Freitag, 26. November 2010


Wettermäßig ist Australien gerade die reinste Wundertüte! Nach dem überaus heißen Tag im
Ayers Rock Resort begrüßte uns ein kalter, nasser Morgen, der sich den Sturm gemeinerweise für später aufhob, um uns bei der Brotzeitpause den Regen trotz Dach ins Gesicht zu treiben und das Käsebrot aus der Hand zu fegen. Als wir relative Windstille und gerade mal kein Regen dazu nutzen wollten, in eine Schlucht der Olgas zu stiefeln, trieb der Wind uns alsbald mit geschätzen 80 km/h vor sich her; zurück hatte es wenigstens zu regnen aufgehört – da ist man dann schon dankbar…
Wir hatten also das vermutlich seltenen Vergnügen, den berühmten roten Felsen im Regen zu umrunden (im Auto, versteht sich), was aber auch seinen Reiz hat, denn 1. ist touristisch nix los und 2. sieht’s schon toll aus, wenn das Wasser sich seinen Weg durch den zerklüfteten Stein abwärts sucht.
Soweit ganz nett, dieser Monolith, von dem man, wie bei einem Eisberg, nur einen kleinen Teil oberirdisch sieht. Aber in ehrfurchtsvolles Stauen ob dieses „ eines der größten Wunder der Natur“ sind wir nicht gerade verfallen. Da sind Kata Tjuta – die Olgas -, ca. 40 Km. westlich, wesentlich imposanter. Das sind 36, etwa 500 Mio. Jahre alte Felsen, die durch Auswaschungen aus einem einzigen kompakten Block entstanden sind.
Ganz große Klasse ist der Mt Conner, ca. 100 Km östlich, ein Tafelberg, 3 x größer als der Uluru, in dessen Nähe wir einen feinen Übernachtungsplatz gefunden haben. Abseits der Straße, inmitten der Steppe, mit großartiger Aussicht und todschicken Regenbögen. Einer war ganz klar und farbenprächtig von Anfang bis Ende zu sehen, mit einem zweiten, schwächeren darüber. Hier hat man halt Platz für so was…
Mittlerweile befinden wir uns, wie der eine oder andere geographisch versierte Leser vielleicht schon bemerkt haben wird, in den Northern Territories. Das Land der (Bier)Trinker.
Darwin soll die Stadt mit dem höchsten pro-Kopf-Bierkonsum wektweit sein. Entfernungen gibt man hier angeblich in Bier-Einheiten an: von Alice Springs nach Tennant Creek sind’s z.B. 2 Kartons. Bis Aileron ist es nicht weit, nur etwa 1 Sixpack. Da muß was dran sein, denn entlang der Straßen liegen auffallend viele Bierflaschen, Dosen und Kartons.
Auf dem Weg zum Kings Canyon haben wir einen wunderschönen Platz zum Nächtigen gefunden, allerdings waren ca. 1 Mio Ameisen der selben Ansicht. So brauchten wir bestimmt 1 Stunde, ehe wir uns an einer Stelle niederlassen konnten, die ameisentechnisch nicht ganz so frequentiert war.
Am Abend bot der „nature TV channel“ mal wieder eine grandiose Lightshow – Wetterleuchten von 3 Seiten. Wir haben die Stühle vors Auto gestellt, geguckt und die Blitze begeistert kommentiert. Leider fehlten die Chips und das Bier war etwas zu warm, aber unterhaltsamer als ein deutscher Fernsehabend war es allemal. Freundlicherweise näherte sich mindestens ein Gewitter erst, als wir ohnehin ins Bett gehen wollten. An Schlafen war zwar erst mal wegen des gewaltigen Donners, der ultrahellen Blitze und des heftigen Regenprasselns aufs Autodach nicht zu denken , aber schee wars scho. Ich fand es romantisch, was Klaus bestätigte: Jaa, wie die Sau.“ Wo er Recht hat, hat er Recht.
Im Kings Canyon mussten wir uns wieder mal den Luxus eines Campingplatzes in einem Resort leisten, da man im Naturpark nicht frei übernachten darf. Aber ein wenig Zivilisation hat neben heißen Duschen und Waschmaschinen auch weitere Vorteile, z.B. angenehme Gesellschaft in Form eines deutschen Paares, das zur Zeit in San Francisco wohnt und nur 2 Wochen Urlaub hat, ulkige Japanerinnen, die sich Salz bei uns erbaten im Tausch gegen Äpfel (man will ja nix schuldig bleiben). Und der „Thirsty Dingo Bar“, in der das Känguru gesteppt hat! Wir konnten der Versuchung nicht widerstehen und haben uns eine Bushman’s Pizza gegönnt – neben den üblichen Ingredienzien belegt mit Känguru, Kamel und Krokodil. Sehr schmackhaft, nur das Kamel war ein wenig zäh.

Aber mit Auto-Kino war’s vorbei, Klaus’ Motto „wozu laufen, wenn man 4 gesunde Reifen hat“ konnte nicht mehr gelebt werden. Um von dem Canyon was zu sehen, mussten wir ca. 4 Stunden oben am Rand entlang wandern. Was aber trotz Hitze recht schön war, denn es ging beständig ein laues Lüftchen, es gab schattige Rastplätze und natürlich jede Menge toller Ausblicke in den Canyon. Wasserfälle, Palmfarne, freundliche, fotogeile Reptilien auf dem Weg und lustige Vögel.
Wer das Gerücht aufgebracht hat, Australien sei der heißeste und trockenste Kontinent, muß im falschen Film gewesen sein. Das outback sollte längst knochentrocken und arid sein. Was aber ist: alles grün. Gelegentlich sieht man vor lauter Bäumen die Wüste nicht mehr. Die Staße, die wir in die MacDonnell Ranges nehmen wollten ist seit Tagen wg. Überflutung gesperrt. Also trat Plan B in Kraft, wir entschieden uns für die andere Richtung.
Es fand sich ein lauschiges Übernachtungsplätzchen und bei einem Spaziergang stellten wir fest, dass wir ca. 100 Meter vor dem Palmer River stehen, der in einer Senke munter über die Straße plätscherte. Da es endlich heiß geworden war und wir ohnehin erst am nächsten Tag weiter wollten, hofften wir auf fallenden Wasserstand bis dahin und hatten erst mal einen gemütlichen Abend am Lagerfeuer. Eukalyptusholz riecht übrigens sehr angenem…
Am nächsten Morgen also Schuhe aus, Hosen aufgekrempelt und erst mal einen Erkundungsgang durchs Wasser gestartet. Wie tief ist es? Wie ist der Untergrund? Fest oder schlammig?
Ein echter Wiener geht nicht unter und es bestand tatsächlich keine Gefahr für Mensch und Material. Ca, 50 Wasserlöcher später waren wir wieder am Stuart Highway, den wir eigentlich meiden wollten. Nun sollte es weiter auf Teer Richtung Alice Springs gehen, aber dann lockte doch wieder ein schöner großer Abenteuerspielplatz für große Jungs mit großen Autos. Mehr dazu im nächsten Kapitel!

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