Mittwoch, 22. Dezember 2010

Westwärts


Die Regenzeit hatte nun richtig begonnen, wohl tatsächlich, wie wir in Darwin lasen, ca. 14 Tage zu früh. So kriegten wir von den Kimberleys, auf die Klaus sehr gespitzt hatte, nicht mehr allzu viel zu sehen, am meisten noch das Schild „road closed“.
Die unbefestigten Pisten werden im Nu zu einer sehr rutschigen Angelegenhiet, in den Senken steht das Wasser, da geht gelegentlich nur noch „Augen zu und durch“.
Wenn es schon so auf den freigegebenen Strassen war, kann man sich vorstellen, warum die anderen geschlossen wurden.
Kommen wir also wieder zu der allseits beliebten Rubrik „Das Tier und wir“.
Auf einem netten, schattigen Rastplatz abseits der Straße flatterte uns, als wir gerade beim Morgenkaffee saßen, ein Kakadu auf die Plane am Auto. Hing dann kopfüber `runter, um zu gucken, was es bei uns zum Frühstück gibt. Man ist ja gastfreundlich und ich habe ihm ein Stück Keks angeboten. Das hat er weggeknabbert, aber die Lage war ihm doch wohl zu unbequem, er kam `runter, um die weiter dargebotenen Kekse mit uns bei – na ja, mehr unter dem – Tisch zu sich zu nehmen. Wobei er die Kekse grazil in einer Kralle hielt und knurpselnd davon abbiß. So wohlerzogene Tischgesellschaft hat man gerne im Busch. Auch wenn er uns fast die ganzen Kekse weggeputzt hat…
Ein paar Tage später war es mal wieder Zeit für große Wäsche und damit den Luxus eines Campingplatzes. Als wir abends in der offenen Küche werkelten, quakte gelegentlich recht lautstark ein Frosch herum, der aber nicht zu entdecken war. Als einzig denkbarer Wohnort  erschien uns ein Getränkeautomat, der außer Betrieb war.
Wenn wir da einen Dollar einwerfen und auf „Cola“ drücken – ob dann der Frosch `rauspurzelt?? Aber vielleicht war´s ja ein Sprite- oder ein Fanta-Frosch? Man kennt sich mit australischen Fröschen ja doch nicht so gut aus und das wäre vielleicht auch zu sehr ins Geld gegangen. Außerdem waren die Münzen eh schon fürs Waschen draufgegangen. Und dann fanden wir des Rätsels Lösung.  Der Frosch saß unter einem Fernseher. Es war ein Tagesschau-Frosch! Hätte man sich ja denken können bei dem Gequake!!

Nun sind wir wohl dem Regen entkommen und machen in Broome, an der Nord-Westküste, ein wenig Station. Broome liegt auf einer Halbinsel im Indischen Ozean und wir haben einen Campingplatz direkt am Meer gefunden. Als wir in die Stadt gefahren sind, haben wir erst mal sehr, sehr lachen müssen, denn endlich sahen wir das, was wir schon die ganze Zeit vermisst hatten: den großen, roten Rotel-Bus! Wohin man auch kommt auf der Welt – Rotel ist auch da.
Wie immer, wenn wir mal in einer Stadt sind, muß das Auto versorgt werden. Dieses Mal brauchte es einen neuen Auspuff und der Tacho hatte seinen Geist aufgegeben. Kein Wunder eigentlich bei ca. 576.000 Kilometern. Wovon gut 10.000 Kilometer wir bisher gefahren sind.
Nun müssen wir uns noch mit Vorräten eindecken, denn Weihnachten ist auch hier alles zu. Auch wollen wir weiter die Westküste `runterfahren und dann ist erst mal für viele, viele Kilometer kaum Zivilisation. Nur Meer auf der einen, Wüste auf der anderen Seite des highways.
Allseits also ein schönes Weihnachtsfest und ein gesundes, neues Jahr wünschen Euch die beiden aus down under!



Krokodile!


Jaaa, wie es immer so ist: kaum hat man die teuren Attraktionen verlassen und macht sich selbst auf den Weg, schmeißt sich das Abenteuer einem direkt vor die Füße. Inzwischen bin ich ganz sicher, dass das australische Tierleben recht clever ist. Sobald Schilder auftauchen, die darauf hinweisen, davor warnen, haben die Tiere das gemerkt und sich verzupft.
Wir haben den Kakadu Park verlassen und sind durch die Pampa weitergefahren, am Ufer des Mary River gelandet und schon lungerten die Krokodile nur so `rum. Es gucken tatsächlich nur die Augen und vielleicht die Nase aus dem Wasser, aber man hat schnell `raus, ob es nur ein Ast oder vielleicht doch ein Kroko ist. Ein richtig großes Salzwasserkrokodil, bestimmt 5 Meter lang, lag brettlbreit am Ufer und lauerte auf einen netten Känguru-Snack. Denn die hopsten auch in hellen Scharen herum, wollten gegen Abend einen Schluck an der Mary-River-Bar nehmen. Aber ganz, ganz vorsichtig – Kängu tastete sich ans Wasser vor, Kroko lag da und beobachtete. Und dann kam unser norddeutscher Reisebegleiter auf die Idee, das Krokodil mit Steinen zu beschmeißen. Worauf es erst gar nicht reagierte, dann aber sehr spurtschnell vorpreschte. Das Känguru war aber schneller und nix war’s mehr mit dem Abendessen für das Kroko.
Am nächsten Tag sind wir mal einer Werbung gefolgt und – Überraschung! – es war toll!!
Eine Bootsfahrt auf dem Adelaide-River versprach „jumping crocodiles“. Da keine Touristensaison mehr ist, fuhr uns „hi – my name is Mark“ mit einem kleinen offenen Motorboot statt mit den sonst üblichen 2-stöckigen, verglasten Booten auf den Fluß. Der kannte alle dort wohnenden Krokodile mit Namen und wusste ihre Adressen.
An einem langen, dicken Bambusstock band er Fleischstücke, mit denen er sie dann anlockte.
Und sie kamen, fassten nach den Brocken, die er immer höher hielt, bis er sie den Happen schnappen ließ. Ein imposantes Kroko, das wohl in einem Rivalenkampf einen Vorderfuß verloren hatte, kam mit einem derartigen Platsch ans Ufer, das der Matsch nur so spritzte. Ich stand vorne im Boot und kriegte den ganzen Modder ab – weißes T-Shirt, versteht sich. Aber Original-Krokodil-Matschflecken sind ja auch ein nettes Souvenir.
Das war schon beeindruckend, aber wir waren doch ganz stolz, die ersten Krokodile zuvor in freier Wildbahn selbst entdeckt zu haben.
Dann waren wir an Australiens „top end“, in Darwin, angekommen. Sehr heiß, sehr feucht, direkt am Meer. Wunderbare Strände, aber leider keine Chance auf einen Sprung ins Wasser wegen der Salties (Salzwasserkrodokodile) und – noch viel schlimmer – der Box Jelly Fishes. Würfelquallen, angeblich die giftigsten Tiere der Welt. Da war der Pool am Campingplatz doch die ungefährlichere Erfrischung.
Das nächste Ziel war der Litchfield Nationalpark, der, wie uns schon einige Leute sagten, viel schöner als Kakadu sein sollte. Kann man nur bestätigen! Tolle Wasserfälle, in deren Becken man baden konnte, idyllische, preiswerte Campgrounds und die sogar mit Privat-Kängurus. Bei den Florence Falls sind wir 3 Tage geblieben und jeden Morgen kamen 2 Hopser, um gemütlich ihr Frühstück mit uns einzunehmen.
Allerdings begann die Regenzeit, jeden Tag gab es einen mehr oder weniger heftigen Guß und wir hatten erst mal zu tun, das Auto tropenfest zu machen. Kaum zu glauben, wo überall Wasser eindringen kann, die ersten Nächte im „Wasserbett“ waren nicht sehr kommod. Inzwischen ist alles dicht und bei aufziehenden Gewittern haben wir durch Planen vor dem Auto eine schicke Veranda, die einigermaßen trockene Logenplätze bietet.
Es wurde allerdings Zeit, Richtung Westen zu fahren, ehe immer mehr Straßen unpassierbar, schöne Gegenden unerreichbar werden. So sind wir nun in Western Australia und sind eigentlich auch ganz froh, die Northern Territorys verlassen zu haben. Auf Dauer ist die Landschaft doch recht eintönig, die vielen Restriktionen, Verbote und Reglementierungen (wegen großer Probleme mit den Aborigines) sind nicht gerade Touristen-freundlich und alles ist absurd teuer. Selbst Obst und Gemüse, das vor der Tür wächst, kostet wesentlich mehr als bei uns Import-Ware, die eingeflogen wird. Das macht es nicht gerade einfach, aus dem grässlichen englischen Zeugs, das einem hier als Lebensmittel verkauft wird, eine halbwegs genießbare Mahlzeit zuzubereiten. Aber der Westen verspricht bessere Umstände – wir werden sehen…

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Nordwärts


Wenn die Steppe ruft, ist doch kein Halten mehr und wir sind einfach eine gesperrte Straße gefahren. Auf Asphalt kann schließlich jeder.
Alsbald kreuzte wieder ein Fluß unseren Weg, der – nach vorherigem Testlauf – souverän durchpflügt wurde. Die folgenden Wasserlöcher auf der Straße waren beinahe nur noch große Pfützen. Es ging eine Weile recht idyllisch entlang des Hugh River, bis wir uns unversehens im Flussbett selbst wiederfanden. Sehr breit, sehr viel Schotter und eine Fahrspur war bald nicht mehr erkennbar. Unverzagt sind wir immer wieder durchs Wasser gestapft (nein, Krokodile gibt es hier noch nicht), rübergefahren, wenn es aussichtsreich erschien, wobei Klaus und der Toyota an manch` recht steilem Ufer ihr Bestes gaben. Aber nur, um nach einigen Metern festzustellen, dass es doch wieder mal nicht weitergeht. Selbstredend fand sich, als wir uns zum Umkehren entschlossen hatten, eine prima Fahrspur aus dem Labyrinth.
Und recht flott gings weiter nach Alice Springs. Zwar hatten wir für etwa 50 Km 4 Stunden gebraucht, aber schließlich hätte es auch viel schlimmer kommen können. Das hätte gedauert, bis uns auf einer gesperrten Straße jemand aufgelesen hätte – einfach mal den ADAC rufen geht hier nicht, da muß man selbst sehen, wie man wieder rauskommt.
In Alice Springs angekommen, haben wir uns auf einen netten Campingplatz wieder ein wenig zivilisiert, eingekauft und das Auto versorgt, sind dann nach 2 Tagen in die Mac Donnell Ranges aufgebrochen.
Auf dem Weg ins Palm Valley fanden wir einen zauberhaften Übernachtungsplatz mit großartiger Kulisse bei Sonnenuntergang, sehr idyllisch an einem Flusslauf gelegen.     
Aber alles hat seinen Preis – zwar war die Gebühr für den Platz erlassen, da die Gaskocher und –Grills nicht funktionierten, aber wir wurden dafür von Mücken und Ameisen überfallen. Da blieb nur die frühe Flucht ins Auto.
Am nächsten Morgen gings über eine recht holprige Piste weiter und wir konnten die Red cabbage Palmen , die es nur hier gibt, bewundern. Wobei ich mich gewundert habe, warum hier der Rotkohl auf Palmen wächst.
Es wurde heißer und schwüler, da kamen uns die Billabongs (ständige Wasserlöcher) auf der Weiterfahrt sehr gelegen, in die man schnell mal hineinhupfen konnte. Sehr bemerkenswert: es hängt immer ein Rettungsring da.
Und schon waren wir wieder zurück in Alice Springs. Klaus hatte Teile fürs Auto bestellt, die zu montieren waren und zu erledigen ist immer mal was, wenn man in einer Stadt ist.
Sehr lustig ist es hier in den Einkaufszentren, die recht weihnachtlich geschmückt sind. Da gab es einen großen Weihnachtsmann-Schlitten, der nicht von Rentieren, sondern von Kängurus gezogen wurde. Ob dem Santa Claus bei der Hopserei nicht schlecht wird??
Weiter nach Norden gibt es nicht sehr viel zu sehen, so sind wir recht flott auf dem Stuart Highway dahingefahren. Der Highway hat zwar die Wichtigkeit unserer Autobahnen, aber die Frequenz einer Dorfstraße am Sonntag Nachmittag. Drum kann man getrost die Rastplätze daneben besuchen, der Autolärm hält sich sehr in Grenzen.
Allerdings hatten wir auf einem Platz eine Begegnung der anderen Art. Wir hörten Schritte hinterm Auto, was bei einem ansonsten leeren Platz ein wenig ungewöhnlich war. Klaus guckte tapfer nach und erwischte einen Esel, besser wohl Muli, der sich gerade unseren Tabak aus dem Auto gemopst hatte – selbst schuld, wir hatten die Fenster offen gelassen. Den Tabak gab er zwar wieder her, wich uns ansonsten aber kaum mehr von der Seite. Meist zwar in gebührendem Abstand, einmal allerdings schlich er sich von hinten an Klaus, der gerade gemütlich saß, und guckte ihm freundlich über die Schulter. Sehr komisch, natürlich hatte ich gerade die Kamera nicht griffbereit. Klaus verbat sich energisch weitere Vertraulichkeiten dieser Art und stellte die Zugehörigkeits-Verhältnisse klar, dann hielt das Grautier angemessenen Abstand. Später kam ein Auto mit sehr lauten, heiteren Insassen (wie viele Kartons waren die schon unterwegs?), die aber nur kurz die Aufmerksamkeit von uns ablenkten. Die Nacht verbrachte er neben unserem Auto, wir haben mal vorsichtshalber die Türen zugemacht, der machte durchaus den Eindruck, als wäre er gerne zu uns ins Bett gekommen.
Apropos Tiere & Rastplatz: noch in New South Wales, bei dem Platz mit dem Frosch im Klo, wich uns ein kleiner Hund nicht mehr von der Seite. Ganz naß und durchgefroren, aber mit Halsband und offensichtlich jemandem gehörend. Aber es war außer uns niemand da. Nach über 2 Stunden bestätigte sich unsere Vermutung: der arme Kerl war einfach vergessen worden. War das eine Freude, als seine Familie, ganz aufgelöst, zurückkam!
Weitere Tiergeschichten gefällig?   
Diese Spinne saß auf meinem Stuhl. Eine sehr große schwarze war im Auto an der Decke und eine blau-graue hatte sich im Rahmen der hinteren Tür zusammengequetscht, war aber noch sehr lebendig. Das ist definitiv kein Land für Spinnen-Phobiker, zumal viele von den Viechern auch noch giftig sind.
Da war das UFO-Center Australien, unterwegs an einem Roadhouse, doch lustiger.  
Jetzt sind wir im Norden, es ist tropisch, die Regenzeit beginnt. Der Kakadu-Nationalpark allerdings hat uns bisher recht enttäuscht. Man zahlt den vollen Eintrittspreis, alles weitere ist sauteuer, nur unternehmen kann man so gut wie nichts. Alle ungeteerten Nebenstrecken, die zu den Attraktionen wie Wasserfälle, Billabongs, Aborigine-Plätze, führen, sind gesperrt. Nicht wegen Überflutung, wie wir zuerst dachten. Nein, einfach so, weil „wet saison“, egal, ob überschwemmt oder nicht. Das hätten sie uns auch vorher sagen können!
Einziger Trost ist ein angenehmer Campingplatz mit großem Pool und einem „Merry christmas“ Leuchtschild an der Pool-Bar.

Na ja, 2 Kängurus haben wir gesehen, vielleicht klappt es morgen noch mit ein paar Krokodilen, die es hier reichlich geben soll.    



Freitag, 26. November 2010


Wettermäßig ist Australien gerade die reinste Wundertüte! Nach dem überaus heißen Tag im
Ayers Rock Resort begrüßte uns ein kalter, nasser Morgen, der sich den Sturm gemeinerweise für später aufhob, um uns bei der Brotzeitpause den Regen trotz Dach ins Gesicht zu treiben und das Käsebrot aus der Hand zu fegen. Als wir relative Windstille und gerade mal kein Regen dazu nutzen wollten, in eine Schlucht der Olgas zu stiefeln, trieb der Wind uns alsbald mit geschätzen 80 km/h vor sich her; zurück hatte es wenigstens zu regnen aufgehört – da ist man dann schon dankbar…
Wir hatten also das vermutlich seltenen Vergnügen, den berühmten roten Felsen im Regen zu umrunden (im Auto, versteht sich), was aber auch seinen Reiz hat, denn 1. ist touristisch nix los und 2. sieht’s schon toll aus, wenn das Wasser sich seinen Weg durch den zerklüfteten Stein abwärts sucht.
Soweit ganz nett, dieser Monolith, von dem man, wie bei einem Eisberg, nur einen kleinen Teil oberirdisch sieht. Aber in ehrfurchtsvolles Stauen ob dieses „ eines der größten Wunder der Natur“ sind wir nicht gerade verfallen. Da sind Kata Tjuta – die Olgas -, ca. 40 Km. westlich, wesentlich imposanter. Das sind 36, etwa 500 Mio. Jahre alte Felsen, die durch Auswaschungen aus einem einzigen kompakten Block entstanden sind.
Ganz große Klasse ist der Mt Conner, ca. 100 Km östlich, ein Tafelberg, 3 x größer als der Uluru, in dessen Nähe wir einen feinen Übernachtungsplatz gefunden haben. Abseits der Straße, inmitten der Steppe, mit großartiger Aussicht und todschicken Regenbögen. Einer war ganz klar und farbenprächtig von Anfang bis Ende zu sehen, mit einem zweiten, schwächeren darüber. Hier hat man halt Platz für so was…
Mittlerweile befinden wir uns, wie der eine oder andere geographisch versierte Leser vielleicht schon bemerkt haben wird, in den Northern Territories. Das Land der (Bier)Trinker.
Darwin soll die Stadt mit dem höchsten pro-Kopf-Bierkonsum wektweit sein. Entfernungen gibt man hier angeblich in Bier-Einheiten an: von Alice Springs nach Tennant Creek sind’s z.B. 2 Kartons. Bis Aileron ist es nicht weit, nur etwa 1 Sixpack. Da muß was dran sein, denn entlang der Straßen liegen auffallend viele Bierflaschen, Dosen und Kartons.
Auf dem Weg zum Kings Canyon haben wir einen wunderschönen Platz zum Nächtigen gefunden, allerdings waren ca. 1 Mio Ameisen der selben Ansicht. So brauchten wir bestimmt 1 Stunde, ehe wir uns an einer Stelle niederlassen konnten, die ameisentechnisch nicht ganz so frequentiert war.
Am Abend bot der „nature TV channel“ mal wieder eine grandiose Lightshow – Wetterleuchten von 3 Seiten. Wir haben die Stühle vors Auto gestellt, geguckt und die Blitze begeistert kommentiert. Leider fehlten die Chips und das Bier war etwas zu warm, aber unterhaltsamer als ein deutscher Fernsehabend war es allemal. Freundlicherweise näherte sich mindestens ein Gewitter erst, als wir ohnehin ins Bett gehen wollten. An Schlafen war zwar erst mal wegen des gewaltigen Donners, der ultrahellen Blitze und des heftigen Regenprasselns aufs Autodach nicht zu denken , aber schee wars scho. Ich fand es romantisch, was Klaus bestätigte: Jaa, wie die Sau.“ Wo er Recht hat, hat er Recht.
Im Kings Canyon mussten wir uns wieder mal den Luxus eines Campingplatzes in einem Resort leisten, da man im Naturpark nicht frei übernachten darf. Aber ein wenig Zivilisation hat neben heißen Duschen und Waschmaschinen auch weitere Vorteile, z.B. angenehme Gesellschaft in Form eines deutschen Paares, das zur Zeit in San Francisco wohnt und nur 2 Wochen Urlaub hat, ulkige Japanerinnen, die sich Salz bei uns erbaten im Tausch gegen Äpfel (man will ja nix schuldig bleiben). Und der „Thirsty Dingo Bar“, in der das Känguru gesteppt hat! Wir konnten der Versuchung nicht widerstehen und haben uns eine Bushman’s Pizza gegönnt – neben den üblichen Ingredienzien belegt mit Känguru, Kamel und Krokodil. Sehr schmackhaft, nur das Kamel war ein wenig zäh.

Aber mit Auto-Kino war’s vorbei, Klaus’ Motto „wozu laufen, wenn man 4 gesunde Reifen hat“ konnte nicht mehr gelebt werden. Um von dem Canyon was zu sehen, mussten wir ca. 4 Stunden oben am Rand entlang wandern. Was aber trotz Hitze recht schön war, denn es ging beständig ein laues Lüftchen, es gab schattige Rastplätze und natürlich jede Menge toller Ausblicke in den Canyon. Wasserfälle, Palmfarne, freundliche, fotogeile Reptilien auf dem Weg und lustige Vögel.
Wer das Gerücht aufgebracht hat, Australien sei der heißeste und trockenste Kontinent, muß im falschen Film gewesen sein. Das outback sollte längst knochentrocken und arid sein. Was aber ist: alles grün. Gelegentlich sieht man vor lauter Bäumen die Wüste nicht mehr. Die Staße, die wir in die MacDonnell Ranges nehmen wollten ist seit Tagen wg. Überflutung gesperrt. Also trat Plan B in Kraft, wir entschieden uns für die andere Richtung.
Es fand sich ein lauschiges Übernachtungsplätzchen und bei einem Spaziergang stellten wir fest, dass wir ca. 100 Meter vor dem Palmer River stehen, der in einer Senke munter über die Straße plätscherte. Da es endlich heiß geworden war und wir ohnehin erst am nächsten Tag weiter wollten, hofften wir auf fallenden Wasserstand bis dahin und hatten erst mal einen gemütlichen Abend am Lagerfeuer. Eukalyptusholz riecht übrigens sehr angenem…
Am nächsten Morgen also Schuhe aus, Hosen aufgekrempelt und erst mal einen Erkundungsgang durchs Wasser gestartet. Wie tief ist es? Wie ist der Untergrund? Fest oder schlammig?
Ein echter Wiener geht nicht unter und es bestand tatsächlich keine Gefahr für Mensch und Material. Ca, 50 Wasserlöcher später waren wir wieder am Stuart Highway, den wir eigentlich meiden wollten. Nun sollte es weiter auf Teer Richtung Alice Springs gehen, aber dann lockte doch wieder ein schöner großer Abenteuerspielplatz für große Jungs mit großen Autos. Mehr dazu im nächsten Kapitel!

Donnerstag, 11. November 2010

Die Wüste lebt

Endlich ist das Wetter so, wie wir es erwartet haben - warm und sonnig. Allerdings wird die Freude darüber durch die offensichtlichen Ur-Einwohner von Australien getrübt. Nicht die Aborigines - nein, Myriaden von Fliegen bevölkern den Kontinent und stürzen sich in Geschwaderstärke auf jedes Lebewesen. Sie fliegen in Nase, Mund und - ganz fies - in die Augenwinkel. Dringen so tief in die Ohren, das ein Q-Tip vor Neid erblasst, wie Bill Bryson in seinem "Down under" sehr treffend beschreibt. Danke Susi, für das tolle Buch!
Auf dem Weg gen Norden haben wir uns gegen den Stuart Highway entschieden, der zwar geteert und komfortabel zu fahren, aber vermutlich recht langweilig ist - Autobahn halt. Hinter Port Augusta (nördlich von Adelaide) haben wir uns ein paar Tage in den Flinders Ranges herumgetrieben, ein Naturpark um einen der ältesten Gebirgszüge der Welt. Der geologische Lehrpfad erzählt was von 590 Mio Jahren - dafür sahen die die diversen Gesteinsschichten erstaunlich gut erhalten aus. 
Weiter Richtung Norden wurde es zusehends karger, Buschland, Steppe - weit und breit kein Mensch, kein Haus, immer weniger Tiere. Dafür wurde an den Rastplätzen die Tagesplage Fliegen durch die Abendplage Mücken übergangslos abgelöst. Selbst an Plätzen, an denen weit und breit kein Wasser zu entdecken war, fielen die blutrünstigen Horden über uns, resp. mich her. 
Längst waren wir im Wüstengebiet angelangt, die Pisten waren auch entsprechend, aber links und rechts: alles grün! Wir hatten schicke, rote Sanddünen erhofft, aber die blitzten nur gelegentlich unter dem hübschen, in allen Grün-Tönen leuchtenden - Bewuchs hervor. Ein Australier erzählte uns, es gäbe momentan Pflanzen, die man seit mehr als 10 Jahren nicht mehr gesehen hat. 
Na gutm mit "ab-in-die-Wüste"wars nicht so recht was, aber es gibt ja noch einige andere Sandplätze, muß ja nicht die Simpson Desert sein...
Das deutsche Paar, das wir am Mt. Dare Hotel (Eigenwerbung: Heart of the outback) trafen, hatte sich "Wüste" offensichtlich auch anders vorgestellt: die Beiden waren in einem Wasserloch festgefahren, wurden nach 22 Stunden vom ersten vorbeikommenden Auto rausgezogen. Dafür hatten sie noch erstaunlich gute Laune :-)
Die auch nötig war für die sanitären Anlagen des Campingplatzes, den wir mit 2 Autos bevölkert hatten. Offenbar dienen australische Toiletten Fröschen als Lebensraum. Dieses Mal waren es Kleinere, in Braun und mehrere, die im Spülkasten lebten. Betätigte man den Spülknopf, sausten sie in die Keramik und guckten kariert aus der Schüssel. Na ja, wer's mag, so turbulent zu wohnen...
Im Outback ist man wohl noch nicht so von der ansonsten nahezu grotesken Warn-, Verbots-, Hinweis-Plakatiererei infiziert, die zu allerlei sehr lustigen Schildern führt. So wird man z.B. freundlich darauf hingewiesen, das von einem Baum Äste, möglicherweise gänzlich ohne Vorwarnung! herunterfallen könnten. Ob da ein Zusammenhang besteht, daß in etlichen Naturparks das Mitbringen von Kettensägen und Haustieren untersagt ist?
Aber einen Sternenhimmel haben die, da kann man nur gucken und staunen. Durch die unglaubliche Weite hier im Zentrum des Kontinentes (wir sind unlängst am geographischen Mittelpunkt Australiens vorbeigefahren) hat man ein Planetarium life. Unfassbar viele Sterne, blinkende Sternenhaufen, ein Mond, dessen Sichel gerade auf dem Rücken liegt. 
Vor ein paar Tagen bot uns "australien-open-air-channel" ein 360° Panorama von Wetterleuchten. Ca. 3-5 Gewitter waren am Horizont zu sehen, die großartige Blitze und eine tolle Light-Show hinter den Wolken zeigten. Wir saßen mittendrin, guckten Blitze, hörten keinerlei Donner und es gab nur in der Nacht ein paar Tropfen Regen. 

Heute vormittag erhob sich vor uns ein großer, schmutzig-pinkfarbener Stein, der sich unschwer als Ayers Rock indentifizieren ließ. Aber der muß bis morgen auf uns warten, erst mal haben wir uns auf dem Campingplatz installiert und die Segnungen der Zivilisation genossen. Strom, Telefonverbindung, Internet und das Tollste bei 38° : ein Swimming-Pool!!! Wir haben uns hineingestürzt wie Dagobert in sein Talerbad. Und das am 11.11.! Alaaf und Helau an die rheinischen Freunde und bis bald, vermutlich aus Alice Springs. 



Sonntag, 31. Oktober 2010

Angekommen

Hallo, Ihr da oben,

nun sind wir schon 2 Wochen in down under und endlich kommt das Gefühl auf, in Australien zu sein. 
Sydney, wo wir angekommen sind, ist very british - der Stil der Häuser, das schlabberige Brot, der Linksverkehr. Wenigstens die lärmenden Papageien und Kakadus vermitteln einen Hauch von Exotik und restlos entzückt war ich von den allüberall wuchernden Flaschenbürstenbäumen, die ich schon  von Nepal kannte.Die Heimat ist aber tatsächlich Australien.
Nach 2 Tagen, verbracht mit Auto ummelden, Austrüstung vervollständigen und sonstigen Einkäufen, waren wir froh, die Stadt verlassen zu können. Natürlich nicht ohne einen Blick auf den Hafen und das berühmte Opernhaus geworfen zu haben. 
Ca. 200 K, nördlich verbrachten wir 2 Tage am Pazifik in einem riesigen Sandkasten für große Jungs - ein Strand, der nur für 4 x 4 Fahrzeuge erlaubt ist. Ganz lustig soweit, aber eine Regenfront vertrieb uns. Wie wir schon hörten, ist das Wetter zur Zeit sehr ungemütlich, viel zu kalt und viel zu nass, was leider etliche Unternehmungen trübt, wenn nicht gar verhindert. 
Vom Nationalpark Blue Mountains haben wir gerade noch einige schöne Blicke auf die spektalulären Felswände erhaschen können, ehe dicke Nebelsupppe aufzog. So sind wir weiter gen Westen gefahren, bis es endlich wärmer und sonniger wurde.
Das "wildlife", das auf den Landstraßen permanent per Schildern angepriesen wird, war nicht zu entdecken, erst als wir die Hauptroute verlassen haben, sahen wir die ersten Wallabys durch die Natur hüpfen. Die sind zu und zu niedlich!!!
Ein paar Tage später auf einer unbefestigten Straße kreuzten einige Emu-Großfamilien unseren Weg und ein Waran wackelte gemütlich über die Strasse. 
Ein Naturerlebnis der besonderen Art allerdings sorgte für einen ganzen Abend äußerster Heiterkeit. Auf einem Rastplatz habe ich abends die sanitären Anlagen frequentiert, da kein Strom vorhanden, mit Taschenlampe ausgerüstet. Leuchte in das Klo und da grinst mich aus der Schüssel ein dicker gelb-grüner Frosch an!
Sakra, war das eine Überraschung, die allerdings Stoff für jede Menge blöder Witze bot, wie man sich vorstellen kann. 
Vögel gibt es reichlich zu sehen und noch reichlicher zu hören. Früh morgens und in der Dämmerung machen  die ein Getöse, wobei sich die Papageien und Kakadus (kakayous?)
- die besonders - recht aufmandeln und dicke tun. Am Ufer eines Salzsees in Pazifiknähe haben wir uns über ein Vogelbad in einem Astloch amüsiert, das zwei Papageien recht energisch gegen andere badelustige Vögel verteidigt haben.
Als wir endlich im NSW-outback angekommen waren, einen schönen Platz mit roter Erde und Gesträuch gefunden, begeistert unser Lagerfeuer entzündet hatten, wars recht spannend, zwei kleinen, als Regenwürmer getarnten Giftschlangen dabei zuzusehen, wie sie der Hitze des Feuers zu entkommen versuchten. Als allerdings eine meinem Stuhl sehr, sehr nahe kam, ergriff mich ein wenig Panik....
Aber es war dann doch nur ein Schnürsenkel, der mein Bein berührt hatte. Uff!!!
Nun noch zu dem Thema, das uns Hausfrauen besonders interessiert: die Lebensmittelpreise!
Alles, bis auf hier wachsendendes Obst - Bananen, Mangos, Orangen und Avocados - ist sauteuer. Wie gut, das es auch hier Feinkost Albrecht gibt, wo man wenigstens die Grundnahrungsmittel zu einigermaßen erschwinglichen Preisen bekommt. Aber immer noch wesentlich teurer als bei uns. Das erfordert Phantasie beim Speiseplan, um das Reisebudget nicht vorzeitig aufzubrauchen. 
Das Auto ist bisher recht brav, scheint keine wesentlichen Mängel zu haben, ist nur in Anbetracht des meist nicht recht berauschenden Wetters ein wenig unkomfortabel. Da kommt Sehnsucht auf nach dem großen blauen Mercedes, der uns als Inbegriff von Reise-Luxus erscheint. Aber noch sind wir voller Zuversicht auf besseres Wetter und baldige Wärme.
Wir haben nun New South Wales durchquert, sind in South Australia und auf dem Weg Richtung Alice Springs. Es ist noch sooo viel Zeit und es gibt noch sooo viel zu sehen....