Montag, 16. April 2012

In die kalte Heimat


Nördlich der Pyrenäen, in Frankreich, war deutlich schöneres Wetter, es grünte und blühte, so war es eine Lust, durch die Landschaft zu fahren. Und wir hatten Lust, noch mal einen romantischen Spaziergang durch Mirepoix zu machen, wo wir vor 2 Jahren schon mal bei sehr viel schlechterem Wetter waren. Das ist ein süßes mittelalterliches Städtchen, das Klaus seinerzeit ein wenig zu puppenstubig fand. Ist es auch eigentlich, aber doch mal eine schöne Alternative zu den ansonsten recht protzigen und wehrhaften französischen Städten.  Wie z.B. Carcassone, an dem wir auf dem Weg zu Klaus’ Bruder vorbeifuhren.
Nach ein wenig familiärem Austausch und einer netten Einladung bei Freunden von ihm haben wir uns weiter auf den Heimweg gemacht und wollten noch einen nostalgischen Ort besuchen. In Arles hatten wir vor 2 Jahren einen herrlichen Standplatz am Ufer der Rhône mit sehr viel Spaß und das wollten wir noch mal. Wie es so ist  - Wiederholungen sind langweilig und es sollte auch gar nicht sein. Wir kamen nicht in die Stadt, weil alles wegen eines Volksfestes abgesperrt war. Also haben wir uns ein wenig weiter an der anderen Uferseite installiert und haben uns dann ins Getümmel gestürzt.
Und gleich noch ein wenig Stadtbesichtigung absolviert. Arles ist das Tor zur Provence, hier hat Van Gogh gemalt, es ist auch schon ein wenig Camargue – und gar schon ein wenig spanisch.
Das zeigte sich auch in den zahllosen Fress-Ständen in der Stadt, wir wussten gar nicht so recht, wofür wir uns entscheiden sollten. Bis ich – bin ich vielleicht doch ein wenig gestört? – einen Stand mit Moules et frites entdeckte. Ist ja eigentlich belgisch, aber das brauchte ich gerade wohl für das Multi-Kulti. Und es war so viel, wir haben eine Portion zu zweit genossen.
Als wir zum Auto zurückkamen, war das deutsche Paar des Unimog, vor dem wir geparkt hatten, auch schon zuhause und es war ein sehr vergnüglicher Abend zusammen, im Wohnzimmer vom blauen Auto.
Am nächsten Tag haben wir uns auf den Weg in die Schweiz gemacht, wo Klaus Freunde besuchen wollte, die in einem kleinen Ort nahe Zürich wohnen.  Und dann ging es endgültig zurück nach hause.
Da sind wir nun angekommen und frieren erst mal. Und planen schon wieder emsig die nächsten Reisen.

Samstag, 7. April 2012

Hola Espana


Das war natürlich fabelhaft, bei einer deutschen Familie zu Gast zu sein. Die Eltern sind Lehrer an einer deutschen Schule, leben nach ein paar Jahren in Chile nun mit 3 halbwüchsigen Jungs in Andalusien. So kann’s auch gehen, wenn man mutig ist.
Wir haben es sehr genossen, in einem komfortablen Heim freundschaftliche Gastlichkeit zu erleben, da ist die Rückkehr nach hause gleich mal viel entspannter.
Die Costa del Sol machte ihrem Namen nicht gerade viel Ehre, aber Sonne und Wärme hatten wir ja genug, da war nicht wirklich ein Grund zur Reklamation.
So gut gestärkt konnten wir uns gemütlich auf den weiteren Heimweg machen.
Und haben uns mit Begeisterung in die Einkäufe gestürzt, die Vorräte für die Weiterfahrt mit köstlichen spanischen Lebensmitteln aufgefüllt.
Eigentlich wollten wir ein wenig Touristenprogramm mitnehmen, aber für die Besichtigung der Alhambra in Granada einen Haufen Geld zu zahlen, damit wir erst mal 2 Stunden anstehen müssen, fanden wir dann doch etwas zu anstrengend. Haha….
So sind wir an der Sierra Nevada vorbei durch Kastilien gefahren. In La Mancha hat Don Quichote tatsächlich alle Windmühlen besiegt, es gibt keine mehr. Allerdings wächst die nächste Generation heran – lange dünne Beton-Spargel mit 3-Flügel-Rotoren. Die Kinder werden heutzutage wirklich immer größer als die Eltern…
Die Mancha ist erst mal nur flach, wird dann aber richtig schön hügelig. Leider war uns das Wetter nicht ganz wohlgesonnen, im wahrsten Sinne des Wortes. Es war eher trüb und regnerisch. Aber wir fanden einen wunderschönen Übernachtungsplatz  bei  Pfirsichbäumen inmitten von üppig blühendem Rosmarin, spriessendem Thymian und Salbei. Da konnte ich die Kräutervorräte auffüllen und wir hatten ein formidables Abendessen, anschließend gab es noch ein schönes Gewitter im Auto-Kino
Das leider kein besseres Wetter mitbrachte, es war auch am nächsten Tag kühl, bewölkt und zeitweise recht neblig, mit nur ein wenig Sonne rund um Zaragoza. Aber auch wir wurden da ein wenig erheitert, denn ein Brite zwang Klaus zu einer Verkehrsübertretung. Der fuhr sehr langsam auf der linken Spur der Autobahn, Klaus hupte ihn an und er winkte, wir sollten rechts vorbeifahren. Weil er nämlich das blaue Auto fotografieren wollte, was bei einem rechts gesteuerten Auto so natürlich ganz gut geht.  Wir haben alle sehr gelacht.
Inzwischen haben wir in Andorra unsere Großeinkäufe getätigt. Die Hausbar ist aufgefüllt, Wildschwein-Salami, spanischer Käse und Schinken türmen sich und getankt wird morgen, der Diesel ist hier um einiges billiger als daheim. Den Nachmittag haben wir damit zugebracht, den Leuten zuzugucken, die das Auto umrunden und Fotos machen. Ich bin doch sehr dafür, ein Kassenhäuschen und Besichtigungszeiten einzurichten. Vermutlich können wir uns damit die nächsten Reisen finanzieren.
Wir sind ca. 1.600 Meter hoch und es liegt noch reichlich Schnee. Da ist natürlich jede Menge Skitourismus über das lange Osterwochenende.


Hallo Europa


In Afrika wurde unsere Geduld noch mal ein wenig strapaziert, denn für den kleinen Hopser durch die Straße von Gibraltar, von Tanger nach Algeciras, brauchten wir beinahe den ganzen Tag.  Erst mal lief es ganz gut, Ticket-Kauf und Ausreiseformalitäten waren schnell erledigt, eine Fähre stand bereit, aber die wollte uns nicht mehr mitnehmen, war offensichtlich schon voll. Also auf zum nächsten Schiff, das um 11 Uhr ablegen sollte. Es kam nur erst gar nicht an, wegen des heftigen Seegangs, hieß es. Was durchaus glaubhaft war, denn es blies uns noch immer heftig um die Ohren.
Also erst mal Brotzeit und Plausch mit den Nachbarn, wobei die Franzosen mit ihren ach so professionellen Autos die weitaus Entspanntesten waren – die LKWs veranstalteten ungeduldige Hupkonzerte und ein deutscher Wohnmobilist vor uns echauffierte sich heftig über die afrikanischen Zustände. Und fuhr dann vor lauter Erregung gleich mal eine Absperrung um.
Gegen 15 Uhr konnten wir endlich auf die Fähre, in der es mehr als eng zuging.  Was beim Hineinfahren noch nicht das Problem war, das tat sich erst beim Verlassen, nach ca. 1 ½ Stunden Überfahrt, so richtig auf.  Ein Wohnmobil vor uns kriegte die Kurve nicht ganz, schrammte an einem LKW entlang. Ein WoMo neben uns fuhr derweil etwas schräg rückwärts und krachte ihm volle Lotte in die andere Seite.
Klaus musste gefühlte 10 x vor und zurück rangieren, um endlich auf die Ausfahrtsspur zu kommen. In der ein großer LKW die Kurve auf die Rampe nicht kriegte. Also sollten erst mal wir raus, aber der große Blaue ist auch nicht ganz so schmalbrüstig, trotz eingeklappter Spiegel waren nur sehr wenige Zentimeter zu beiden Seiten befahrbarer Raum. Und da das Hinterteil des Autos, zumindest oben, ein wenig breiter als Vorderteil ist, machte es dann doch noch sehr unangenehm krrracks und knirrrrsch. Wir hatten ein wenig der Elektroinstallationen an der Wand mitgenommen. Aber das Licht im Schiff fiel nicht aus (hätte Klaus sehr viel Spass gemacht) und wir konnten unbehelligt – haha – die Fähre verlassen. Vermutlich ist das Schiff immer zu spät, weil es erst mal nach einer Tour alle Schäden beseitigen muss.
Vielleicht sollte man darüber nachdenken, nicht eine riesige Menge von inkompetenten Einweisern zu beschäftigen, statt dessen ein wenig in die Ausbildung zu investieren. Nach Analyse dieses Fähren-Desasters kamen wir nämlich drauf: gerade wenn’s eng wird, sollte jeder wissen, was er tut. Und das wussten die wuseligen Einweiser offensichtlich nicht.
Das Wetter war ganz passabel, aber leider war es recht dunstig, so dass  Gibraltar nur schemenhaft zu sehen war.  Wobei es ja gar nicht der markante Punkt zum Übergang zwischen Afrika und Europa ist, Tarifa ist viel näher an Afrika.
Je nun – wir sind wieder in Europa. Haben uns nach Marbella begeben, wo wir Freunde von Klaus besucht haben.

Kiff-Rif


Na, hat ja doch noch geklappt mit dem Internet auf dem Campingplatz, allerdings funktionierte es nur im Rezeptionsbüro. Mit den warmen Duschen war es aber nix, zumindest nicht in der Damen-Abteilung. Da rieselte ein wenig kaltes Wasser, bei Betätigung des Warmwasserhahns passierte gar nichts. So habe ich unser eigenes ca. 0,5 qm Badezimmer vorgezogen, auch wenn es ein wenig eng um die Hüften ist. Aber bei meinen nicht gerade üppigen Formen ist das nicht das ganz große Problem.
Eigentlich wollten wir noch ein wenig durch Fes bummeln und ein paar (nicht wirklich dringend nötige) Dinge besorgen, aber in Anbetracht des unglaublichen Verkehrs und der Tatsache, dass Fes auch nur noch eine quasi weltweit austauschbare Großstadt ist, haben wir uns das geschenkt. Zumindest können die Fessi weitaus besser hupen als Auto fahren.
Damit wir nicht die selbe Strecke zurückfahren müssen, haben wir uns für die östliche Straße Richtung Norden entschieden, was eine ganz gute Idee war. Es tat sich hinter der Stadt eine zauberhafte Landschaft auf, die hügelig und frühlingshaft grün war und uns stellenweise an die Toskana erinnert hat.
Interessanterweise wurden die Leute immer freundlicher, was aber, wie wir dann entdeckten, nicht unbedingt nur uns als nette Menschen galt. Verwegen und abenteuerlustig, wie wir nun mal sind,  waren wir nämlich auf dem Weg nach Ketama, was das Hauptanbaugebiet von Hanf in Marokko ist.  Und wir sind ja nun mal DIE potentielle Kundschaft. Alte graue Zausel mit einem komischen selbstgebastelten Auto. Die Alt-Hippies schlechthin….
So hat es mich nicht unbedingt gewundert, als wir, auf der Suche nach einem netten Übernachtungsplatz gleich eine freundliche Einladungen bekamen. Klaus war erst mal ein wenig indigniert, weil ich der absolut nicht folgen wollte. Habe ich ihn schon mal als „Sozialromantiker“ beschimpft, erschien mir das jetzt noch mal passender. Ich konnte einfach nicht glauben, dass die Leute nur einen netten Plausch mit Europäern wollten und hatte gar keine Lust auf zweifelhafte Geschäfte.
Worauf es natürlich hinauslief, denn als wir ein schönes Plätzchen mit Aussicht gefunden hatten, liefen die Leute uns die Hütte ein und quatschten uns voll.  Klaus hat mit allen  ausführlich geplaudert, während ich mir beim Abwasch Gegenstrategien ausgedacht habe. Das nächste Mal nehmen wir jede Menge Alkohol mit und verhökern den an die armen Moslems, die den nicht dürfen. Und uns ständig drum angegangen sind…!
Im Reiseführer wird ausdrücklich vor den Gefahren in diesem Gebiet und der Aggressivität der Verkäufer gewarnt, die vor keinem miesen Trick zurückschrecken.
Wir haben uns über die „Aggressivität“ schlappgelacht, mit der uns die Gratis-Warenproben nur so aufgedrängt wurden. Es war jedenfalls sehr lustig und nun mal gar nicht gefährlich.
Nee, die Jungs machen die großen Geschäfte anderweitig, die paar Touristen sind nur ein nettes kleines, amüsantes Zubrot. Natürlich wird versucht, Kontakte herzustellen und vielleicht findet sich ja auch der eine oder andere Freak, der das Risiko eines Schmuggelgeschäfts einzugehen bereit ist. Aber wenn man deutlich macht, kein Interesse an derlei Geschäften zu haben, ist es auch schon gut.
Nun ja, will man Land und Leute kennen lernen, gehören solche Sachen auch dazu.
Dummerweise hatten wir am nächsten Tag nicht so viel von der landschaftlich schöneren Strecke, die Berge zogen es vor, sich in dicken Nebel zu hüllen. Gelegentlich war der so dicht, da konnte man kaum mehr die Schlaglöcher in der Straße erkennen.
Aber ohne abzustürzen sind wir bis kurz vor Tanger gekommen, haben einen gemütlichen Platz für die Nacht gefunden,  auf dem uns der Wind ordentlich umweht.
Und morgen geht es wieder zurück nach Europa.