Donnerstag, 2. Dezember 2010

Nordwärts


Wenn die Steppe ruft, ist doch kein Halten mehr und wir sind einfach eine gesperrte Straße gefahren. Auf Asphalt kann schließlich jeder.
Alsbald kreuzte wieder ein Fluß unseren Weg, der – nach vorherigem Testlauf – souverän durchpflügt wurde. Die folgenden Wasserlöcher auf der Straße waren beinahe nur noch große Pfützen. Es ging eine Weile recht idyllisch entlang des Hugh River, bis wir uns unversehens im Flussbett selbst wiederfanden. Sehr breit, sehr viel Schotter und eine Fahrspur war bald nicht mehr erkennbar. Unverzagt sind wir immer wieder durchs Wasser gestapft (nein, Krokodile gibt es hier noch nicht), rübergefahren, wenn es aussichtsreich erschien, wobei Klaus und der Toyota an manch` recht steilem Ufer ihr Bestes gaben. Aber nur, um nach einigen Metern festzustellen, dass es doch wieder mal nicht weitergeht. Selbstredend fand sich, als wir uns zum Umkehren entschlossen hatten, eine prima Fahrspur aus dem Labyrinth.
Und recht flott gings weiter nach Alice Springs. Zwar hatten wir für etwa 50 Km 4 Stunden gebraucht, aber schließlich hätte es auch viel schlimmer kommen können. Das hätte gedauert, bis uns auf einer gesperrten Straße jemand aufgelesen hätte – einfach mal den ADAC rufen geht hier nicht, da muß man selbst sehen, wie man wieder rauskommt.
In Alice Springs angekommen, haben wir uns auf einen netten Campingplatz wieder ein wenig zivilisiert, eingekauft und das Auto versorgt, sind dann nach 2 Tagen in die Mac Donnell Ranges aufgebrochen.
Auf dem Weg ins Palm Valley fanden wir einen zauberhaften Übernachtungsplatz mit großartiger Kulisse bei Sonnenuntergang, sehr idyllisch an einem Flusslauf gelegen.     
Aber alles hat seinen Preis – zwar war die Gebühr für den Platz erlassen, da die Gaskocher und –Grills nicht funktionierten, aber wir wurden dafür von Mücken und Ameisen überfallen. Da blieb nur die frühe Flucht ins Auto.
Am nächsten Morgen gings über eine recht holprige Piste weiter und wir konnten die Red cabbage Palmen , die es nur hier gibt, bewundern. Wobei ich mich gewundert habe, warum hier der Rotkohl auf Palmen wächst.
Es wurde heißer und schwüler, da kamen uns die Billabongs (ständige Wasserlöcher) auf der Weiterfahrt sehr gelegen, in die man schnell mal hineinhupfen konnte. Sehr bemerkenswert: es hängt immer ein Rettungsring da.
Und schon waren wir wieder zurück in Alice Springs. Klaus hatte Teile fürs Auto bestellt, die zu montieren waren und zu erledigen ist immer mal was, wenn man in einer Stadt ist.
Sehr lustig ist es hier in den Einkaufszentren, die recht weihnachtlich geschmückt sind. Da gab es einen großen Weihnachtsmann-Schlitten, der nicht von Rentieren, sondern von Kängurus gezogen wurde. Ob dem Santa Claus bei der Hopserei nicht schlecht wird??
Weiter nach Norden gibt es nicht sehr viel zu sehen, so sind wir recht flott auf dem Stuart Highway dahingefahren. Der Highway hat zwar die Wichtigkeit unserer Autobahnen, aber die Frequenz einer Dorfstraße am Sonntag Nachmittag. Drum kann man getrost die Rastplätze daneben besuchen, der Autolärm hält sich sehr in Grenzen.
Allerdings hatten wir auf einem Platz eine Begegnung der anderen Art. Wir hörten Schritte hinterm Auto, was bei einem ansonsten leeren Platz ein wenig ungewöhnlich war. Klaus guckte tapfer nach und erwischte einen Esel, besser wohl Muli, der sich gerade unseren Tabak aus dem Auto gemopst hatte – selbst schuld, wir hatten die Fenster offen gelassen. Den Tabak gab er zwar wieder her, wich uns ansonsten aber kaum mehr von der Seite. Meist zwar in gebührendem Abstand, einmal allerdings schlich er sich von hinten an Klaus, der gerade gemütlich saß, und guckte ihm freundlich über die Schulter. Sehr komisch, natürlich hatte ich gerade die Kamera nicht griffbereit. Klaus verbat sich energisch weitere Vertraulichkeiten dieser Art und stellte die Zugehörigkeits-Verhältnisse klar, dann hielt das Grautier angemessenen Abstand. Später kam ein Auto mit sehr lauten, heiteren Insassen (wie viele Kartons waren die schon unterwegs?), die aber nur kurz die Aufmerksamkeit von uns ablenkten. Die Nacht verbrachte er neben unserem Auto, wir haben mal vorsichtshalber die Türen zugemacht, der machte durchaus den Eindruck, als wäre er gerne zu uns ins Bett gekommen.
Apropos Tiere & Rastplatz: noch in New South Wales, bei dem Platz mit dem Frosch im Klo, wich uns ein kleiner Hund nicht mehr von der Seite. Ganz naß und durchgefroren, aber mit Halsband und offensichtlich jemandem gehörend. Aber es war außer uns niemand da. Nach über 2 Stunden bestätigte sich unsere Vermutung: der arme Kerl war einfach vergessen worden. War das eine Freude, als seine Familie, ganz aufgelöst, zurückkam!
Weitere Tiergeschichten gefällig?   
Diese Spinne saß auf meinem Stuhl. Eine sehr große schwarze war im Auto an der Decke und eine blau-graue hatte sich im Rahmen der hinteren Tür zusammengequetscht, war aber noch sehr lebendig. Das ist definitiv kein Land für Spinnen-Phobiker, zumal viele von den Viechern auch noch giftig sind.
Da war das UFO-Center Australien, unterwegs an einem Roadhouse, doch lustiger.  
Jetzt sind wir im Norden, es ist tropisch, die Regenzeit beginnt. Der Kakadu-Nationalpark allerdings hat uns bisher recht enttäuscht. Man zahlt den vollen Eintrittspreis, alles weitere ist sauteuer, nur unternehmen kann man so gut wie nichts. Alle ungeteerten Nebenstrecken, die zu den Attraktionen wie Wasserfälle, Billabongs, Aborigine-Plätze, führen, sind gesperrt. Nicht wegen Überflutung, wie wir zuerst dachten. Nein, einfach so, weil „wet saison“, egal, ob überschwemmt oder nicht. Das hätten sie uns auch vorher sagen können!
Einziger Trost ist ein angenehmer Campingplatz mit großem Pool und einem „Merry christmas“ Leuchtschild an der Pool-Bar.

Na ja, 2 Kängurus haben wir gesehen, vielleicht klappt es morgen noch mit ein paar Krokodilen, die es hier reichlich geben soll.    



1 Kommentar:

  1. Ameisen, Spinnen, Krokodile, Mücken .... dann noch Klaus ... und vier Stunden für 50 Kilometer... bei 43 Grad an einem Meer, in dem es zu giftig zum Schwimmen ist, schreibt nur weiter! Eure Geschichten trösten uns bei Eis, Schnee und Minus-Graden damit, wie gut es bei uns doch ist! :-) Euer Erhard mit Mima (besser umgekehrt: http://www.n0by.de/n0/myLife/10/1128/index.htm )

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