Donnerstag, 11. November 2010

Die Wüste lebt

Endlich ist das Wetter so, wie wir es erwartet haben - warm und sonnig. Allerdings wird die Freude darüber durch die offensichtlichen Ur-Einwohner von Australien getrübt. Nicht die Aborigines - nein, Myriaden von Fliegen bevölkern den Kontinent und stürzen sich in Geschwaderstärke auf jedes Lebewesen. Sie fliegen in Nase, Mund und - ganz fies - in die Augenwinkel. Dringen so tief in die Ohren, das ein Q-Tip vor Neid erblasst, wie Bill Bryson in seinem "Down under" sehr treffend beschreibt. Danke Susi, für das tolle Buch!
Auf dem Weg gen Norden haben wir uns gegen den Stuart Highway entschieden, der zwar geteert und komfortabel zu fahren, aber vermutlich recht langweilig ist - Autobahn halt. Hinter Port Augusta (nördlich von Adelaide) haben wir uns ein paar Tage in den Flinders Ranges herumgetrieben, ein Naturpark um einen der ältesten Gebirgszüge der Welt. Der geologische Lehrpfad erzählt was von 590 Mio Jahren - dafür sahen die die diversen Gesteinsschichten erstaunlich gut erhalten aus. 
Weiter Richtung Norden wurde es zusehends karger, Buschland, Steppe - weit und breit kein Mensch, kein Haus, immer weniger Tiere. Dafür wurde an den Rastplätzen die Tagesplage Fliegen durch die Abendplage Mücken übergangslos abgelöst. Selbst an Plätzen, an denen weit und breit kein Wasser zu entdecken war, fielen die blutrünstigen Horden über uns, resp. mich her. 
Längst waren wir im Wüstengebiet angelangt, die Pisten waren auch entsprechend, aber links und rechts: alles grün! Wir hatten schicke, rote Sanddünen erhofft, aber die blitzten nur gelegentlich unter dem hübschen, in allen Grün-Tönen leuchtenden - Bewuchs hervor. Ein Australier erzählte uns, es gäbe momentan Pflanzen, die man seit mehr als 10 Jahren nicht mehr gesehen hat. 
Na gutm mit "ab-in-die-Wüste"wars nicht so recht was, aber es gibt ja noch einige andere Sandplätze, muß ja nicht die Simpson Desert sein...
Das deutsche Paar, das wir am Mt. Dare Hotel (Eigenwerbung: Heart of the outback) trafen, hatte sich "Wüste" offensichtlich auch anders vorgestellt: die Beiden waren in einem Wasserloch festgefahren, wurden nach 22 Stunden vom ersten vorbeikommenden Auto rausgezogen. Dafür hatten sie noch erstaunlich gute Laune :-)
Die auch nötig war für die sanitären Anlagen des Campingplatzes, den wir mit 2 Autos bevölkert hatten. Offenbar dienen australische Toiletten Fröschen als Lebensraum. Dieses Mal waren es Kleinere, in Braun und mehrere, die im Spülkasten lebten. Betätigte man den Spülknopf, sausten sie in die Keramik und guckten kariert aus der Schüssel. Na ja, wer's mag, so turbulent zu wohnen...
Im Outback ist man wohl noch nicht so von der ansonsten nahezu grotesken Warn-, Verbots-, Hinweis-Plakatiererei infiziert, die zu allerlei sehr lustigen Schildern führt. So wird man z.B. freundlich darauf hingewiesen, das von einem Baum Äste, möglicherweise gänzlich ohne Vorwarnung! herunterfallen könnten. Ob da ein Zusammenhang besteht, daß in etlichen Naturparks das Mitbringen von Kettensägen und Haustieren untersagt ist?
Aber einen Sternenhimmel haben die, da kann man nur gucken und staunen. Durch die unglaubliche Weite hier im Zentrum des Kontinentes (wir sind unlängst am geographischen Mittelpunkt Australiens vorbeigefahren) hat man ein Planetarium life. Unfassbar viele Sterne, blinkende Sternenhaufen, ein Mond, dessen Sichel gerade auf dem Rücken liegt. 
Vor ein paar Tagen bot uns "australien-open-air-channel" ein 360° Panorama von Wetterleuchten. Ca. 3-5 Gewitter waren am Horizont zu sehen, die großartige Blitze und eine tolle Light-Show hinter den Wolken zeigten. Wir saßen mittendrin, guckten Blitze, hörten keinerlei Donner und es gab nur in der Nacht ein paar Tropfen Regen. 

Heute vormittag erhob sich vor uns ein großer, schmutzig-pinkfarbener Stein, der sich unschwer als Ayers Rock indentifizieren ließ. Aber der muß bis morgen auf uns warten, erst mal haben wir uns auf dem Campingplatz installiert und die Segnungen der Zivilisation genossen. Strom, Telefonverbindung, Internet und das Tollste bei 38° : ein Swimming-Pool!!! Wir haben uns hineingestürzt wie Dagobert in sein Talerbad. Und das am 11.11.! Alaaf und Helau an die rheinischen Freunde und bis bald, vermutlich aus Alice Springs. 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen