köstlichen Wasser. In deren Becken  auch noch jede Menge Brunnenkresse wuchert, die unsere mittäglichen Sandwiches bereichert hat.

Fazit für mich: ein wenig Sonnenbrand, Muskelkater und einige Brandblasen auf den Händen, eingehandelt beim Burger-braten. Amerikanisches fertig gekauftes Futter ist tückisch, da ist immer Wasser zugesetzt und das sorgt für ein ordentliches Gespritze, wenn man das Bratgut wendet. Gabi hatte einige Vorräte für uns eingekauft, aber ich auch! Da ich inzwischen herausgefunden habe, wie man mit dem amerikanischen Zeugs durchaus auch essbare, schmackhafte Mahlzeiten zubereiten kann, gab es dann eher mein altbewährtes „Essen auf Rädern“, eine dem Wohnmobil-Leben angepasste, etwas weniger aufwendige Küche. Die Tom durchaus gefallen hat.
Sonntags waren wir fertig mit dem Job, das Dach war beschindelt. Den Nachmittag haben wir verfaulenzt und am Montag haben wir unseren Kram gemacht.
Den Camper geputzt, dies und das gerichtet und aufgeräumt und vor allem versucht, von der Quelle unseren Wasservorrat aufzufüllen. Mit viel Rangiererei und Getrickse war – Stunden später – der Wassertank quasi voll. Die Quelle ist nämlich nicht ganz genau auf dem Niveau des Hauses.
Nun konnte es weitergehen mit der Reiserei, weiter nach Norden.