Montag, 30. September 2013

Waldbrand



Nach den Tagen in der puren Natur war es schon auch schön, wieder die Zivilisation zu genießen. In Santa Rosa konnten wir Küche & Keller auffüllen, jede Menge Wäsche waschen, die mobile Einraumwohnung etwas säubern und hatten ansonsten Spaß mit Tom & Gabi.
Nach ein paar Tagen sind wir Richtung Osten mit Ziel Yosemite NP aufgebrochen. Zwar hatten wir schon zuvor in der Zeitung gelesen, dass es in der Nähe einen Brand gibt, aber das Ausmaß war noch nicht klar.
Unterwegs hörten wir im Radio, dass die Strasse, die wir eigentlich fahren wollten, gesperrt ist. Also Routenänderung: in einem großen Bogen nördlich um den Yosemite herum, um von Osten in den Park zu gelangen. 
Das ist eigentlich eine landschaftlich viel schönere Strecke, aber allzu sehr konnten wir sie nicht genießen, denn es wurde immer rauchiger, so dass man nicht mehr viel von der Gegend sehen konnte. Da wir nicht unbedingt in
diesem Qualm übernachten wollten, sind wir bis über den Sonora-Pass gefahren, in der Hoffnung, dass es dahinter weniger verqualmt sei.
War aber nicht, eher war es noch ärger. So haben wir uns halt ein Plätzchen im Wald gesucht und uns tapfer räuchern lassen. Aber am nächsten Morgen war der Himmel strahlend blau, die Luft war klar und der ganze Rauch verschwunden – wohin auch immer. Jedenfalls nicht in die Richtung, in die wir weiter wollten, nach Osten zum Mono Lake.

Da haben wir erst mal die „Tufa“ besichtigt. Jede Menge Quellen sprudelten im See nach oben und haben so was wie umgekehrte Tropfsteine gebildet. Der See selbst ist sehr salzhaltig (ca. 10%) und entsprechend unbelebt.
Am Südufer haben wir einen wunderschönen Platz in einem lichten Wald gefunden, an dem wir es uns für ein paar Tage gemütlich gemacht haben. Es war warm, sonnig und jede Menge kleiner Chipmunks hüpften um uns herum. Aber immer wieder konnte man über den Bergen den Rauch des Waldbrandes sehen.

Als wir dachten, das Ärgste sei vorbei, sind wir Richtung Yosemite aufgebrochen, mussten dann aber feststellen, dass die Straße, die quer durch geht, ab ca. der Hälfte gesperrt ist. Also haben wir uns auf dem ersten Campingplatz installiert, weil man uns sagte, dass in ein paar Tagen die Straße wohl wieder frei sein würde. Das Wetter war schön, kein Rauch weit und breit, so haben wir mit dem kostenlosen Bus einen schönen Ausflug zum Tenaya Lake gemacht, sind entlang des Ufers durch die Botanik gewandert.
Inzwischen hatte offensichtlich der Wind gedreht, bei der Rückfahrt wurde es mehr und mehr verqualmt, auch der Campingplatz war betroffen.  Hust, hust - nicht schön!
Aber voller Optimismus sind wir geblieben und haben abends das Ranger-Programm beim Campfire mitgemacht. Da kriegt man einen prima Eindruck der amerikanischen Pädagogik und kommt sich vor wie im Kindergarten. Ist ja nett, wenn die Ranger den Besuchern den Umgang mit der Natur erklären, aber ein wenig über
Kasperl-Theater-Niveau könnte es für meinen Geschmack schon hinausgehen. Erst mal müssen alle gaaaanz ganz laut „Campfire“ brüllen, es werden alberne Liedchen gesungen und dann erklärt der liebe Onkel Ranger (oder die Tante) mit heftigem Körpereinsatz, wie man sich in der Wildnis zu verhalten hat. Na ja, ich will nicht überkritisch sein: der erste junge Mann hat dann recht interessante Sachen über Bäume und ihre Aussaat durch Vögel erzählt, die junge Frau am nächsten Tag hat lustige Bären-Geschichten zum Besten gegeben.

Man soll ja seine Lebensmittel Bären-sicher aufbewahren, wenn man zeltet; sie zusammenpacken und mittels eines Seils hoch oben in einen Baum hängen. Bären aber sind ziemlich schlau und angeblich hat man welche gesichtet, die zusammengearbeitet haben, um an das begehrte Futter zu kommen. Ein Bär soll auf die Schultern eines Anderen geklettert sein, so dass sie sich das Essen mopsen und die Beute teilen konnten.

Ein anderes Mal soll ein Bär auf den Baum geklettert sein und mit dem Hinterfuß den Ast, an dem die Beute hing, derart zum Wippen gebracht haben, das der andere Kumpel unten den Futtersack erreichen und abreißen konnte. 

Mittlerweile hatten wir erfahren, es ist der größte Brand überhaupt in der Gegend, 300 Quadratmeilen sind betroffen, 5.000 Feuerwehrleute im Einsatz und noch gar nichts ist unter Kontrolle.
Während der Warterei haben wir auch noch Bekanntschaft mit unseren Camping-Nachbarn geschlossen. Chris & Mary, ein britisches Lehrer-Paar im Ruhestand.
Sonntags kam ein Ranger hoch zu Roß über den Campground, der berichtete, das Feuer sei noch immer nicht unter Kontrolle, die Straße sicher nicht vor Mitte der Woche wieder freigegeben. Da auch die Briten nicht länger abwarten wollten, sind wir gemeinsam Montag morgen zurück zu unserem alten Platz am Mono Lake gefahren. Da hatten wir einen schönen Tag mit viel Plauderei und gemeinsamen Abendessen – rauchfrei und mit schöner Aussicht auf den See.
Da wir uns nun die Zeit bis zum Heimflug vertreiben müssen, trödeln wir ein wenig herum und haben gar kein bestimmtes Ziel mehr. Um so schöner, wenn man dann unvermutet auf tolle Sachen stößt. Ein Hinweis auf „ancient bristlecones“ (=eine Art Koniferen) ließ uns neugierig werden und weiter fahren, als wir eigentlich wollten. Und das hat sich tatsächlich gelohnt, denn da gibt es tatsächlich Bäume, die mehr als 4.000 Jahre alt sind und zum Teil noch leben. Wenngleich es in der Höhe (fast 3.000 Meter) ein wenig mühsam war - schnauf, schnauf – sind wir
tapfer dem Rundweg, der 1 Meile rauf und runter führt, gefolgt und waren völlig fasziniert von diesen tollen, bizarren Bäumen.