Donnerstag, 31. März 2011

Volunteers


Falls jemand demnächst einen neuen Weidezaun braucht - wir sind jetzt DIE Experten! Nach 14 Tagen auf verschiedenen Farmen haben wir diverse Zaun-Arten kennengelernt und mindestens 10 Kilometer neue Zäune gebaut. Was entschieden angenehmer ist als die alten Zäune zu säubern und - noch schlimmer - sie zu entsorgen, wenn sie nicht mehr brauchbar waren.
Der härteste Job war bei unserem dennoch Lieblingsfarmer Joe. Ein netter Kerl, italienischer Herkunft, bei dem wir mehrfach waren und der recht verplant ist. Ständig fehlte irgendein Material, er wusste nie so recht, was wann und wie sinnvollerweise zu tun war und hatte auch noch einen alten Zaun einfach mit dem Bulldog plattgemacht. Drei Mal waren wir dort mit Bob und Mary, einem Paar unseres Alters, und wir Mädels hatten die Drecksarbeit am Hals. Während die Männer gemütlich Eckpfosten einbetonierten, haben wir die Fragmente des alten Drahtzaunes aus den aufgeschobenen Haufen gezogen, was bei jeder Menge rostigem Stacheldraht wahrlich kein Vergnügen war. Daneben haben wir noch etliche Feuer geschürt, um das Zeugs, was im Zaun hing, die alten Holzpfosten und jede Menge abgestürzter Äste zu verbrennen.
Ich glaube, so dreckig war ich noch nie im Leben und Bob wollte ein Foto von mir an die Pinnwand der Zentrale heften. Ja, das wäre eine tolle Reklame für die Arbeit bei BlazeAid gewesen: Wir machen die dreckigen Jobs!! Aber der Drucker wollte dann nicht (warum nur?), so bleibt mir eine Karriere als Werbe-Ikone versagt.
Abends beim Duschen habe ich mich sehr gewundert, wie viel an meinem doch nicht gerade umfangreichen Körper so alles zu waschen war. Mir fiel ein Perscheid-Cartoon ein: Duschen fuer Deppen. Hals 1 , Ohren 2 , Arme 2  … So eine Anleitung hätte ich brauchen können J.
Aus einem Rest - neuem! - Stacheldraht habe ich für Mary und mich je ein Krönchen gebastelt, denn wir waren an dem Tag unbestritten die Barbwire-Queens!
Den lässigsten Job hatte ich auf einer Farm, bei der der Sohn Holzpfosten gesetzt hatte, in die je 6 Löcher gebohrt werden musste, um dann kilometerweise Draht durchzuziehen. Strom fuer die Bohrmaschine erzeugte ein Generator, der hinten auf des Farmers Ute stand. Das ist nicht etwa seine Frau, haha - so nennt man hier die Autos mit der offenen Ladefläche, die Pickups. Ich durfte das Auto von Pfosten zu Pfosten fahren, sehr anspruchsvolle Aufgabe.
Aber wenigstens überhaupt mal wieder Auto fahren war recht nett. Wobei ich allerdings zuvor schon bei Joe mit seiner alten Ute übers Paddock gebrettert bin. Rechts gesteuert geht genauso wie bei uns, nur schalten muss man mit der linken Hand.
Es war schon eine tolle Sache, mal ein wenig tiefer in Australien zu gucken. Die unterschiedlichsten Farmer kennenzulernen, die mal mehr, mal weniger gut sortiert waren. Aber alle dieselbe Geschichten erzählten. Wie die Überflutungen sie getroffen haben, konnten wir auf zahllosen Fotos sehen und überall wurden uns die Marker gezeigt, wie hoch das Wasser stand - bis zu 6 Meter.
Das Hochwasser hier in Victoria war mindestens genauso schlimm wie das in Queensland, nur nicht so medienwirksam, weil es hier weniger Schlangen und keine Krokodile gibt. Drum ist das hier auch so schnell in Vergessenheit geraten. Dann kam auch noch das schreckliche Desaster in Japan. An unserem ersten Tag haben wir in der Früh davon erfahren. Jetzt ist Victoria tatsächlich die vergessene Katastrophe. Um so wichtiger, dass sich so eine Organisation weiterhin um die Betroffenen kümmert. Da das ganz unbürokratisch, quasi als Nachbarschaftshilfe, funktioniert, waren wir Touristen natürlich schon ein wenig exotisch. Außer uns war da noch Ty, ein junger Texaner, der durch Australien reist und gerne bleiben möchte. Und 7 junge Männer aus Äthiopien, die hier als Asylsuchende leben. Möglicherweise hilft denen nun die Arbeit als Volunteer , hier Fuß zu fassen und einen ordentlichen Job zu kriegen.
Wir aber waren „einfach nur so“ dabei, was nicht wenig erstaunt hat. Und haben dann auch noch ordentlich geschuftet. Aber schließlich müssen wir das Bild der „tüchtigen Deutschen“ (und Österreicher, versteht sich J), im Ausland aufrecht erhalten.
Umso mehr, als die Aussies im Fußball gegen die Deutschen gewonnen haben. Hallo, Herr Loew….???
Wenigstens hat Herr Vettel in Melbourne das Formel 1 Rennen gewonnen…
Vor ein paar Tagen haben wir Bridgewater verlassen, müssen jetzt nicht mehr um 6 Uhr  aufstehen, aber kriegen halt auch kein Barbie-Frühstück mehr. Es war schon nett, von Leslie morgens ein liebevolles australisches „Brekkie“, = Eier und Speck, gereicht zu bekommen. Und danach mit ihr noch bei der Morgenzigarette ein Plauschchen zu halten.
Es hat Spaß gemacht, mit den Australiern zu arbeiten und sie auf einer anderen Ebene, in ihrem Lebensraum, kennen zu lernen. Ein paar Kontakte werden uns sicher bleiben.
Hier herbstelt es und wir stellen uns langsam auf die Heimreise ein. Klaus richtet das Auto her, um es hoffentlich noch anständig verkaufen zu können. Noch bleiben uns 2 Wochen, mal sehen, was uns noch begegnet.

Donnerstag, 24. März 2011

Weg von der Strasse


Das jetzt ist tatsächlich eine ganz neue Erfahrung und sicher ein guter Weg, mehr über Land und Leute zu erfahren. Nachdem uns Hedi in Horsham einige der Flutschäden gezeigt und so viel über ihr Leben auf der Farm erzählt hat, war das sicher ein Impuls, uns als volunteers zu melden.
Blaze Aid ist eine private Organisation, nach großen Bränden in 2009 entstanden, die nun den Farmern beim Wiederaufbau nach den großen Fluten hilft. Das Wesentliche sind hier die Zäune, die platt sind, voll Heu und sonstigem Zeugs hängen oder gar komplett weggespült wurden. Bei den Dimensionen, die die Farmen hier haben, kriegt das ein einzelner Farmer nicht mehr selbst geregelt, viele Kilometer Zaun wieder herzurichten. Er braucht aber die Felder und Weiden für das Vieh.
Die Einsatz-Zentrale ist ein Footballstadion in Bridgewater, nordwestlich von Melbourne, wo es einen improvisierten Campground gibt und man die Einrichtungen des Vereinshauses nutzen darf. Morning Tea und Lunch gibt es bei den jeweiligen Farmern, bei denen man eingesetzt ist, fürs Dinner sorgen die örtlichen Vereine wie Bowling-Club, Lions Club etc. und das ist richtig englische Küche. Ich bin erstaunt, was man wehrlosen Lebensmitteln so alles antun kann! Fleisch ist „really well done“, selbst als Schuhsohle kaum mehr zu verwenden, im Geschmack nicht von selbiger zu unterscheiden. Ich denke ernsthaft über die Gründung eines Gemüse-Schutzvereins nach, denn das hat Besseres verdient, als als geschmackloser Matsch auf Tellern zu enden. Selbstredend hat sich die Verwendung von Salz, geschweige denn von Kräutern, hier noch nicht `rumgesprochen, dafür sind die Desserts pappsüss. Um aber nicht nur zu lästern: das Frühstück, bei den Aussies liebevoll „brekkie“ genannt, ist richtig klasse. Auf einem großen Barbecue, hier „barbie“, werden die Eier und Speck gebraten und der Toast ist nicht angebrannt. 
Es sind weitgehend Aussies aus der Umgebung, die hier helfen, meist ältere Leute, die noch etwas Sinnvolles tun wollen und richtig motiviert sind. Es ist eine prima Stimmung und Zeit für ein Pläuschchen ist immer mal. Was für uns ein prima Sprachtraining ist und wir so viel über Land und Leute erfahren.
Da die letzte Flut im Januar war, hängt das Zeugs – Stroh, Heu, Äste etc.) schon so lange in den Zäunen, da haben sich mittlerweile zahlreiche Tiere angesiedelt. Schon spannend, was einem da beim Säubern alles so entgegenhopst und `rauskrabbelt. Da es viele Mäuse gibt, hat es auch viele Schlangen und man sollte tunlichst erst mal ordentlich am Draht rütteln, damit die Bewohner Zeit für den notwendigen Umzug haben. Aber auch ertrunkenes Vieh findet man öfter. Als ich auf ein großes totes Schaf stieß, habe ich den Farmer gefragt, was er damit macht – abends beim Dinner gab es einen grausigen Auflauf aus Hackfleisch und Kartoffelbrei, der hier „Shepherds Pie“ heißt und von den Aussies sehr geschätzt wird. Ich konnte mir nicht verkneifen, in die Runde zu bemerken, dass ich nun endlich wisse, wo das tote Schaf geblieben ist. Meinem Tischnachbarn hat sein Pie dennoch geschmeckt…
Auf den Feldern fanden wir tote Fische, aber Farmer erzählten auch, dass sie z.B. noch lebende Schafe aus den Bäumen gepflückt haben.
Wenn man als normaler Tourist durch die Gegend fährt, sieht man kaum etwas von den großen Schäden, erst auf einer Farm wird die Dimension erkennbar. Und dann versteht man die Notwendigkeit dieser Hilfsorganisation. Wie die Farmer erzählten, ist mit staatlicher Hilfe eher nicht zu rechnen, Versicherungen gibt es nicht und nach 13 knochentrockenen Jahren sind die meisten eh schon am Rande ihrer Existenz. Hier kriegen sie spontane, schnelle Hilfe und es ist schon toll, wenn man die Dankbarkeit dieser Leute miterleben kann.
Wir machen noch ein wenig weiter, das ist schon eine ganz tolle Sache.

Mittwoch, 9. März 2011

Fast im Mungo Park


Durch den nächsten Naturpark sind wir auf einer schönen Allrad-Piste gefahren; dort ein wenig zu bleiben, machte wegen der vielen Fliegen und Moskitos gar keinen Spaß. Auch wenn die Pink Lakes ganz hübsch waren – trockene Salzseen, die durch Rotalgen tatsächlich rosa schimmern.
In Mildura dann haben wir eingekauft, vollgetankt und uns im Visitor Center nach den Bedingungen für den 3., den Mungo Park erkundigt. Versorgt mit etlichen Broschüren sind wir gute 100 Kilometer Staubstraße durchs Niemandsland gefahren. Um dann am Parkeingang zu erfahren, dass wegen Flutschäden der Park schon eine Weile nahezu unzugänglich ist. Da kam Freude auf!!
Der nette Mitarbeiter, auf den wir trafen, war sichtlich erleichtert, weil wir friedliche Menschen sind und keine Aufstände gemacht haben – er hatte zuvor wohl schon einiges an geballtem Touristen-Zorn abbekommen.
Nachdem uns Ähnliches schon mehrfach passiert ist, erhebt sich die Frage, wozu die Visitor Center eigentlich Personal haben, wenn sie nicht einmal in der Lage sind, derart wesentliche Informationen weiterzugeben. Hätte man uns gesagt, wie die Situation dort ist, hätten wir uns 200 Kilometer Fahrt gespart und noch ein sauberes Auto. Klaus hatte zuvor den Toyota geputzt, er war wieder weiß. Nun also neuerlich rotbraun vollgemoddert. Na ja, das Leben ist kein Ponyhof, wie wir wissen….
Zurück in Mildura haben wir uns mal wieder einen kommerziellen Campingplatz geleistet. Und uns erst mal über eine offenbar begeistert angenommene Einrichtung dort schlappgelacht. Eine Haustier-Waschmaschine!!!
Jedenfalls waren all`die kleinen Hunde, die abends ausgeführt wurden, sehr sauber und sahen recht fluffig aus. Dieser Platz ist voll von „grey nomads“, wie hier die Rentner heißen, die mit Caravan/Wohnmobil auf Achse sind und die haben alle ihr Haustierchen dabei - die wollen auch gepflegt sein J.
Da fallen wir alten Zausel mit dem freakigen Auto schon auf, was die Aussies aber durchaus begeistert – wir werden recht oft freudlich angequatscht. Ganz im Gegenteil zu den deutschen Touristen mit ihren Mietautos. Die haben offensichtlich Berührungsängste, grüßen oft nicht einmal. Aber mit den jungen Leuten, die ähnlich wie wir unterwegs sind, hatten wir schon viel Spaß.
Reges Tierleben gibt es auch hier, am Abend kamen uns ganz niedliche, puschelige kleine Possums besuchen. Inspizierten uns und das Auto, hopsten Klaus auf den Schoß und ließen sich sogar anfassen. Diese australischen Beuteltiere sind schon allerliebst.
Ab morgen ist es erst mal vorbei mit dem faulen Touristen-Leben. Hier werden überall Helfer zur Beseitigung der Unwetterschäden gesucht und wir haben uns gemeldet. Mal wieder was Sinnvolles tun schadet nicht und bestimmt sind das neue Erfahrungen über Land und Leute, an die man sonst kaum kommt.
Demnächst also mehr, aus einer anderen Perspektive.




Endspurt


Mal wieder haben wir die Großstadt – Melbourne – ausgelassen und sind in die Dandenong-Ranges, östlich der Stadt, gefahren. Da leben seit ein paar Wochen Freunde von Klaus, ein holländisches Paar, das für einige Jahre hier arbeiten will.
Die Ranges bestehen weitgehend aus Nebelwald mit sehr großen Eukalypten und wunderschönen Farnbäumen. Es gibt einen englisch angelegten Park, der als Hochzeitslokalität sehr beliebt ist, was angesichts der vielen romantischen Plätzchen nicht wundert. Aber wie`s im Nebelwald nun mal oft so ist: es wurde alsbald sehr kühl und sehr feucht, was uns rasch weiter gen Norden trieb, zur Sonne und zur Wärme.
In Victoria gibt es noch einige attraktive Naturparks, die zumindest versprechen, das eine oder andere zu bieten, das wir gerne noch gesehen hätten. Wobei ich für Klaus` Wüste wenig Hoffnung habe, denn es hat schon im vorigen Jahr und heuer erst recht sehr viel geregnet.
Im ersten besuchten Park hatten wir einen tollen kostenfreien Campground ganz für uns alleine und sind gleich ein paar Tage geblieben. Wärme und Sonne genießen, ein wenig durch den Busch wandern und nach der Tierwelt Ausschau halten. Aber außer einigen netten Kängurus ließ sich nicht Fauna blicken. Natürlich auch nicht das versprochene Thermometer-Huhn, von dem Klaus lange Zeit dachte, es sei eine Erfindung von mir, um ihn auf den Arm zu nehmen.
Ganz besonders erfreulich war das abendliche Lagerfeuer, das endlich wieder problemlos möglich war. Bislang wegen totalem Feuerverbot (Waldbrandgefahr) quasi nirgends möglich, und wenn doch mal, gab`s kein Feuerholz. Jetzt aber: komfortable Feuerstellen und Holz in Hülle und Fülle. Da erwacht doch gleich der Pyromane im Mann J.
Aber jetzt mal was ganz anderes: den zahlreichen Mails entnehme ich, Ihr glaubt, ich sei zum Vergnügen hier. Das muß mal gerade gerückt werden!
Es ist definitiv KEIN Vergnügen, bei gefühlter Windstärke 8 aus den hier erhältlichen Lebensmitteln ??? ein genießbares Mahl auf einem gelegentlich zickigen Gaskocher zu zaubern. Und das blind, weil nur Augen-Zukneifen vor den Fliegenattacken bewahrt, die einem gierig die Augenflüssigkeit absaugen wollen.
Wasserbetten bei Regen, weil der alte Toyota nicht mehr ganz dicht ist. Betten – ach, was sage ich! Latten hinten im Auto mit dünnen IKEA-Schaumstoffmatten, die auch noch ständig verrutschen. Das alles noch mit einem Chauvi, der mich nicht Auto fahren lässt, sich der Kehrwoche verweigert, ständig basisdemokratische Grundsatzdiskussionen führt und mich mit autotechnischem Kram zutextet.
Da kommt gelegentlich schon Neid auf, wenn ich die Paare unseres Alters in ihren komfortablen Miet-Wohnmobilen sehe, die mit allem Luxus ausgestattet sind.
ABER: die können mit ihren schicken Autos nicht das machen, was wir bislang getrieben haben. Sich beinahe in einem Flussbett verirren, direkt am Strand campieren, gesperrte Straßen dennoch fahren und sich in weißen Dünen mal ein wenig festfahren.
Die dürfen nur die langweiligen Teerstraßen fahren und kriegen vieles nicht zu sehen.
Und ich kriege morgens den Kaffee ans Bett…
Also doch nicht wirklich ein Grund zur Beschwerde J