Donnerstag, 24. März 2011

Weg von der Strasse


Das jetzt ist tatsächlich eine ganz neue Erfahrung und sicher ein guter Weg, mehr über Land und Leute zu erfahren. Nachdem uns Hedi in Horsham einige der Flutschäden gezeigt und so viel über ihr Leben auf der Farm erzählt hat, war das sicher ein Impuls, uns als volunteers zu melden.
Blaze Aid ist eine private Organisation, nach großen Bränden in 2009 entstanden, die nun den Farmern beim Wiederaufbau nach den großen Fluten hilft. Das Wesentliche sind hier die Zäune, die platt sind, voll Heu und sonstigem Zeugs hängen oder gar komplett weggespült wurden. Bei den Dimensionen, die die Farmen hier haben, kriegt das ein einzelner Farmer nicht mehr selbst geregelt, viele Kilometer Zaun wieder herzurichten. Er braucht aber die Felder und Weiden für das Vieh.
Die Einsatz-Zentrale ist ein Footballstadion in Bridgewater, nordwestlich von Melbourne, wo es einen improvisierten Campground gibt und man die Einrichtungen des Vereinshauses nutzen darf. Morning Tea und Lunch gibt es bei den jeweiligen Farmern, bei denen man eingesetzt ist, fürs Dinner sorgen die örtlichen Vereine wie Bowling-Club, Lions Club etc. und das ist richtig englische Küche. Ich bin erstaunt, was man wehrlosen Lebensmitteln so alles antun kann! Fleisch ist „really well done“, selbst als Schuhsohle kaum mehr zu verwenden, im Geschmack nicht von selbiger zu unterscheiden. Ich denke ernsthaft über die Gründung eines Gemüse-Schutzvereins nach, denn das hat Besseres verdient, als als geschmackloser Matsch auf Tellern zu enden. Selbstredend hat sich die Verwendung von Salz, geschweige denn von Kräutern, hier noch nicht `rumgesprochen, dafür sind die Desserts pappsüss. Um aber nicht nur zu lästern: das Frühstück, bei den Aussies liebevoll „brekkie“ genannt, ist richtig klasse. Auf einem großen Barbecue, hier „barbie“, werden die Eier und Speck gebraten und der Toast ist nicht angebrannt. 
Es sind weitgehend Aussies aus der Umgebung, die hier helfen, meist ältere Leute, die noch etwas Sinnvolles tun wollen und richtig motiviert sind. Es ist eine prima Stimmung und Zeit für ein Pläuschchen ist immer mal. Was für uns ein prima Sprachtraining ist und wir so viel über Land und Leute erfahren.
Da die letzte Flut im Januar war, hängt das Zeugs – Stroh, Heu, Äste etc.) schon so lange in den Zäunen, da haben sich mittlerweile zahlreiche Tiere angesiedelt. Schon spannend, was einem da beim Säubern alles so entgegenhopst und `rauskrabbelt. Da es viele Mäuse gibt, hat es auch viele Schlangen und man sollte tunlichst erst mal ordentlich am Draht rütteln, damit die Bewohner Zeit für den notwendigen Umzug haben. Aber auch ertrunkenes Vieh findet man öfter. Als ich auf ein großes totes Schaf stieß, habe ich den Farmer gefragt, was er damit macht – abends beim Dinner gab es einen grausigen Auflauf aus Hackfleisch und Kartoffelbrei, der hier „Shepherds Pie“ heißt und von den Aussies sehr geschätzt wird. Ich konnte mir nicht verkneifen, in die Runde zu bemerken, dass ich nun endlich wisse, wo das tote Schaf geblieben ist. Meinem Tischnachbarn hat sein Pie dennoch geschmeckt…
Auf den Feldern fanden wir tote Fische, aber Farmer erzählten auch, dass sie z.B. noch lebende Schafe aus den Bäumen gepflückt haben.
Wenn man als normaler Tourist durch die Gegend fährt, sieht man kaum etwas von den großen Schäden, erst auf einer Farm wird die Dimension erkennbar. Und dann versteht man die Notwendigkeit dieser Hilfsorganisation. Wie die Farmer erzählten, ist mit staatlicher Hilfe eher nicht zu rechnen, Versicherungen gibt es nicht und nach 13 knochentrockenen Jahren sind die meisten eh schon am Rande ihrer Existenz. Hier kriegen sie spontane, schnelle Hilfe und es ist schon toll, wenn man die Dankbarkeit dieser Leute miterleben kann.
Wir machen noch ein wenig weiter, das ist schon eine ganz tolle Sache.

1 Kommentar:

  1. Danke für die tollen Berichte - eindrucksvoll! Auch die Vergleiche wie "Schafe aus den Bäumen pflücken" beweisen Deine starke poetische Kraft, Neigung und Fähigkeit - vorbildlich! Dass Ihr nun mal wieder "etwas sinnvolles tun wollt", lässt die Frage auf: "Was habt íhr denn bislang getan?" Egal... auf den Bildern kommt Klaus mir immer dünner vor, während Du Dich ihm mehr annäherst. So ist das wohl in Beziehungen. Wir stehen hier in Brandenburg an der Havel nach unserer ersten Reisewoche. Gruss Erhard + Mima

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