Montag, 30. September 2013

Waldbrand



Nach den Tagen in der puren Natur war es schon auch schön, wieder die Zivilisation zu genießen. In Santa Rosa konnten wir Küche & Keller auffüllen, jede Menge Wäsche waschen, die mobile Einraumwohnung etwas säubern und hatten ansonsten Spaß mit Tom & Gabi.
Nach ein paar Tagen sind wir Richtung Osten mit Ziel Yosemite NP aufgebrochen. Zwar hatten wir schon zuvor in der Zeitung gelesen, dass es in der Nähe einen Brand gibt, aber das Ausmaß war noch nicht klar.
Unterwegs hörten wir im Radio, dass die Strasse, die wir eigentlich fahren wollten, gesperrt ist. Also Routenänderung: in einem großen Bogen nördlich um den Yosemite herum, um von Osten in den Park zu gelangen. 
Das ist eigentlich eine landschaftlich viel schönere Strecke, aber allzu sehr konnten wir sie nicht genießen, denn es wurde immer rauchiger, so dass man nicht mehr viel von der Gegend sehen konnte. Da wir nicht unbedingt in
diesem Qualm übernachten wollten, sind wir bis über den Sonora-Pass gefahren, in der Hoffnung, dass es dahinter weniger verqualmt sei.
War aber nicht, eher war es noch ärger. So haben wir uns halt ein Plätzchen im Wald gesucht und uns tapfer räuchern lassen. Aber am nächsten Morgen war der Himmel strahlend blau, die Luft war klar und der ganze Rauch verschwunden – wohin auch immer. Jedenfalls nicht in die Richtung, in die wir weiter wollten, nach Osten zum Mono Lake.

Da haben wir erst mal die „Tufa“ besichtigt. Jede Menge Quellen sprudelten im See nach oben und haben so was wie umgekehrte Tropfsteine gebildet. Der See selbst ist sehr salzhaltig (ca. 10%) und entsprechend unbelebt.
Am Südufer haben wir einen wunderschönen Platz in einem lichten Wald gefunden, an dem wir es uns für ein paar Tage gemütlich gemacht haben. Es war warm, sonnig und jede Menge kleiner Chipmunks hüpften um uns herum. Aber immer wieder konnte man über den Bergen den Rauch des Waldbrandes sehen.

Als wir dachten, das Ärgste sei vorbei, sind wir Richtung Yosemite aufgebrochen, mussten dann aber feststellen, dass die Straße, die quer durch geht, ab ca. der Hälfte gesperrt ist. Also haben wir uns auf dem ersten Campingplatz installiert, weil man uns sagte, dass in ein paar Tagen die Straße wohl wieder frei sein würde. Das Wetter war schön, kein Rauch weit und breit, so haben wir mit dem kostenlosen Bus einen schönen Ausflug zum Tenaya Lake gemacht, sind entlang des Ufers durch die Botanik gewandert.
Inzwischen hatte offensichtlich der Wind gedreht, bei der Rückfahrt wurde es mehr und mehr verqualmt, auch der Campingplatz war betroffen.  Hust, hust - nicht schön!
Aber voller Optimismus sind wir geblieben und haben abends das Ranger-Programm beim Campfire mitgemacht. Da kriegt man einen prima Eindruck der amerikanischen Pädagogik und kommt sich vor wie im Kindergarten. Ist ja nett, wenn die Ranger den Besuchern den Umgang mit der Natur erklären, aber ein wenig über
Kasperl-Theater-Niveau könnte es für meinen Geschmack schon hinausgehen. Erst mal müssen alle gaaaanz ganz laut „Campfire“ brüllen, es werden alberne Liedchen gesungen und dann erklärt der liebe Onkel Ranger (oder die Tante) mit heftigem Körpereinsatz, wie man sich in der Wildnis zu verhalten hat. Na ja, ich will nicht überkritisch sein: der erste junge Mann hat dann recht interessante Sachen über Bäume und ihre Aussaat durch Vögel erzählt, die junge Frau am nächsten Tag hat lustige Bären-Geschichten zum Besten gegeben.

Man soll ja seine Lebensmittel Bären-sicher aufbewahren, wenn man zeltet; sie zusammenpacken und mittels eines Seils hoch oben in einen Baum hängen. Bären aber sind ziemlich schlau und angeblich hat man welche gesichtet, die zusammengearbeitet haben, um an das begehrte Futter zu kommen. Ein Bär soll auf die Schultern eines Anderen geklettert sein, so dass sie sich das Essen mopsen und die Beute teilen konnten.

Ein anderes Mal soll ein Bär auf den Baum geklettert sein und mit dem Hinterfuß den Ast, an dem die Beute hing, derart zum Wippen gebracht haben, das der andere Kumpel unten den Futtersack erreichen und abreißen konnte. 

Mittlerweile hatten wir erfahren, es ist der größte Brand überhaupt in der Gegend, 300 Quadratmeilen sind betroffen, 5.000 Feuerwehrleute im Einsatz und noch gar nichts ist unter Kontrolle.
Während der Warterei haben wir auch noch Bekanntschaft mit unseren Camping-Nachbarn geschlossen. Chris & Mary, ein britisches Lehrer-Paar im Ruhestand.
Sonntags kam ein Ranger hoch zu Roß über den Campground, der berichtete, das Feuer sei noch immer nicht unter Kontrolle, die Straße sicher nicht vor Mitte der Woche wieder freigegeben. Da auch die Briten nicht länger abwarten wollten, sind wir gemeinsam Montag morgen zurück zu unserem alten Platz am Mono Lake gefahren. Da hatten wir einen schönen Tag mit viel Plauderei und gemeinsamen Abendessen – rauchfrei und mit schöner Aussicht auf den See.
Da wir uns nun die Zeit bis zum Heimflug vertreiben müssen, trödeln wir ein wenig herum und haben gar kein bestimmtes Ziel mehr. Um so schöner, wenn man dann unvermutet auf tolle Sachen stößt. Ein Hinweis auf „ancient bristlecones“ (=eine Art Koniferen) ließ uns neugierig werden und weiter fahren, als wir eigentlich wollten. Und das hat sich tatsächlich gelohnt, denn da gibt es tatsächlich Bäume, die mehr als 4.000 Jahre alt sind und zum Teil noch leben. Wenngleich es in der Höhe (fast 3.000 Meter) ein wenig mühsam war - schnauf, schnauf – sind wir
tapfer dem Rundweg, der 1 Meile rauf und runter führt, gefolgt und waren völlig fasziniert von diesen tollen, bizarren Bäumen.

Samstag, 17. August 2013

Endlich Urlaub!


Da wir solche Menschenmassen gar nicht mehr gewöhnt sind, haben wir uns am nächsten Tag auf den Weg zum Land gemacht. „The land“ ist das Waldgrundstück von Tom und Gabi, deren Dach vom Haus dort wir gerichtet hatten. Kurz vorm Tor kamen uns die Beiden entgegen, zurück auf dem Weg nach Hause. Nach einem Plauderstündchen sind sie heim nach Santa Rosa gefahren und wir haben uns für ein paar ruhige Urlaubstage eingerichtet.

Alles Wesentliche ist da: viel Platz, eine tolle Aussicht, frisches Quellwasser, eine Bio-Toilette und sogar eine Dusche mit sonnengewärmtem Wasser. Nur Strom gibt es keinen, aber den brauchen wir auch nicht unbedingt, für das bisschen Licht am Abend im Camper reichen die Batterien und Solarpanels völlig aus.
Zwar ist die Reiserei eine spannende, abwechslungsreiche Angelegenheit, aber hie und da ist es sehr angenehm, eine Weile an einem Platz zu bleiben. Wenn man unterwegs ist, sind die Tage doch recht angefüllt, da bleibt wenig Zeit fürs Nichtstun. Und das haben wir erst mal ausgiebig genossen.
Morgens herumtrödeln statt für die Weiterfahrt zusammen zu räumen, ein wenig hie und da Dinge in Ordnung bringen, für die sonst oft die Muße nicht da ist.

Den Staub der vielen unbefestigten Straßen entfernen, der sich überall breit gemacht hat, die entstandenen Schäden reparieren und ausgiebig lesen.
Dazwischen Spaziergänge zum Teich, Fische und Seerosen gucken.

Nach ein paar faulen Tagen kam morgens ein Auto – mit Tom & Tom samt beider  Hunde, Emily und Lola, ein heller und ein dunkler Labrador. Tom1 (mit Emily) ist der Wald-Besitzer, Tom2 (mit Lola) sein Freund. Die Beiden wollten ein wenig räumen und arbeiten, was natürlich viel schneller als gedacht vonstatten ging, weil Klaus mitgeholfen hat. Derweil habe ich ein wenig Beilagen fürs abendliche Grillvergnügen am Campfire hergerichtet.

Alles war prima, es war noch genug Bier da und wir hatten „big fun“, wie Tom1 zu sagen pflegt. Blöderweise sind die Leute auf der anderen Seite des Tales recht schießwütig, gerade an Wochenenden knallt es ununterbrochen. Wohl weniger Jagd als einfach nur „fun“. Nur leider ist Lola, die dunkle Labradorin, für den Spaß gar nicht zu haben, sie hat schreckliche Angst wegen der Ballerei. Und ist ausgebüchst. Ist nicht lustig, einen angstvollen Hund in einem riesigen Stück Land wieder zu finden. Aber es gelang den beiden Toms und wir konnten noch einen entspannten Blick in den nächtlichen Sternenhimmel tun.

Am nächsten Morgen fuhren die 4 wieder heim und wir haben den Baumfäller-Job übernommen. Ein infizierter Baum und sein Nachbar mussten dringend beseitigt werden. Klaus hat sich mit den zwei vorhandenen Kettensägen auseinandergesetzt, eine davon zum Arbeiten gebracht und die Bäume erlegt.
Zwar hat er erst beim Zweiten ordnungsgemäß „Timber“ gebrüllt,
aber ich bin dennoch nicht zu Schaden gekommen. Wir sind ja schon ein eingespieltes Team, zumindest was die Arbeit angeht. Die Bäume fielen annähernd so wie geplant, konnten entastet und in ofentaugliche Stücke gesägt werden.
Ich bin nicht wirklich ängstlich, was die Natur angeht, aber da es in der Gegend Klapperschlangen gibt, bin ich dann doch ein wenig vorsichtig durch die Botanik geschlappt. Tom1 hat immer eine Pistole dabei, mit der er Rattlesnakes erledigt, wenn sie auftauchen. Wir sind unbewaffnet, hatten aber auch nicht das zweifelhafte Vergnügen, einer Klapperschlange über den Weg zu laufen.

Das war ein bisschen Australien-Gefühl: jede Menge giftiger, gefährlicher Tiere, die einem dann aber doch nicht begegnen.
Statt dessen schlenderten morgens Deers (so was wie Rehe) vorbei, Squirrels rasten die Bäume rauf und runter und abends polterte eine niedliche Kröte im potentiellen Feuerholz herum.
Nach 10 Tagen gingen unsere Vorräte zur Neige, wir fühlten uns genug erholt und sind nach Santa Rosa aufgebrochen.

 

Wieder in USA


Die Überfahrt von Victoria nach Port Angeles ist nicht ganz so attraktiv, da einfach nur Meer, es war auch ein wenig kühler und windiger, drum haben wir die lieber im Schiffs-Inneren zugebracht. Es war schon dunkel, als wir in Washington ankamen, so haben wir den nächstbesten Platz neben der Straße als Nachtquartier benutzt, zum Wählerisch-sein fehlte uns die Lust und das Licht.
Nach einem nebligen Abstecher zum nordwestlichsten Zipfel der USA – Cape Flattery – waren wir erfreut, im Olympic NP, wieder bei Sonne, richtig viel Landschaft zu sehen. Und nicht mehr frieren zu müssen.

Nun also wieder Vulkane. Der Mt. St. Helens sieht von weitem aus, als wäre nie was gewesen, aber wenn man genauer hinguckt, sieht man noch viele Spuren des jüngsten gewaltigen Ausbruchs. Jede Menge tote Bäume. Und am Berg selbst sieht man, was von ihm bei dem Ausbruch weggesprengt wurde.

Ist ja nicht so einfach, in bergigen Gegenden einen schönen Platz zu finden, auf dem man gerade stehen kann. Es sollte einen Campground geben, den wir, nach einigen Anläufen, auch gefunden haben. Es war nur eine ebene Wiese mit sonst nix, aber wunderschön gelegen. Es war warm, die Sonne schien in Strömen, es lag genug Holz für ein abendliches Lagerfeuer herum – was will man mehr??

Aber ewig kann man da leider auch nicht bleiben, es wurde Zeit, in Portland einiges zu erledigen.
Um dann weiter zur Oregon Coast zu fahren. Die sich leider auch erst mal im Nebel verbarg und einem der Wind um die Ohren pfiff. Erst bei Coos Bay (für uns nach 2 Tagen): Wärme, Sonne, Dünen! Nur noch ziemlich viel Wind, der dann, noch ein Stückchen nach Süden, endlich nachließ.

Nachdem wir nun doch noch wunderschöne, sonnige Küste genießen konnten – zum baden allerdings ist es eher nix - haben wir uns ihr abgewandt und sind Richtung Südosten gefahren. Auf der Suche nach einem schönen Rastplatz gerieten wir auf eine Straße, die viel versprechend aussah. Entlang eines Flusses, aber es gab ewig keine Möglichkeit, runter zum Ufer zu kommen. So sind wir einige Meilen gefahren, bis wir plötzlich doch unten landeten. Und einen ganz heimeligen, simplen Campground vorfanden, der durchaus frequentiert war.

Es war ein rechter Dunst ringsum, der sich bald als Rauch herausstellte.  Am nächsten Tag kam eine Dame mit Camper, die erzählte, dass es einige Waldbrände in der Nähe gäbe, daher mehrere Straßen gesperrt seien. Was wir dann auch merkten, als wir weiterfuhren. Die erste Straßensperre war noch kein großes Problem, der Umweg wäre nicht arg geworden. Aber dann: wir wollten nach Osten, das ging nicht mehr. Was auch deutlich zu
sehen war – mehrere Rauchsäulen, die aus verschiedenen Tälern aufstiegen, verbanden sich zu einer einzigen riesigen Wolke über uns.
So mussten wir nördlich in einem großen Bogen ausweichen und kamen Stunden später als gedacht in Grands Pass an. Da war es erst noch sonnig, aber bald schon hatte uns der Rauch eingeholt. Die Sonne hatte keine Chance mehr, durch diese Massen zu dringen. Und es roch sehr heftig nach Lagerfeuer.

Noch eine ganze Weile wurden wir davon begleitet, denn der Wind wehte von Norden, trieb also den Qualm genau in unsere Richtung. Nun schon in Kalifornien angekommen, war die Sicht noch immer nicht besser, den Mt. Shasta konnte man nur im Dunst erahnen.
Aber dann wurde es doch besser, die Luft wieder rauchfreier und klarer, so dass wir den nächsten Vulkan, den Mt. Lassen, in seiner vollen Pracht und Größe ungehindert bewundern konnten.

Nachdem wir einige kleine, schöne Seen frequentiert hatten, die aber wegen des kühlen Windes nicht unbedingt zum Bade luden, dachten wir, am Lake Tahoe endlich mal ins Wasser hüpfen zu können. Das ist ein wunderschöner See, zwischen Kalifornien und Nevada gelegen. Aber wie es so ist: andere Leute finden den auch toll und da es Ferienzeit und dazu noch Wochenende war, fanden wir uns in einem sehr, sehr großen Heer Gleichgesinnter. Die Straßen waren verstopft, die Campingplätze überfüllt und
gerade noch haben wir einen Platz, wenn auch nur oberhalb des Sees, ergattern können.
Aber wenigstens gab es da jede Menge niedlicher Squirrels….

 

Vancouver Island


Weil uns das neblige, trübe Wetter allmählich doch aufs Gemüt ging, sind wir zügig weitergefahren, erst nach Osten, wo es bei Prince George endlich wieder sonnig und wärmer wurde, dann weiter südlich bis nach Vancouver.
Wo wir uns für die Fähre nach Vancouver Island angestellt haben. Lt. Fahrplan sollte sie stündlich gehen, aber das hat
offensichtlich nicht so ganz gestimmt, ca. 3 Stunden haben wir gewartet, ohne dass inzwischen irgendeine Bewegung bei den wartenden Autos festzustellen war. Aber dann ging’s plötzlich ganz flott, die Einweiser waren, im Gegensatz zu den marokkanischen Kollegen, sehr professionell. In Windeseile, ohne Materialschäden, war das Schiff beladen und legte ab.
Die 90 Minuten Überfahrt waren richtig toll, auch wenn das Wetter ein wenig freundlicher hätte sein können. Wenigstens war es nicht sehr windig, so dass man es gut draußen an Deck aushalten und die wunderschöne Schären-Landschaft genießen konnte.
Es war schon recht spät am Abend, als wir (Grüße nach Australien!) in Sidney gelandet sind und wir dachten, uns auf dem Walmart-Parkplatz in Victoria (!) für die Nacht einzurichten. Aber: der war wider Erwarten mitten in der Stadt, mit nur einem Tiefgaragen-Parkplatz, den wir - wegen der Höhe – noch nicht einmal hätten benutzen können. Ist nicht so lustig, sich so spät, dazu noch in eher städtischen
Gefilden, einen Stellplatz suchen zu müssen und wir waren schon ziemlich frustriert, als wir plötzlich und unerwartet in einer kleineren Ortschaft einen Walmart entdeckten! Das ist halt immer eine prima Alternative, wenn man, nur für eine kurze Übernachtung, nicht viel Geld für einen RV-Platz ausgeben will. Die haben mit ihrer Erlaubnis, auf deren Parkplätzen übernachten zu können, eine durchaus gute Idee gehabt. Die Wohnmobil-Leute müssen sich ja lebensmitteltechnisch versorgen und wenn man da gleich auch stehen bleiben darf, kauft man sicher freudiger bei Wally Walmart ein. Es gibt eine Version des RandMcNally Autoatlas’ mit einem Register aller Märkte und den kriegt man –Überraschung ! – bei Walmart für einige $ billiger als die Normal-Ausgabe.
Am nächsten Morgen sind wir erst mal die südwestliche Küste entlanggefahren, die wesentlich weniger touristisch ist. Kein Wunder, es zieht sich ein Regenwald da entlang und entsprechend kühl und neblig ist es. Aber dennoch sehr schön.

Als wir bei Port Rentfrew ins Inselinnere abgebogen sind, wurde es gleich sonnig und warm, aber landschaftlich doch ein wenig langweilig. An der Ostküste sind wir dann wieder Richtung Victoria gefahren. Noch weiter Richtung Norden  erschien uns nicht sonderlich lohnend, denn die Meeresattraktionen hatten wir schon weitgehend in Alaska.

Man hätte die Fähre nach Washington State im Voraus buchen können, die 15 $ dafür wollten wir nicht ausgeben, sind also auf gut Glück zum Hafen gefahren. Natürlich gab es erst Platz auf dem Abend-Schiff, aber da wir im Hafen stehen bleiben konnten, war das sogar ganz prima. Das Auto war versorgt und wir konnten einen schönen Stadtbummel durch dieses putzige, sehr britische Städtchen machen. Es ist eine Attraktion für Kreuzfahrtschiffe, entsprechend ist das touristische Angebot. Sehr lustig ist ein
Amphibien-Stadtrundfahrt-Bus. Er fährt durch die Stadt und schwimmt durch den Hafen. Zwar für uns absurd teuer, aber sicher eine spannende Sache für betuchte Kreuzfahrt-Passagiere.
Es gibt ein Unterwasser-Aquarium, durch das wir umsonst laufen durften, weil gerade keine Show stattgefunden hat. Woraus auch immer die besteht – das Aquarium alleine war schon einen Besuch wert! Jede Menge Fische aller Größen und Arten, Muränen, Seesterne, ein ganz schön großer Krake, der von fürwitzigen, dicken Krabben geärgert wurde – sehr interessant und kurzweilig.

Und an der Hafenpromenade haben wir gerade noch einen recht professionellen  Straßenkünstler mitgekriegt. Der war artistisch richtig gut und hat es verstanden, die Leute mit einer spaßigen Show drum herum zu amüsieren.
Und dann gab es auch noch ein Oldtimer-Treffen. Die Stadt war voll mit prächtig herausgeputzten alten Autos, wobei Amis die ja leider oft mit grässlicher Lackierung und modernem technischen Kram aufmotzen. ( Sog. Hot Rods. Für mehr Informationen darüber bitte bei meinem technischen Direktor anfragen.)

Bevor wir dann auf die Fähre konnten, mussten wir noch über die Grenze, durch den US-Zoll.
Alles nicht wirklich schlimm, eigentlich kein Problem, aber ich kann mich beim besten Willen nicht mit der amerikanischen Art des Umgangs damit anfreunden.
Der Grenzer kam zum Auto, guckte sich unsere Pässe an, sehr, sehr gründlich – dann drückte er mir beide in die Hand. Ich solle sie so lassen wie sie seien (ineinander verschränkt) und zum Büro drüben gehen. Ich tat, wir mir geheißen,
wurde aufgerufen, man war freundlich und höflich, guckte die Pässe an und forderte mich auf, an die Seite zu treten. Derweil fertigte der Officer gefühlte 93 Leute ab, ich stand da wie bestellt und nicht abgeholt und hatte nicht den leisesten Dunst, warum. Seit der Ankunft in Denver weiß ich, dass man NIEMALS fragen darf, was das Ganze soll, also habe ich geduldig (hahaha) gewartet, bis sich der freundliche Officer meiner wieder erinnerte (oder erbarmte. Oder was auch sonst. Ich verstehe es ja immer noch nicht!).
Nur in so weit, als das es um die 90 Tage erlaubten Aufenthaltes in den USA geht, die ich durch die simple online-Registrierung statt eines ordentlichen Visums habe. Die für einen Normal-Touristen völlig ausreichend ist.

Das habe ich inzwischen kapiert. Wann ich ein-und-ausgereist bin, sieht man an den Stempeln. Wenn ich gerade den Fluss der einfach abzufertigen Leute behindere, kann man doch freundlich sagen: Werte Frau, in einer halben Stunde habe ich alle unkomplizierten Sachen erledigt und dann nehme ich mir die Zeit, Sie zu fragen, wann sie ein- oder auszureisen gedenken. Nein, man wird höflich, aber nachdrücklich, ohne Angabe von Gründen, zur Seite beordert und steht da wie ein Depp. Das ist nicht wirklich angenehm und da könnten die ansonsten sehr höflichen Amis doch noch ein bisschen dazu lernen.
Klaus sollte beim Auto bleiben, wunderte sich, warum ich nicht wieder kam, aber es ging dann doch noch alles gut aus, denn gerade als ich erfolgreich bei ihm aufschlug, konnten wir schon aufs Schiff.

 

 

Donnerstag, 25. Juli 2013

Mückenterror

Mitten auf dem Denali-Highway haben wir das holländische Paar wieder getroffen. Sie kamen von Delta Junction, wohin wir gerade wollten. Eine Plauderei auf der Straße wurde uns aber durch heftige Mücken-Attacken schnell verleidet. So fuhren die Beiden weiter Richtung Denali, wir in die andere Richtung, zurück nach Tok.

Weil der Campingplatz dort zu und zu lustig ist, haben wir da wieder Station gemacht. Große Wäsche war wieder mal nötig und eine richtige Dusche genießt man ab und zu auch gerne. Zwar können wir auch im Camper duschen, aber das ist dann doch eher die Sparversion. Der Wassertank ist nicht allzu üppig bemessen und die Bewegungsfreiheit eher eingeschränkt.

Am Abend gab es wieder die Pancake-Show, bei der Klaus bei beiden Versuchen den Pfannkuchen im Eimer versenkte. Es gab allerdings dafür keine 2 Frühstücke, im Austausch diesmal eine praktische Alu-Wasserflasche.  Leider musste das anschließende Lagerfeuer ausfallen, wegen einiger Waldbrände war jegliches offene Feuer verboten.
Am nächsten Tag waren wir wieder auf dem Alaska-Hwy, zurück nach Süden. Das Wetter war nicht mehr wirklich toll, eher trüb, windig und wesentlich kühler als auf dem Hinweg, nach Passieren der kanadischen Grenze wurde es eher noch ein wenig grauer. Und windiger! Auf dem Rastplatz in einem Tal wurde man beinahe seekrank bei dem Geschaukel im Camper.

In Whitehorse haben wir wieder den Walmart angefahren, der ausdrücklich Wohnmobile auf seinem Parkplatz willkommen heißt. Er ist auch tatsächlich sehr frequentiert, mehr RVs als auf so manchem Campingplatz. Sehr zur Freude von Klaus tauchte ein grüner 911er mit deutschem Kennzeichen auf – da war der Abend schon gerettet! Aber es ist ja wirklich immer eine willkommene Abwechslung, wenn man unterwegs nette Leute trifft.

War auf dem Weg nach Norden nur wenig Mücken-Kontamination,  wurde es nun richtig übel. Fürs nächste Nachtquartier hatten wir einen netten Platz an einem Fluss angefahren, unseren Nachmittagskaffee gebraut und uns auf einen gemütlichen Abend eingerichtet, als wir bemerkten, dass Myriaden der kleinen Blutsauger über uns herfielen. Das fanden wir nicht so gemütlich, sind weitergefahren und haben uns einen anderen Platz
gesucht. Hoch oben über einem See, es war windig – da sahen wir wenig Gefahr. Zu früh gefreut. Es war noch schlimmer als am vorigen Platz. Wie diese Biester überhaupt in unsere Wohnung kommen konnten, war uns ein Rätsel, den wir glaubten, schon vorher alle Schlupflöcher dicht gemacht zu haben. Unfassbar, wie undicht so ein Wohnmobil sein kann! Tür, Fenster, Dachluken – alles professionell mit Insektengittern versehen. Und dennoch strömten die
Heerscharen von Moskitos herein. Da war nun viel zu tun: potentielle Einflugmöglichkeiten abdichten und gleichzeitig die eingedrungenen Quälgeister meucheln.  Klaus jagte sie mit dem elektronischen Tennisschläger, wobei er seine Vor- und Rückhand derart trainiert hat, dass er nun wohl in Wimbledon antreten kann. Derweil habe ich die Applaus-Methode perfektioniert, sie mit den bloßen Händen erlegt. Und jede Menge der Biester an den Fenstern zerquetscht, ins Fliegengitter gematscht.
Bear-Glacier

Weit nach Mitternacht waren wir völlig ermattet und dachten, diese Brut weitgehend erledigt zu haben. Sind müde ins Bett gefallen, nur um gleich wieder den Kampf aufzunehmen. Kein Mensch kann schlafen, wenn diese Viecher um einen herumsummen und sich dabei auch noch ständig vermehren. Es war eine Horror-Nacht! Entsprechend unausgeschlafen und genervt waren wir am nächsten Morgen.
Der nächste Abend, die nächste Nacht waren keinen Deut besser – so arg hatten wir uns das nun nicht vorgestellt. Aber die Hoffnung hat uns nicht
Salmon-Glacier
getrogen: weiter südlich wurde es kälter und vorbei war es mit dem geflügelten Horror. Wie angenehm ist das, am Abend ein Buch lesen zu können, ohne damit ständig nach Insekten schlagen zu müssen. Dabei habe ich übrigens den ersten Nachteil des e-book-readers entdeckt: man kann damit keine Mücken erschlagen.
Aber als eine Entschädigung für den Kleintier-Horror haben wir am Alaska-Hwy wieder zwei Bären gesehen. Weil wir noch viel mehr Bären sehen wollten, sind wir bei Watson Lake nach Süden abgebogen, auf den Stewart-Cassiar-Highway. Die Landschaft drum herum ist richtig schön – zumindest soweit wir das durch den Nebel, die Wolken erkennen konnten. Kalt war’s auch noch und es hat immer wieder geregnet. Dennoch haben wir den Abstecher nach Stewart und Hyder gemacht, der so viel versprechend klang. Trotz des unfreundlichen Wetters haben wir es nicht bereut. Bis Stewart gibt es einige Gletscher,
wovon der Bear-Glacier der Größte ist. Weiter entlang der Grenze von B.C. und Alaska führt eine Straße in die Berge zum Salmon-Glacier, von dem wir immerhin ein wenig gesehen haben. Meist war dichter Nebel, aber hie und da lichtete er sich soweit, dass man einen Eindruck von der großartigen, hochalpinen Landschaft bekommen konnte.
Leider waren wir noch zu früh für die Lachse, die am Salmon-River flussaufwärts zu ihren Laichplätzen schwimmen. Da gibt es am Ufer eine hölzerne Galerie, von der aus man dann die Bären beim Lachs-Fischen beobachten könnte. Aber: keine Lachse, keine Bären. Im Jahr zuvor hätten wir es genau getroffen.
Aber es gibt eine nette Entschädigung: bei Hyder ist eine kanadische Grenzstation, bei der man einen tollen Bären-Stempel in den Pass kriegt! Wenn es sich mal nicht nur dafür lohnt!!! Das schmückt doch einen Pass ungemein….