Mittwoch, 28. September 2011

Albanische Straßen


Am nächsten Tag wollten wir weiter westlich durch einen Gebirgszug, was uns nach der Karte ein wenig umständlich, aber möglich erschien. Erst mal ging es auch recht gut, wobei der Zustand dessen, was man als „Straße“ bezeichnet, nicht ganz unseren deutschen Vorstellungen entspricht. Damit hatten wir gerechnet, dafür hat man ja so ein geländetaugliches Vehikel.
Blöd nur, daß die Karte nicht so ganz stimmt – die Navis waren längst ausgestiegen – und die Leute, die man noch fragen konnte, hatten so gar keine Ahnung. Es ging nur noch sehr, sehr langsam voran und wir hatten auch nur eine ungefähre Ahnung, wo wir uns befinden. Von „Straße“ konnte auch für albanische Verhältnisse längst keine Rede mehr sein, Schotter-, Geröll-und Erdpiste, völlig ausgefahren und ausgewaschen. Mit kraterähnlichen Löchern und halbmetertiefen Stufen. Wenn etwas mehr als Schrittgeschwindigkeit möglich war, fühlten wir uns schon fast im Geschwindigkeitsrausch.
Schilder gibt es natürlich überhaupt keine, bei Abzweigungen blieb nur knobeln oder abstimmen.
Als wir einigermaßen sicher waren, dem rechten Weg gefolgt zu sein, fanden wir uns an einem kleinen idyllischen Bergsee und beschlossen, dort zu nächtigen. Leider entpuppten sich die albanischen Bergkrokodile doch nur als Baumstämme, die im Wasser dümpelten. Eine große Schafherde kam vorbei, der Schäfer hockte sich gemütlich zu uns, hatte aber auch keinerlei Ahnung vom nächsten Ort, geschweige denn, wie man dahin kommt, versuchte es dennoch, uns die Richtung zur nächsten Siedlung zu zeigen.
Sein Co-Schäfer trug ein sehr großkalibriges Gewehr mit sich, was uns darauf schließen ließ, daß es Bären geben muß, gegen die er seine Schafe zu verteidigen hat.  Und obwohl wir noch erwartungsvoll die Pu-der-Bär-CD einwarfen und hofften, Harry Rowohlts Stimme wirke positiv auf Bären, ließ sich leider dennoch keiner blicken.
Vielleicht war das auch besser so, denn wir stellten fest, daß wir beide denn doch nicht ganz so sicher sind, was wir täten, wenn ein hungriger Bär sich unserer Küchentür nähert.
Jedenfalls waren wir recht sicher, die Richtung nicht ganz verfehlt zu haben und gar nicht weit weg von der „richtigen“ Straße zu sein.

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