Donnerstag, 23. Februar 2012

Militärische Missweisung


Die Weiterfahrt am nächsten Tag gestaltete sich recht einfach, denn wir waren auf einem Teilstück der Rallye Paris-Dakar gelandet und die Piste war ausnehmend gut markiert. Wenn auch nicht mit sehr benutzerfreundlicher Oberfläche. Auf der rumpeligen Stein- und Wellblechpiste auf Zeit zu fahren ist eine sehr hohe Anforderung an Mensch und Material. Beides erscheint uns erhaltenswert, so hat Klaus keinen sportlichen Ehrgeiz entwickelt, die Bestzeit herauszufahren.
Bislang wurden wir noch von keinem Militär-Posten behelligt, was angesichts der Nähe zur algerischen Grenze schon verwunderte. Aber nun ging es doch los. Als wir  uns nachmittags auf dem netten Übernachtungsplatz installiert hatten, kam ein Jeep mit 3 Jungs angefahren. Die ganz entzückt waren, dass wir, schon daheim vorbereitete, „Fiches“ mit allen relevanten Daten von uns und dem Auto überreichen konnten. Alle Personen müssen erfasst und registriert werden und so haben wir ihnen eine Menge Schreibarbeit abgenommen.
Am nächsten Morgen trafen wir alsbald auf den nächsten Posten und recht schnell auf einen weiteren. Hier war ein Kreuzungspunkt von mehreren Pisten, der nette Kontrolleur wies uns die Richtung, nicht ohne vorher nach eventuell überzähligem Alkohol zu fragen.
Diese Moslems! Wir haben unsere Vorräte selbstredend verleugnet, die brauchen wir selbst viel zu nötig.
In der angegebenen Richtung sind wir später nach Westen abgebogen, weil da unser Ziel lag. Schon kam der Hummer mit den Grenzern hinter uns her, um uns mit etwas fadenscheinigen Argumenten, aber äußerst freundlich auf die Piste östlich zu schicken.
Warum, wird auf immer ein Rätsel bleiben, denn wir hätten es nicht mehr sehr weit bis Tata gehabt, das gesamte Kartenmaterial wies ein recht problemloses Durchkommen aus.
Da wir uns nicht trauten, uns militärischen Anweisungen zu widersetzen und in der Hoffnung auf einen nur kleinen Umweg rumpelten wir also brav die nicht endend wollende Piste durch eine recht öde Steinelandschaft.  Was uns am Ende einen Umweg von ca. 80 Km bescherte.  
Erst am Nachmittag erreichten wir Tata, wo wir eigentlich noch ein wenig einkaufen wollten. Aber es war sehr ruhig in der Stadt, kaum ein Laden war geöffnet, obwohl Montag. Offensichtlich ein Feiertag, denn wir sahen bei der Weiterfahrt viele Menschen in bester Kleidung.  Wenigstens konnten wir Brot auftreiben und fanden ein Stück außerhalb der Stadt einen idyllischen Übernachtungsplatz unter Palmen.
Bei der Suche nach einem schönen Platz für die Mittagsrast trafen wir am nächsten Tag auf eine lustige Gruppe junger freakiger Leute aus halb Europa, die gemeinsam in selbst gebastelten Wohn-Autos reisten.  Da fühlen wir uns eher wohl als in der Riege der gediegenen Rentner in ihren schicken, teuren Wohnmobilen.  Auch wenn wir selbst alte Säcke sind – Berührungspunkte mit der „Kühlschrank“-Fraktion haben wir wenige, es kommt nur selten ein Kontakt zustande, der über mehr als „Hallo“ und ein paar weitere höfliche Worte hinausgeht.
Weiter ging’s westlich, entlang des Anti-Atlas, der durch seine ganz unterschiedlichen Verwerfungen immer wieder anders aussieht.  Manchmal gerade aufgeschobene Platten, dann mal bogenförmige Felsen, davor gelegentlich aufgeschichtete Quader, die wie künstlich errichtete Mauern aussehen.  
In Bouizakarne konnten wir endlich wieder frisches Obst und Gemüse fassen und uns ein wenig gegrilltes Lamm gönnen. Man geht zu einem Metzger-Stand, der einem gefällt, sucht sich Fleisch aus, das einem gefällt und in unmittelbarer Nähe ist immer ein Stand, der einem die Sachen dann zubereitet.
Es ist zwar erst mal gewöhnungsbedürftig, wenn einen von der Metzger-Theke ein kompletter, aber toter Kuh-Kopf anglotzt, aber die Jungs verstehen ihr Handwerk durchaus und der allergrößte Vorteil: es ist qualitativ hochwertiges Fleisch. Keine Massentierhaltung, keine Antibiotika, kein Kraftfutter und keine Überzüchtung.
Auch Obst und Gemüse sind fabelhaft und endlich habe ich herausgekriegt, was Klaus mit der tollen Petersilie, die es in Mexico gab, gemeint hatte: Koriander ist es – da hätte ich auch eher drauf kommen können. Jetzt haben wir welchen…

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