Donnerstag, 29. September 2011

Schöner, wilder Norden


Zwar waren die Informationen des Bodyguards nur sehr ungenau, aber wir sind mal einfach davon ausgegangen, daß sie im Wesentlichen stimmen, haben sicherheitshalber Plan B und C ausgearbeitet und sind am nächsten Tag gestartet. Unser Ziel war Fierze, wo es Schiffe geben sollte, die flußabwärts, Richtung Shkoder, zum Meer fahren und Autos mitnehmen. Beim Blick auf die Karte erschien uns das sehr wahrscheinlich, denn eine passable Straßenverbindung gibt es nicht und die Landschaft erschien uns mehr als verheißungsvoll.
So also erst mal weiter nach Westen, entlang eines wunderschönen Tals, um dann auf die albanische Autobahn zu gelangen. Mit Stau ist hier eher nicht zu rechnen, das Verkehrsaufkommen kann man als sehr gering bezeichnen. Gegen Ende der Strecke war eine Kuhherde auf der Fahrbahn, es tummelten sich Fußgänger, Radfahrer und Traktoren. Und es gab eine  abenteuerliche Ausfahrt, die wir hätten nehmen müssen. Aber ich habe Klaus für völlig verrückt gehalten, als er auf einer zweispurigen Autobahn mit Mittelstreifen nach links abbiegen wollte.
Stimmte aber, wovon er mich beim Zurückfahren auch überzeugte.

Es folgte eine für albanische Verhältnisse großartige geteerte Straße, die uns in wilden, engen Serpentinen bergauf, bergab über ca. 60 Kilometer nach Norden führte. Ganz bis Fierze haben wir es nicht mehr schaffen wollen, haben es uns auf einem Platz in einer Kehre an einem Bergbach für die Nacht gemütlich gemacht. Schon bald kam ein Auto mit einigen jungen Männern, die uns unbedingt davon überzeugen wollten, in ihrem Hotel, das wir unterwegs gesehen hatten, zu nächtigen, denn hier sei es so gefährlich. Als wir uns auf die Umgangssprache Italienisch einigen konnten, verstanden wir ein wenig mehr – sie meinten, die Felsen über uns könnten runterfallen und uns Schaden zufügen, auf dem Hotelgelände sei es besser. Das war wirklich nett gemeint, wobei natürlich für die Jungs durchaus auch die Hoffnung auf ein wenig Geschäft war, ohne jeden Zweifel. Als wir munter versicherten, jeglichen Komfort und keinerlei Angst vor fallenden sassi zu haben, fuhren sie von dannen und wir blieben.
Keine hinterhältigen Steine störten unsere Nachtruhe.

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