Mittwoch, 12. Juni 2013

Bären-Land

War die Landschaft bislang noch so, wie man sich Kanada vorstellt – bergig, mit unendlichen Nadelwäldern – verändert sie sich mehr und mehr Richtung Norden.  Das Laubgehölz nimmt zu, viele Espen, dazwischen und hie und da auch Birken. Und die Rockies sind ein wenig weiter weg.
Für uns war erst mal Stadt angesagt, denn wir mussten Wäsche waschen, tanken und vor allem Küche und Keller auffüllen, bevor es in die Weiten der menschenleeren Tundra weitergehen konnte.  In Grande Prairie haben wir alles Wesentliche erledigt und konnten entspannt weiter Richtung Dawson Creek weiterfahren.  Hier beginnt der Alaska-Highway und das ist eigentlich auch schon alles, was diesen Ort auszeichnet. Nun gut – wir haben nicht das obligatorische Foto mit uns beiden vor dem Schild (hier beginnt der Alaska-Highway) und auch keines vor dem  „0-Mile-Post“ gemacht, womit die örtlichen
Attraktionen auch schon weitgehend  ausgeschöpft sind.  Aber wir haben ein nettes holländisches Paar getroffen, das mit ähnlichem Ziel und einem  niedlichen kleinen Volvo-LKW unterwegs ist. 
Für den nächsten Tag haben wir uns auf einem Campground weiter nördlich verabredet.  Ein paar Kilometer abseits des Highway, an einem hübschen kleinen See – Lake Inga -, liegt ein richtig schöner, idyllischer, kostenfreier Campingplatz. Direkt am Ufer haben wir uns breit gemacht und 2 Plätze okkupiert. Niemand da außer uns und einer Elchkuh, die mit ihrem frisch geschlüpften Nachwuchs  vorbeitrabte.
Später als erwartet kamen die Holländer, ihnen war ein Stein in die Windschutzscheibe geflogen, das musste erst mal repariert werden. Da reichlich Holz zur Verfügung stand, hatten wir einen gemütlichen Abend am
wärmenden Feuer.  Wobei die Männer allerdings erst zu tun hatten, das Holz zu spalten, denn die Bordwerkzeuge enthielten eher Küchenbeile denn ernsthaftes Spalt-Material. 
Am nächsten Tag war der Platz von ziemlich vielen Kindern bevölkert, die in Schulbussen herangekarrt wurden. Aber es war ein großes Vergnügen, dem Treiben zuzusehen, es gab jede Menge Spiel, Spaß, Spannung für die Kinder, wovon das Wenigste die Erwachsenen initiiert haben. Die Buben haben geangelt, die
Mädels gekreischt, wenn die zappelnden Fische an Land gezogen wurden. Alle waren irgendwie beschäftigt und schienen großen Spaß zu haben.
Mittags waren die Kinder wieder weg und als ich nachmittags auf den See guckte, war ich erst mal etwas irritiert. Denn auf dem See war plötzlich eine Insel. Die vorher nicht da war. Nachdem ich sie ein wenig beobachtet hatte, war klar: sie bewegt sich. Und dann kam noch eine zweite Insel, bald danach eine dritte.  Wann sieht man schon mal schwimmende Inseln?

Anderen Tages war leider lausiges Wetter - kalt, trüb und regnerisch. Die Holländer entschieden sich zur Weiterfahrt, wir sind geblieben, weil wir nicht an besseres Wetter weiter nördlich geglaubt haben. Für den Tag darauf haben wir uns an einem Platz bei Fort Nelson verabredet, was leider nicht funktioniert hat. Da waren riesige Mückenschwärme unterwegs, so dass – wer immer zuerst dort war – eiligst die Flucht ergriffen hat. Aber wenigstens war das Wetter wieder besser und hinter Fort Nelson wird sowieso der Alaska-Highway richtig schön.
Traumhaft ist der Muncho Lake, die türkis-blaue Meer-Farbe  hat er selbst bei trüber Witterung, sie entsteht durch ausgewaschene Mineralien.  Aber ob er wirklich der Welt schönster See ist, wie in einem der Führer behauptet wird….??  
Und dann die Tiere unterwegs! Jede Menge Schafe, Ziegen, Bisons, fast alle mit frischem Nachwuchs. Und es sollte der ganz große Bären-Tag werden!! Ein Schwarzbär nach dem anderen stand am Wegesrand herum,
darunter war gar eine Bärin mit drei Jungen. Beim 11. Bären  wollte Klaus schon vorbeifahren, aber ich konnte ihn gerade noch stoppen, denn ich war sicher, dass das ein Grizzly war. Und es war einer! Braunes Fell und der unverkennbare Höcker hinterm Kopf. Der lümmelte gemütlich im Löwenzahn auf der Wiese, warf sich herum, alle 4 Pfoten in die Luft gestreckt, und schien Sonne, Wärme und das Leben überhaupt recht zu genießen. So ein richtig knuddeliger Teddy-Bär, aber natürlich haben wir uns nicht näher heran getraut, es ist nun mal ein Raubtier.
In den USA wird stets und ständig vor Bären gewarnt, es gibt überall Verhaltensmaßregeln, Sicherheitsvorkehrungen etc., was mir gelegentlich ein wenig hysterisch vorkam. Und in der Tat haben wir nie auch nur das linke Ohr eines Bären gesehen. Und hier tummeln sie sich zuhauf, ohne dass groß darauf hingewiesen, davor gewarnt wird. Wir waren in der Früh schon ganz begeistert, unseren „“täglichen“ Bären gesehen zu haben - das es sich zum „stündlichen“ Bären auswachsen würde, hat überrascht und uns natürlich völlig begeistert.


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